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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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heiße Dunkelheit, nachdem er dem Empfangschef kurz mitgeteilt hatte, dass Zimmer 2307 jetzt frei sei.
    Es war eine wunderbare Nacht zum Abhauen. Im Westen waren die letzten Sonnenstrahlen verschwunden, und am Horizont konnte Webster ein Dutzend Sterne ausmachen, die über den grellen Lichtern der Stadt nur ganz zart leuchteten. Er trat unter dem gewölbten Segel des Burj hervor, um die Nacht in ihrer Gänze zu betrachten, und versuchte sich bewusst fünfzig Jahre zurückzuversetzen. Wie mochte dieser Ort wohl ausgesehen haben, als die höchsten Gebäude hier noch Moscheen waren und die Flugzeuge auf Sandpisten landeten? Zu seiner Überraschung fiel es ihm nicht besonders schwer. Mit seinen künstlichen Inseln und den Indoor-Skihängen war Dubai so sehr ein Produkt der Fantasie, dass man leicht glauben konnte, all das würde gar nicht existieren, und die Wüste erstrecke sich immer noch durchgängig bis zum Meer.
    Durch das rhythmische Krächzen eines angejahrten Motors wurde Webster aus seinen Gedanken gerissen, und als er den Blick senkte, sah er ein tiefliegendes altes amerikanisches Cabrio mit heruntergelassenem Verdeck, schwarz lackiert und so glänzend, dass man das Gefühl hatte, in eine Öllache zu schauen. Hinter dem Steuer saß Constance. Er trug einen cremefarbenen Leinenanzug mit knallroter Krawatte, und während er vor Webster wendete, hob er den Kopf und strahlte ihn durch das dichte Gestrüpp seines grau melierten Bartes an.
    »Schnell!«, brüllte er unnötig laut. »Steig ein. Bevor sie merken, dass du die Biege machst.«
    Webster grinste, warf seinen Koffer auf den Rücksitz, und während er die Tür schloss, schob Constance sich mit dem großen Wagen lässig an einem wartenden Maserati vorbei und raste dann auf die Hotelbrücke zu, der Motor kreischte im ersten Gang.
    »Ich komm mir vor wie der verdammte Lancelot!«, brüllte er gegen den Lärm an.
    »Freut mich, dass du mich rettest«, sagte Webster.
    »Die wollten mich mit dem Wagen nicht durchlassen. Aber als ich ihnen gesagt hab, ich bin ein guter Freund von Darius Qazai, haben sie sich’s anders überlegt.«
    Webster lachte. »Eine ganz schön alte Mühle hast du da.«
    Constance sah ihn entrüstet an. »Ihr Briten habt keinen Stil. Das hier, du Unwissender, ist ein 78er Cadillac Seville. Ein Freund von mir hat das Dach entfernt. Schön, dass er dir gefällt. Auch eine?« Er zog eine Packung Zigaretten aus einer Tasche, schnippte sie geschickt auf und schob eine für Webster heraus.
    »Nein danke.«
    »Ich dachte, du rauchst.«
    »Später.«
    Die Fahrt dauerte zwanzig Minuten, und alle dreißig Sekunden wechselte Constance mit dem Cadillac die Spur und versuchte vergeblich, die anderen Autos zu überholen. Er erklärte, dass er sie nach Deira bringen würde – Dubais zweites Zentrum auf der anderen Seite des Creek und der einzige Ort, an dem er es für längere Zeit aushalte; dort würden sie was essen gehen und dann zu seinem Haus fahren. Während er den Wagen steuerte, zeigte er ihm die Sehenswürdigkeiten der Stadt und vermischte historische Daten mit anschaulichen Anekdoten über Wirtschaftsverbrechen, gewaltige Schuldenberge und die unzähligen aberwitzigen Projekte, die während der Finanzkrise begraben worden waren.
    »Siehst du den Wolkenkratzer da? Mit dem Baugerüst?«, brüllte er in Websters Richtung, und jedes Mal, wenn er etwas sagte, schaute er zu ihm hinüber, während sein langes graues Haar, das eben noch nach hinten geflattert war, ihm ins Gesicht wehte. »Das ist der Hauptsitz der United Development Bank. Anfang 2008 wurde mit dem Bau begonnen. Nicht besonders sexy, was? Sie haben gerade erst die Arbeit wieder aufgenommen. Die Bank wird die Hälfte der Stockwerke übernehmen, und der Rest wird lange Zeit leer stehen. Aber das kümmert die nicht. Die interessiert nur, dass es mehr Parkplätze hat als jedes andere Gebäude in Dubai. Die Leute sind völlig verrückt nach Parkplätzen. Nach Höhe und Parkplätzen. Schön, dein Wolkenkratzer ist vielleicht einen Kilometer hoch, aber in meinem können zehntausend Autos parken.«
    »Zehntausend?«
    »Ich übertreibe ein bisschen.« Constance lachte. »Aber bei so einem Scheiß kriegen die hier einen Ständer. Sie lieben es einfach zu bauen. Da, das, mein Freund, ist der Beweis.« Aufgeregt deutete er über Webster hinweg auf eine riesige leuchtende Silbernadel, die die Nacht durchbohrte. »Der andere Burj . Der Burj Khalifa . Das höchste Gebäude der Welt. Das stand noch

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