Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)
siehst beschissen aus. Leg das Jackett ab. Ich hab zwar keine passende Hose, aber einen Pullover. Zum Glück brennt ein Feuer. Komm mit.«
Er ging die Treppe hinauf. Webster hing das triefnasse Jackett an einen Kleiderständer in der Ecke und betrat das Arbeitszimmer. Auf einem Tisch bei Ikes Stuhl, einem Ding mit Armlehnen und langer Rückenstütze, standen ein Punktstrahler und ein leeres Glas neben einem aufgeschlagenen Exemplar von Livius’ Römische Geschichte , das mit den Seiten nach unten und durchgedrücktem Rücken dalag. Webster blieb einen Moment am Feuer stehen und betrachtete die Bücher in den Regalen zu beiden Seiten des Kaminsimses.
»Du hast mich erwischt, wir haben Juni, und das Feuer brennt. Wie peinlich. Die Wahrheit ist, ich habe mich nicht besonders gut gefühlt, aber bei deinem Anblick geht’s einem gleich besser. Hier, versuch’s mal.« Hammer reichte Webster eine dicke braune Strickjacke mit Schalkragen, ähnlich wie die, die er selbst trug. »Niemand wird dich sehen. Da. Ach ja, möchtest du was trinken?«
Webster schüttelte den Kopf. »Besser nicht, danke.«
»O doch. Ich trinke ein Bier.«
Webster entschied sich für einen Whisky, zog die Strickjacke an, die eng und schwer war, und setzte sich mit dem Rücken zum Feuer. Er hätte Elsa anrufen sollen, bevor er hereingekommen war. Er warf einen Blick auf seine Uhr und stellte mit einem anhaltenden stechenden Gefühl des Bedauerns fest, dass sie bei seiner Rückkehr bereits im Bett läge und entweder schlief oder so tat.
»Hier. Mit einem Schuss Wasser.«
»Danke.«
Er sah Hammer dabei zu, wie er sein Bier aus der Flasche in ein hohes Glas schüttete, er vergaß es jedoch zu neigen, sodass sich eine große Schaumkrone bildete. Dann tranken sie.
»Tja«, sagte Hammer, während er sich Schaum von der Oberlippe leckte. »Mr. Senechal hast du es also zu verdanken, dass du wieder auf freiem Fuß bist.«
»Ich verdanke ihm alles.«
»Was ist passiert? Ich hatte mit einem weiteren Anruf gerechnet.«
»Ich wollte bis morgen warten. Bis die Sache sich geklärt hätte. Leider keine kluge Idee.« Er nahm einen weiteren Schluck; der Whisky war ausgezeichnet, und das Brennen in seiner Kehle fühlte sich gut an. »Sie haben mir eine Falle gestellt. Oder eine Möglichkeit genutzt, die ihnen auf dem Präsentierteller angeboten wurde. Aber ich glaube, sie haben mir eine Falle gestellt.«
»Sie haben dich verhaften lassen?«
»Warum nicht? Das ist Italien. Er besitzt das Haus seit zwanzig Jahren. Genug Zeit, um Kontakte zu knüpfen.«
Hammer runzelte die Stirn. »Dann haben sie ganze Arbeit geleistet. Wenn sie es denn waren.«
»Sie haben mich überprüft. Da bin ich mir sicher. Neulich war unser Müll schon um sechs Uhr morgens nicht mehr da. Unser Recyclingmüll war verschwunden. Und letzte Woche hat mich Lester von GIC angerufen, nachdem ein Headhunter bei ihm angerufen hatte, der wissen wollte, warum ich damals die Firma verlassen habe.« Er machte eine Pause. »Das waren die.«
Hammer holte durch die Nase tief Luft. »Du glaubst, dass Darius Qazai in deinem Müll herumwühlt?«
»Würdest du das an seiner Stelle nicht auch tun?«
Hammer zog die Augenbrauen hoch und nickte. Er trommelte mit den Fingern auf der Armlehne seines Stuhls, während er weiter nickte, langsam und sanft bewegte er den Kopf hin und her, was bedeutete, dass er intensiv nachdachte.
»Also«, sagte er. »Sie wollen, dass du dich ihnen gegenüber verpflichtet fühlst. Das Zuckerbrot ist, dass sie dich nicht mehr mit der Peitsche schlagen.«
»Das ist Zuckerbrot Nummer zwei.«
Hammer sah ihn fragend an.
»Senechal hat versucht, mich zu bestechen. Er meinte, sie würden sich erkenntlich zeigen, wenn wir die Sache zu ihrer Zufriedenheit erledigen.«
»Bist du sicher?«
»Wäre ich darauf eingegangen, hätten sie die Italiener aufgefordert, sich zurückzuhalten. Keine Frage. Das war ein Test. Der ganze Aufenthalt am Comer See.«
Hammer saß da und dachte weiter nach. »Das scheint mir ein bisschen viel Aufwand zu sein. Ich hatte keine Ahnung, dass ihm die Sache so wichtig ist.«
»Ziemlich. Seine Tochter meinte, wir wären wichtiger für ihn, als wir vielleicht glauben.«
»Sie war auch da?«
»Oh, sie waren alle da. Wahrscheinlich um den Eindruck zu verhindern, dass es bei dem Besuch nur um mich geht.«
Erneut holte Hammer tief Luft. »Solltest du recht haben, lassen wir den Fall sausen.«
Webster stellte sein Glas ab und schüttelte den Kopf. »Wir
Weitere Kostenlose Bücher