Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)
Sie.«
»Mir ist nicht zum Scherzen zumute.«
»Das ist auch nicht im Geringsten lustig. Yves hat mich angerufen.«
Webster kratzte sich am Hinterkopf, kräftiger als angebracht. Er spürte, wie sich die Verkrampfung in seinem Nacken ein wenig entspannte. »Was … Wann hat er angerufen?«
»Gestern Abend.«
»Was wollte er?«
Den Blick auf die Hände gerichtet, trommelte Qazai für ein paar Sekunden auf die Schreibtischplatte.
»Geld.«
»Typisch.«
»Er will fünfzig Millionen Dollar. Als einen Bonus für die Durchführung unseres kleinen Plans, wie er es nannte.«
»Oder er lüftet das Geheimnis.«
Qazai atmete lange und schwer aus. »Sie hätten ihn töten sollen.«
»Vielleicht hätten Sie es tun sollen. Ich bin froh, dass ich es nicht getan habe.«
Einen Moment lang sagte keiner der beiden etwas.
»Können Sie ihn aufspüren?«, fragte Qazai.
»Ich habe Besseres zu tun. Aber ich könnte versuchen, mit ihm zu reden.«
»Das ist mehr als nur ein bisschen ärgerlich. Er will das Geld, bevor der Deal über die Bühne gegangen ist.«
»Haben Sie denn so viel?«
»Nein.«
»Sie sollten das Geld lieber auftreiben.«
»Ich will, dass Sie ihm das Handwerk legen.«
»Ich werde mein Bestes geben. Aber dafür will ich eine Gegenleistung.«
Qazai lehnte sich gegen seinen Schreibtisch. »Was?«
»Für meine Unterstützung. Zwei Sachen. Sie sagen den Italienern, dass sie mit dem aufhören, was auch immer Sie da angeleiert haben.«
Qazai hob unmerklich die Augenbraue. »Ich habe nichts zu tun mit Ihren Problemen in Italien.«
»Blödsinn. Sie sorgen dafür, dass das aufhört, oder ich werde, so wahr mir Gott helfe, alles tun, damit Rad Sie mühelos findet und fertigmachen kann.« Obwohl es Qazai schwerfiel, sah er ihm in die Augen. »Ich mein’s ernst.«
Qazai fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. »Yves hat sich darum gekümmert. Ich weiß nicht, was er getan hat.«
»Doch, das wissen Sie.«
»Nicht wirklich. Ich habe keine Ahnung, mit wem er gesprochen hat.«
Webster lachte. »Schauen Sie, ich bin mir nicht sicher, ob ich mich auf Yves verlassen kann. Ich bin mir nicht sicher, ob er mich noch mag. Darum müssen Sie ein paar Telefonate führen. Rufen Sie Ihren italienischen Anwalt an, oder Ihre Politikerfreunde, oder wen auch immer Sie dafür anrufen müssen, und regeln das – haben Sie kapiert?«
Qazai hatte kapiert.
»Die andere Sache dürfte für Sie kein Problem sein. Ich will, dass meine Familie finanziell abgesichert ist. Sollte ich das hier nicht überleben, möchte ich, dass an Ikertu Geld überwiesen wird.«
»Wie viel?«
»Eine Million Dollar. Aus Ihrem Vermögen. Ike wird die Zinsen zusammen mit den Leistungen aus meiner Lebensversicherung auszahlen. Ich möchte nicht, dass meine Frau davon erfährt.«
»Das ist nicht viel.«
»Es ist genug. Wäre es mehr, glaubt sie vielleicht, dass es von Ihnen kommt.«
Qazai nickte nachdenklich. »Wenn Sie sich um Yves kümmern, ja.«
»Nein. Ohne irgendwelche Bedingungen. Und ich will’s schriftlich.«
Qazai kniff die Augen zusammen.
»Es ist nur eine Million«, sagte Webster. »Selbst für einen bankrotten Milliardär ist das ein Klacks.«
Den Rest des Tages verbrachte Webster mit Oliver, der müde war und gereizt wirkte. Die American-Express-Karte gehörte Rads Alter Ego, Mohamed Ganem, war in Ägypten registriert, und nachdem Oliver am Morgen ein paar frustrierende Telefonate mit Kairo geführt hatte und ein paar nicht ganz so schwierige mit dem Hauptsitz in New York – er konnte äußerst glaubwürdig einen Ostküstenakzent imitieren –, hatte er schließlich herausgefunden, dass in den letzten achtundvierzig Stunden damit bei der Royal Air Maroc Flüge im Wert von dreitausend Dollar bezahlt und an einem Automaten in Heathrow Bargeld abgehoben worden war. Rad befand sich also in London, und auch wenn das keine Überraschung war, so wurde Webster jetzt doch klar, dass die Drohungen gegen ihn und Qazai ernst gemeint waren – allerdings hatte er nie daran gezweifelt – und dass er, während die Iraner ihre Pläne machten, vollkommen unfähig war, sich selbst etwas zu überlegen.
Senechals BlackBerry blieb ausgeschaltet, und Oliver fand heraus, dass seit dem Anruf bei Qazai gestern Nacht keine weiteren Telefonate geführt worden waren. Die letzten Zahlungen mit seiner Kreditkarte waren am Samstagabend für ein Hotel in Marrakesch und für einen Flug nach Paris am folgenden Tag gemacht worden. In seinem Büro hieß es
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