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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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wie man Kontakt mit ihm aufnehmen sollte, aber Hammer, eigenwillig wie immer, meinte, er brauche sich keine Sorgen zu machen: Wenn man jemanden nicht bitten konnte, zu einem zu kommen, musste man ihn zu sich locken.
    Am selben Abend, nachdem er die letzten Vorbereitungen für seinen Plan getroffen hatte, rief Webster im Haus seiner Eltern an, und nach einem kurzen Gespräch mit seiner Mutter verlangte er Elsa. Er hörte Schritte, die den langen Flur, der ins Wohnzimmer führte, hinunter verschwanden, und in der anschließenden Stille sah er vor seinem geistigen Auge das Haus, das er so gut kannte: das alte Telefon, das auf der Arbeitsfläche in der Küche stand und dessen Schnur von der Wand baumelte; das dunkle Kinderzimmer darüber, mit den beiden geöffneten Fenstern hinter den gestreiften Vorhängen, während Daniel und Nancy unter dicken gestreiften Bettdecken schliefen; das Wohnzimmer, wo Elsa mit seinem Vater saß und fernschaute oder Zeitung las und in dem die dunkelroten Wände das warme Licht reflektierten. Er stellte sich vor, wie Elsa aufstand, und fragte sich, ob sie auch diese merkwürdige Mischung aus Hoffnung und Furcht verspürte, wenn sie sich auf diese Entfernung unterhielten.
    Er hörte ihre Schritte, und dann ihre Stimme, sie klang müde. »Hi.«
    »Hi.« Er zögerte, weil er nicht wusste, wie er anfangen sollte. »Geht’s dir gut?«
    »Mir geht’s gut.«
    »Und den Kindern?«
    »Auch gut. Sie schlafen.« Er konnte Elsa deutlich vor sich sehen. Bestimmt stand sie, den Blick zu Boden gerichtet, mit dem Telefon in der linken Hand da und umklammerte mit der rechten ihren Nacken. Er konnte sehen, wie sie mit leicht geschürzten Lippen ihre Worte zurückhielt.
    »Was treiben sie so?«
    Elsa schwieg einen Moment, und er wusste, dass er die falsche Frage gestellt hatte. Das hier war kein normales Gespräch. »Dies und das. Das Übliche.«
    Webster ließ seinen Blick durch das verkratzte Glas der Telefonzelle wandern. Hinter den dunklen Bäumen des Parks war gerade die Sonne untergegangen, und der Himmel war von einem zarten Rosa überzogen. Morgen würde es wieder ein schöner Tag werden. »Du fehlst mir«, sagte er.
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    Er nahm den Hörer vom Mund, damit sie ihn nicht hörte, und seufzte. Er wünschte sich so sehr, dass sie einen Schritt auf ihn zuging. Er hätte das Zehnfache von Rads Scheinabfindung hergegeben für die Gewissheit, dass er eines Tages seine Familie zurückbekäme. Doch Elsa war nicht die Frau, die Versprechungen machte, und er hatte auch nichts getan, womit er es verdient hätte. Und was er gleich sagen würde, würde daran nichts ändern.
    »Morgen …« Er zögerte. Schloss fest die Augen und öffnete sie wieder. »Morgen müsst ihr woanders hinfahren. Nur für zwei Tage …«
    »Was soll das heißen, woanders hin?«
    »Ein paar Freunde von mir werden vorbeikommen …«
    »Was verdammt noch mal soll das heißen? Was hast du angestellt?«
    »Nichts. Es ist nur … Die Sache wird jetzt brenzlig, für ein, zwei Tage. Länger nicht. Darum müsst ihr für zwei Tage woanders hin.«
    Schweigen. Er konnte sie den Kopf schütteln sehen. »Mein Gott. Mein Gott, Ben. Wie kann es sein, dass wir hier nicht sicher sind? Ich dachte, wir seien nur in unserem eigenen Haus nicht sicher. Deinetwegen. Scheiße, ich wusste ja nicht, dass wir auf der Flucht sind.«
    »Das seid ihr auch nicht …«
    »Halt. Jetzt red ich. Willst du damit sagen, dass womöglich jemand hier auftaucht und uns angreift? Deine Kinder? Ist das der Grund?« Sein Schweigen verriet ihr, dass sie richtiglag. »Was hast du nur getan? Dass du deine Kinder in Gefahr bringst. Was hast …« Vor Wut und Sorge verschlug es ihr die Sprache.
    Webster stützte seinen Ellbogen auf das Telefon und hielt mit der freien Hand seine Stirn und kratzte so kräftig seine Kopfhaut, dass er spürte, wie seine Nägel sich hineinbohrten. Er hatte nichts zu sagen. Nur Anweisungen zu geben.
    »Hör zu«, sagte er schließlich. »Halt. Hör zu. Ich hab’s versaut. Ich weiß. Und du weißt, dass ich das weiß. Aber ich bringe das jetzt wieder in Ordnung. Ich habe mich um die Sache in Italien gekümmert. Und ich sorge dafür, dass wir in drei Tagen nichts mehr zu befürchten haben. Nicht das Geringste. Verstehst du? Aber bis dahin musst du an einem absolut sicheren Ort sein. Nicht an einem Ort, wo du wahrscheinlich sicher bist, sondern absolut sicher. Danach besteht für alle von uns keine Gefahr mehr. Und für euch ganz

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