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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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fragte sie schließlich.
    »Ich habe mich mit Qazai getroffen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Damals. Was hast du da gemacht?«
    »Willst du wissen, ob ich schuldig bin?«
    Sie antwortete nicht.
    »Herrgott, es geht bei der Sache nicht darum, was ich tatsächlich getan habe.« Plötzlich verspürte er das kindliche Verlangen, eine Zigarette zu rauchen. Und nach draußen zu gehen.
    Ohne sich zu rühren, musterte Elsa ihn einen Moment lang. »Gut. Mehr wollte ich nicht wissen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Weißt du was? Vergiss es. Ich bin für heute genug verhört worden.«
    »Wo gehst du hin?«, rief sie ihm nach, als er die Küche verließ und anfing, sein Fahrrad zur Tür zu schieben.
    »Raus.« Aber er wusste, wohin. Er würde sich mit Ike treffen. »Ich kapier nicht, warum du mir nicht einfach vertrauen kannst.« Er warf ihr über die Schulter einen Blick zu, provozierend in seiner Rechtschaffenheit und Verlogenheit.
    »Würd ich ja gerne. Aber wenn du mir alles erzählt hättest, würdest du nicht davonlaufen.« Sie hatte die Arme verschränkt und sah ihm unverwandt in die Augen. Als er ihrem Blick nicht mehr standhalten konnte, ging er.
    Etwa einen Kilometer von seinem Haus entfernt hörte Webster auf zu strampeln, fuhr an den Straßenrand und langte unbeholfen nach unten, um die flatternden Hosenbeine des Anzugs in seine Socken zu stopfen. Der eben noch sommerliche Nieselregen fiel jetzt dicht und gleichmäßig, und als er sich bückte, spürte er, wie seine Oberschenkel und seine Schulter nass und kalt wurden.
    Eigentlich hätte er umdrehen, sich bei Elsa entschuldigen und ihr alles erzählen sollen – oder zumindest mehr. Aber er wusste, was für einen Rat sie ihm geben würde, und auch wenn er ihm einleuchtete, hatte er nicht vor, sich danach zu richten, denn er stand im Widerspruch zu dem Plan, der ihm durch den Kopf geisterte. Also radelte er weiter, wütend auf sich selbst, vorbei am Queen’s Park, langsam über die Finchley Road und dann mit einem letzten kräftigen Antritt geradeaus rauf nach Hampstead, wo die Häuser immer älter und stattlicher wurden. Inzwischen hatte es sich abgekühlt. Von seiner Stirn tropfte Wasser, und seine Waden schmerzten. Durch die Wolken und die Äste der Platanen drang das letzte Licht des Tages kaum zu ihm, und in seinem dunklen Anzug, der durch den Regen noch dunkler wirkte, ohne Lichter am Fahrrad, fühlte er sich nach einem Tag voller Kontrollen wohltuend unsichtbar. Er zog nicht gerne die Aufmerksamkeit auf sich, das hatte er noch nie. Nach und nach brachten die kalte Luft und die Bewegung wieder Ordnung in seine Gedanken.
    Hammers Haus befand sich drüben am Park, an der Spitze von Hampstead, wo es Richtung Kentish Town und weiter zur City hin abfiel. Er lebte dort seit zwanzig Jahren, und seit das Haus ihm gehörte, verströmte es wieder etwas von seiner ursprünglichen Atmosphäre aus dem achtzehnten Jahrhundert: Er hatte überall die Eichenvertäfelung restaurieren lassen, hatte seinen Fernseher in einen der oberen Räume verbannt und bevorzugte gedämpftes Licht und Kaminfeuer, sodass man in einer Nacht wie dieser nur erkennen konnte, ob er da war, indem man um die Rollläden herum nach einem schwachen Schimmer Ausschau hielt. Abgesehen von seiner Haushälterin, die im Dachgeschoss wohnte, lebte Hammer allein.
    Heute Abend war er zu Hause, und Webster war erleichtert. Ike ließ komplizierte und unangenehme Dinge als lösbar erscheinen, und es gab keinen Besseren, den man aufsuchen konnte, wenn man verwirrt war. Man lief von einem Therapeuten in die Arme des nächsten, dachte Webster, während er sein Fahrrad an den Gitterzaun kettete, weil einem die Diagnosen einfach nicht gefallen wollten.
    Er betätigte kräftig den Türklopfer aus Messing. Als sich die Tür öffnete, war sie mit einer Kette gesichert; irgendwie passte es nicht, dass sich jemand so Streitbares auf so etwas Simples verließ. Hammer lehnte die Tür an, löste die Kette und schaute mit leicht überraschtem Blick zu Webster.
    »O mein Gott! Man hat dich einer Waterboarding-Folter unterzogen. Komm rein. Komm rein.«
    In der Diele war es warm, und auf den graugrünen Wänden im Arbeitszimmer zur Linken konnte Webster oranges Licht flackern sehen. Hammer trug seine Lesebrille, die zierlicher wirkte als die dicke Hornbrille bei Ikertu, und im Halbdunkel wirkte er ebenfalls zierlicher, auch älter.
    »Bist du gelaufen?«
    »Geradelt.«
    »Hat Elsa den Wagen?«
    Webster lächelte bloß.
    »Du

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