Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)
können nicht aufhören, bevor wir wissen, wovor er solche Angst hat. Was wir seiner Meinung nach herausfinden werden. Sonst lässt er nicht locker, und die Italiener auch nicht.«
»Was haben sie gegen dich in der Hand?«
Er kniff die Augen zusammen. »Die Privatdetektive, die ich damals beauftragt habe …« Er seufzte. »Sie waren gründlich.«
»Wie gründlich?«
Webster zögerte. »Sie haben die Computer gehackt.«
»2004? Da waren sie aber mit die Ersten. Ist das alles?«
Webster schaute zu ihm auf, und nach einer Pause antwortete er. »Der übliche Kram. Bankauszüge. Anruflisten. Und ich glaube, dass sie jemanden bei der Polizia bezahlt haben, um an seine Akte zu gelangen. Außerdem sind sie in sein Büro eingebrochen.«
»Wessen Büro?«
»Ruffinos. Sie haben alles fotografiert, was ihnen vor die Linse kam. Man könnte sagen, das ging über ihren Auftrag hinaus.«
Hammer trommelte mit den Fingern und wiegte den Kopf hin und her. »Die Polizei weiß davon?«
»Schon möglich, ja, nach dem zu urteilen, was sie gestern gesagt haben.«
»Und du wusstest nichts davon?«
»Nicht das Geringste. Erst als sie mir ihren Bericht gezeigt haben. Aber es ist nicht leicht, das zu beweisen.«
Eine Pause. »Als ich dich engagiert habe, meintest du, die Sache sei erledigt.«
»Das war sie auch.«
Hammer nahm einen Schluck und dachte einen Augenblick nach. »Warum bist du hergekommen? Wenn du den Fall gar nicht abgeben willst?
Webster zögerte. Er wollte Hammers Okay, gegen Qazai mit seinen eigenen Mitteln zurückzuschlagen, alles zu tun, was nötig war, um ihn zu entlarven; allerdings hatte er erwartet, Hammer wäre über den Vorfall heute genauso verärgert wie er, darum brachte ihn seine nüchterne Reaktion ins Grübeln.
»Um die Sache durchzusprechen. Um deine Rückendeckung zu kriegen.«
»Wofür?«
Wie immer wusste Ike, was er wollte. »Für nichts. Eigentlich müsste dir doch klar sein, dass der Klient, auf den du so scharf warst, im Grunde genommen ein Betrüger ist.«
»Bist du sicher?«
»Herrgott, was brauchst du denn noch? Die erpressen mich. Und das würden sie nicht tun, wenn sie sich nicht von mir bedroht fühlen würden.«
Hammer hörte auf zu trommeln. Im Schein des Feuers wirkten seine Augen jetzt ernst, eindringlich. »Solltest du recht haben, finde etwas, mit dem wir ihn drankriegen können. Andernfalls lass die Sache auf sich beruhen. Ich habe weder etwas entdeckt, was dafür, noch etwas, was dagegen spricht. Hat Senechal tatsächlich versucht, dich zu bestechen? Bestimmt hat er das. Es passt zu ihm. Aber dir eine Falle stellen?« Er hielt inne. »Mir scheint, als wäre das nicht nötig gewesen.« Er gab Webster Zeit, die Worte sacken zu lassen. »Dein Job ist es, der Welt mitzuteilen, ob er sauber ist oder nicht. Aber nicht aufgrund irgendeines Verdachts. Man kann so einen Mann nicht vernichten ohne stichhaltige Beweise. So lange ist er unser Klient. Er hat uns eine Menge Geld gezahlt, und dafür schulden wir ihm mehr als nur ein paar Verdächtigungen.«
Webster trank hastig von seinem Scotch. Dann erhob er sich, zog Hammers Strickjacke aus, legte sie auf die Rückenlehne und wandte sich zum Gehen.
»Gleich bei unserer ersten Begegnung wusste ich, mit ihm stimmt etwas nicht«, sagte er. »Ich kann nicht glauben, dass du das nicht erkennst.«
»Für Erkenntnisse bist du zuständig.«
Webster schüttelte den Kopf. »Während du die Honorare im Auge behältst? Verstehe.«
Er bedankte sich flüchtig für den Drink und brach auf, nahm sein feuchtes Jackett vom Ständer und zog es draußen, im stärker werdenden Regen, über. Es gab nur eine Möglichkeit, Qazai dranzukriegen, aber davon, das wurde ihm jetzt klar, durfte er niemandem erzählen.
Am nächsten Tag, nach einem Morgen zu Hause in frostiger Atmosphäre, brachte Webster Nancy zur Schule und Daniel in den Kindergarten, dann fuhr er unauffällig zur Caledonian Road, um Dean Oliver aufzusuchen; vorher machte er einen Zwischenstopp in Queen’s Park, um Elsa Blumen schicken zu lassen. Sie waren nur ein schwacher Ersatz für Ehrlichkeit, aber damit konnte er nicht dienen, noch nicht. Während seiner Zeit bei Ikertu hatte er ihr meist alles erzählt und nur die Einzelheiten weggelassen, die sie, wie er glaubte, schockieren oder langweilen könnten. Der aktuelle Fall allerdings würde ihr Angst einjagen, und obwohl es unredlich war, hatte er sich dazu durchgerungen, sie lieber zu belügen als sie zu verängstigen. Während der
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