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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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lediglich, er habe mehrere Meetings. Es war unmöglich herauszufinden, wo er sich aufhielt.
    Am Abend aß Webster eine halbe Pizza, trank Whisky und fühlte sich in seinem leeren Haus wie ein Fremder. Während er lustlos Fernsehen schaute, fürchtete er plötzlich, er würde es vielleicht nie wieder voller Menschen erleben. Er dachte daran, Elsa anzurufen, ließ es dann aber; sprach mit George Black und erfuhr, dass es vom Haus seiner Eltern nichts Auffälliges zu berichten gab; versuchte Ava zu erreichen und hatte ihre Mailbox dran. Dann telefonierte er mit Qazai und forderte ihn auf, Senechal per E-Mail mitzuteilen, dass er bereit sei, das Geld zu zahlen, und dass sie sich kommenden Nachmittag in der St. Pancras Station treffen würden, um die Übergabemodalitäten zu vereinbaren. Qazai sträubte sich dagegen, und Webster erklärte ihm mit mehr Geduld, als er verdient hatte, dass dies vielleicht die einzige Möglichkeit sei, Senechal aus der Deckung zu locken.
    Schließlich rief er im Haus seiner Eltern an. Würde Elsa rangehen, hätte das Schicksal bestimmt, dass sie miteinander reden sollten. Sein Vater nahm ab.
    »Hallo.«
    »Hi Dad.«
    »Ben. Hallo. Wie geht’s dir?« Die Stimme seines Vaters war sanft und kräftig. In einem Punkt war sie wie die von Oliver: Sie brachte einen dazu, dass man sich ihm anvertrauen wollte.
    »Mir geht’s gut, danke. Ich wollte nur mal anrufen und hören, wie’s euch so geht.«
    »Uns geht’s prima. Die Kinder bekommen Geschichten erzählt.«
    »Alle gut drauf?«
    »Alle gut drauf.« Eine Pause. »Was meinst du, wann kannst du zu uns kommen?«
    »Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht. Samstag vielleicht. Wir werden sehen.«
    »Und, alles okay?«
    »Alles okay.«
    »Willst du darüber reden?«
    Webster schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Er hätte gerne darüber geredet, doch das würde nichts bringen.
    »Nicht jetzt. Bald, vielleicht.«
    »Verstehe.«
    Einen Moment lang waren beide stumm.
    »Du darfst nie vergessen«, sagte sein Vater, »dass du nicht alleine für alles verantwortlich bist. Es sind auch immer noch andere daran beteiligt. Du neigst dazu, das zu vergessen.«
    »Einige trifft mehr Schuld als andere.«
    »Vielleicht. Aber nur, weil du dir so viel aufbürdest, wie du kannst. Und das ist gut so. Das tut nicht jeder.«
    Webster nickte. Er konnte nicht sprechen.
    »Es kommt alles wieder in Ordnung. Du wirst sehen.«
    Webster antwortete nicht.
    »Ich hoffe, wir sehen uns am Wochenende.«
    »Okay. Danke, Dad.«
    Er legte auf mit dem verwirrenden Gefühl, gleichzeitig jung und alt zu sein, der Sohn seines Vaters und der Vater seiner Kinder zu sein, müde und kindlich.
    In jener Nacht nahm er keine Schmerzmittel, und als Constance anrief, hatte er nur etwa eine Stunde geschlafen.
    »Ben, hier Fletcher. Du klingst gar nicht gut.«
    »Wie spät ist es?«
    »Hier ist es halb zehn. Bei dir etwas früher.«
    »Mein Gott, Fletcher.«
    »Ich dachte, du wolltest Neuigkeiten sofort erfahren.«
    »Ja. Sicher.« Er langte zu seinem Nachttisch hinüber und tastete im Halbdunkel nach seinem Glas, trank mit dem Mundwinkel unbeholfen einen Schluck Wasser und ließ sich nach hinten fallen. »Bist du in Beirut?«
    »Nein. Ich bin zurück im Paradies. Sie haben es aufgegeben, als ihnen klar wurde, dass ich sie wahrscheinlich ziemlich nerven würde.«
    Webster knurrte.
    »Ich weiß ein, zwei Sachen über deinen neuen Freund«, sagte Constance.
    »Über Rad?«
    »Über Mr. Zahak Rad.« Er machte eine Pause. »So, jetzt bist du wach.«
    »Erzähl weiter.«
    Constance stieß einen leisen Pfiff aus. »Das ist ein ganz schön übler Dreckskerl, mit dem du dich angelegt hast, mein Freund.«
    »Sag schon.«
    »Also. Bis vor ein paar Jahren war er ein hohes Tier beim VEVAK, er hat sein ganzes Leben für den Geheimdienst gearbeitet. Er hat dort, soweit bekannt, bereits als Teenager angefangen, direkt nach der Gründung. Während der Revolution saß er im Gefängnis, er war politischer Gefangener, weil er versucht haben soll, den Schah in die Luft zu jagen oder so was. Wie auch immer, offensichtlich hat er seitdem Karriere gemacht. Die Achtziger und Neunziger hat er in Europa verbracht und Regimekritiker ermordet. Oder dabei geholfen. Er wird in der Akte eines armen Schweins erwähnt, das in Paris beim Frühstück erschossen wurde. Er ist mehr oder weniger der Ansprechpartner für Auslandsoperationen und hat bis vor fünf Jahren die meiste Zeit außerhalb von Teheran gelebt, so gefragt war er.

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