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Die Kunstjaegerin

Die Kunstjaegerin

Titel: Die Kunstjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elis Fischer
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sagen, ich weiß nichts!«
    Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und spürte, wie ihr Puls zu rasen begann. Oh nein, jetzt nicht! Zu spät – Theresa zitterte, mit jedem Herzschlag hob und senkte sich ihr gesamter Oberkörper. Das Rauschen des Blutes dröhnte in ihren Ohren. Sie musste sich nach vorne lehnen, damit es aufhörte, doch sie war zu straff an den Sessel gefesselt. Sie brauchte einen der Betablocker aus ihrer Geldbörse, aber sie wagte nicht, Casagrande danach zu fragen. Stattdessen schluchzte sie: »Was wollen Sie nur von uns?«
    »Ich will wissen, wer der Empfänger ist!«, schrie er, donnerte mit der Faust auf den Tisch, den er zwischen Theresa und Dino gestellt hatte, und sprang auf. Theresa zuckte erschrocken zurück und schlug dabei mit dem Kopf gegen die Stuhllehne. Ihr Herz schlug ihr nun bis zum Hals.
    »Ich brauche eine Tablette aus meiner Handtasche, sonst beruhigt sich mein Puls nicht«, flehte sie ihn an.
    Er betrachtete kurz ihren zitternden Körper und fragte: »Wo sind sie? Bevor du nicht mehr reden kannst!«
    »In der … der Geldbörse«, stammelte sie und dachte, dass sie gleich in Ohnmacht fallen würde.
    Casagrande holte den Betablocker und schob ihn ihr in den Mund. Wie bei einem Placeboeffekt fühlte sie sofort eine leichte Entspannung.
    Sie musste sich beruhigen – und ihn, dachte Theresa und schloss die Augen. Er hatte ihr gerade geholfen, also war er nicht durch und durch ein schlechter Mensch. Vielleicht konnte sie ihn in ein Gespräch verwickeln.
    Sie atmete tief ein und genauso lange wieder aus. Nur wer richtig atmete, konnte auch vernünftig denken . Allmählich begann sich ihr Herzschlag zu normalisieren, das Rauschen in ihren Ohren wurde leiser, die Halsschlagader schwoll nicht mehr an. Trotzdem zitterte sie noch vor Aufregung.
    Casagrande stellte sich ganz nahe vor sie hin und beugte sich zu ihrem Ohr. Sein Sakko öffnete sich und Theresa sah den Revolver, der in seinem Hosenbund steckte.
    »Noch mal«, sagte er langsam und Theresa spürte Tröpfchen seines Speichels auf ihrer Wange. »Ich will wissen, wer der Empfänger ist.« Er betonte jede Silbe.
    »Welcher Empfänger? Wovon sprechen Sie?«, schluchzte sie und ihre Stimme überschlug sich. Sie war ratlos und gleichzeitig panisch, weil sie ständig diese Pistole anstarren musste. Ihr Herz begann wieder zu rebellieren.
    »Hör auf zu lügen! Du weißt genau, was ich suche! Ich bin dir gestern durch Florenz gefolgt.«
    Gestern? Da war sie den Spuren ihrer Jugend gefolgt! Aber das durfte sie Casagrande nicht sagen, er würde noch mehr ausrasten.
    »Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie sprechen!«, schluchzte sie.
    »Stell dich nicht dumm, ich suche natürlich den Empfänger des Manuskripts!«
    Er holte einen Sessel und setzte sich ihr gegenüber hin. Theresa bemerkte, dass sein blauer Anzug zerknittert war und Schmutz seine braunen Schuhe bedeckte. Die Garderobe hatte er auch schon in Wien getragen! Sie schüttelte den Kopf. Woran dachte sie nun wieder? Andererseits halfen ihr diese Banalitäten, den Revolver zu vergessen und sich in den Griff zu bekommen. Sie durfte jetzt nicht ausflippen, das würde Dino und sie das Leben kosten.
    Theresa schluckte den letzten Rest Spucke, den sie noch im Mund hatte, und fragte Casagrande so ruhig wie möglich: »Ich weiß nicht, welches Manuskript Sie meinen. Bitte erklären Sie mir, worum es hier geht.«
    Sie musste Zeit gewinnen. Aber wofür? Keiner wusste wo sie war. Das Handy, über das sie hätte geortet werden können, hatte er vor dem Palazzo aus dem Autofenster geworfen. Sie war die Einzige, die sich und Dino aus dieser Situation retten konnte. Nur war Dino betäubt und sie gefesselt! Theresa brauchte einen Plan, einen wirklich guten Plan! Er sollte reden, damit sie ihre Fluchtmöglichkeiten überdenken konnte.
    »Ich habe Briefe von Galileo Galilei an Bonaventura Igowski gefunden«, sagte ihr Entführer.
    Jetzt verstand Theresa. »Oh, mein Gott«, murmelte sie. »Flora hatte recht, ein Geheimbund.«
    »Kein Geheimbund! Ich – ich alleine suche dieses Bild, seit ich 17 bin.«
    Theresa sah ihn überrascht an. »Wieso?«
    Casagrande sah sie lange schweigend an. Schließlich entschloss er sich zu erzählen. »Vor 45 Jahren habe ich Briefe entdeckt. Sehr alte Briefe. In einem Möbelstück vom Sperrmüll, damals konnte ich mir nichts Besseres leisten. Aber das ist eine andere Geschichte.«
    Er lachte kurz auf. »13 Briefe, fein säuberlich in einer Ledertasche verpackt,

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