Die Kunstjaegerin
ist ein Feind der Kirche.
Mein größter Wunsch ist, dass nach meinem Tode nichts der Kurie in die Hände fällt, was der Welt zugedacht war. Langsam fühle ich mich immer schwächer. Ich glaube, dies war das letzte Manuskript, das ich aus der Verbannung schmuggeln konnte.
Auch Euer Gesundheitszustand beunruhigt mich zutiefst, ich bitte Euch, seht zu, dass Ihr genesen möget. Ich weiß nun gar nicht, ob ich Euch den Plan noch zumuten kann. Doch ist es eine Aufgabe, die Euch zwingt am Leben zu bleiben. Bevor sie nicht erledigt ist, dürft Ihr nicht gehen, versprecht es mir!
Ich schicke Euch meine besten Wünsche, umarme und küsse Euch!
Euer G.
Kapitel 15
Florenz, Donnerstagnacht, 14. November Eine Windböe rüttelte am Auto, Theresa saß zitternd auf der Rückbank. Dino lag neben ihr. Sie zog ihn zu sich, er schnaufte leise, wachte aber nicht auf. Hauptsache er lebte! Als der Anrufer sie mit seinen Drohungen gezwungen hatte, ins Auto einzusteigen, dachte sie schon, er wäre tot.
Sie sah im Rückspiegel ein dunkles Paar Augen, das sie beobachtete. Angestrengt dachte sie nach. War sie ihm nicht schon einmal begegnet? War das nicht …? Natürlich! Sie hatte sie ihn flüchtig bei Wenz gesehen, am Tag nach dem Mord in der Menschenmenge, und später wieder im Wiener Auktionshaus!
Deshalb war er ihr bei der Versteigerung bekannt vorgekommen!
Sie wagte nicht zu sprechen. Stumm fuhren sie weiter, bis er in der Nähe der Uffizien parkte. Theresa versuchte die Tür von innen zu öffnen, doch sie war verschlossen. Keine Möglichkeit zur Flucht.
Aber wie könnte sie auch den betäubten Dino mitnehmen?
Unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, ließ sie den Griff los.
Der Entführer riss die Tür von außen auf und zischte: »Steig aus und komm mit! Ich trage deinen Sohn und habe dabei immer eine Waffe auf ihn gerichtet. Also denk nicht mal daran zu fliehen.«
Selbst wenn sie gewollt hätte, es wäre unmöglich gewesen. Sie war in Lähmung erstarrt. Nur langsam schaffte sie es, aus dem Wagen zu klettern. Sie gingen zu einem Hintereingang und Theresa überlegte fieberhaft, welcher der Sustermans-Experten hier in den Uffizien arbeitete. Dass er einer der Italiener sein musste, die sie angemailt hatte, war ihr inzwischen klar. Auch wenn er fast akzentfrei deutsch sprach. In ihrem Gehirn begann es zu rattern.
Mit Dino in der einen und der Pistole in der anderen Hand signalisierte er ihr, den Schlüssel aus seiner Tasche zu holen und aufzusperren. Da fünf am Bund befestigt waren, sah sie ihn fragend an.
»Der silberne. Schnell, beeil dich!«
Als sie die Tür hinter sich verschlossen hatte, befahl er ihr, die Schlüssel wieder in seine Hose zu stecken und scheuchte sie durch die langen Gänge. Diesmal hatte sie keinen Blick für die prachtvollen Wandmalereien. Ihr einziger Gedanke war, dass sie sich den Weg einprägen musste – Treppen hoch, Korridore entlang, links, rechts, links. Dann stieß er sie in eines der Zimmer, legte Dino auf ein Sofa und zischte: »Setz dich auf den Sessel!« Mit einem Seil, das er aus seiner Jackentasche zog, fesselte er sie. Ihre Hände waren hinter dem Rückenteil verschränkt und sie konnte nur noch den Kopf bewegen. Aber das Wichtigste war, dass sie gegenüber von Dino saß. Verzweifelt bemerkte sie, dass er noch immer nicht wach war.
»Was wollen Sie von uns?« Ihr gesamter Körper zitterte, sie bekam kaum Luft.
»Keine Angst, wenn du kooperierst, werde ich euch laufen lassen.«
»Natürlich werde ich kooperieren, ich bin doch sofort nach Ihrem Anruf rausgekommen.« Sie deutete mit dem Kinn zu Dino.
»Was haben Sie mit meinem Sohn gemacht?«
»Der schläft ein bisschen. Marzipan mit etwas Valium. Hat ihm gut geschmeckt. Und jetzt rede!«
»Was …« Sie stockte, kämpfte gegen ihre Tränen an. Dann sprach sie leise weiter: »Was wollen Sie wissen? Wer sind Sie überhaupt?«
»Du kennst mich nicht? Obwohl du mir geschrieben hast?« Er sah sie abschätzend an. »Ich bin Dottore Casagrande. Und ich will endlich die Information!«
Schon wieder! Angestrengt versuchte sie, ihr Gehirn auf Touren zu bringen, konnte jedoch nur daran denken, dass sie sich in einem Raum mit einem Mörder befand. Einem, der Menschen ins Gesicht schoss. Schweiß lief Theresa über die Stirn und den Rücken hinunter. Die Information hatte sie doch längst abgehakt! Er besaß das Bild, die Dokumentation, was wollte er noch? Sie musste Zeit gewinnen.
»Aber ich habe keine Informationen. Was kann ich Ihnen
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