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Die Kurtisane des Teufels

Die Kurtisane des Teufels

Titel: Die Kurtisane des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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ihre Tochter zu besuchen und so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen. Mutter Grimshaw tat alles, um ihren Zögling auf andere Gedanken zu bringen. Nachdem Kitty die Bücher sorgfältig auf Unregelmäßigkeiten überprüft und festgestellt hatte, dass sich Crailes Unterschlagungen über die letzten Jahre auf über einhundert Guineen beliefen, übertrug die Putzmacherin ihr die Buchführung auch für die Zukunft. Doch Kitty wusste, dass diese Schreibarbeiten auf die Dauer nicht ausreichend sein würden, um ihren Unterhalt im Haus der Kupplerin zu verdienen. Allerdings war sie nicht sicher, ob sie sich jemals wieder einem Mann hingeben konnte.
    Ein leises Klopfen riss Kitty aus ihren Gedanken. Ihr Herz sank, als sie Madam Grimshaw über die Schwelle treten sah. Ein Gefühl sagte ihr, dass der Tag der Entscheidung gekommen war.
    Schweigend nahm die Kupplerin auf einem Schemel Platz und betrachtete Kitty, als versuche sie, ihren Gemütszustand abzuschätzen.
    »Während der letzten Wochen habe ich jeden Freier abgewiesen, der nach dir gefragt hat«, begann sie. »Heute hat jedoch ein Verehrer vorgesprochen, den du empfangen solltest. Er ist Richter am Königlichen Gerichtshof.«
    Kitty wandte sich wieder dem Fenster zu und sagte: »Ich weiß nicht, ob ich es je wieder ertragen kann, einem Mann beizuliegen. Es tut mir leid, Madam. Allein die Vorstellung macht mir Angst.«
    »Ich weiß«, erwiderte Mutter Grimshaw. »Und ich verstehe deine Gefühle. Aber der Verehrer, von dem ich sprach, erwartet keine – sagen wir körperliche Nähe. Er hat andere Vorlieben.«
    Verwundert sah Kitty die Kupplerin an. »Was heißt das?«
    »Nun, der englische Brauch, die Knaben in den hiesigen Schulen während ihrer gesamten Ausbildung regelmäßig mit dem Stock zu prügeln, damit sie umso eifriger lernen, hat bei vielen Männern dazu geführt, dass sie auch als Erwachsene nicht mehr auf die Anwendung der Rute verzichten können. Dies gilt offenbar vor allem für jene, die heute eine gesellschaftliche Stellung einnehmen, in der sie große Macht über andere Menschen ausüben. Es gibt sogar Männer, die nur noch unter der Rute Lust empfinden und körperliche Befriedigung erlangen können.«
    »Was muss ich tun?«, fragte Kitty, obwohl sie noch immer Widerwillen verspürte.
    »Du züchtigst ihn so lange mit der Birkenrute, bis Seine Lordschaft dich um Gnade bittet«, erklärte Mutter Grimshaw. »Er wird nicht verlangen, dass du ihm beiliegst. Du brauchst ihn nicht einmal zu berühren. Spiel einfach nur die Rolle der strengen Erzieherin, die ihren ungehorsamen Zögling bestraft. Glaubst du, dass du das kannst?«
    Nach kurzem Zögern nickte Kitty.
    »Allerdings musst du dich dabei unter Kontrolle haben«, fügte die Kupplerin warnend hinzu. »Du darfst dich nicht dazu hinreißen lassen, in dem Freier ein Abbild von Charteris zu sehen und deine Wut an ihm auszulassen!«
    Madam Grimshaw schickte Kitty in das Gemach, das sie »Kinderstube« nannte. Eine Magd brachte ihr ein Bündel Birkenruten. Vorsichtig nahm Kitty das Prügelinstrument in die Hand und fuhr mit den Fingern die elastischen, noch grünen Zweige entlang. Schließlich überwand sie sich dazu, die Ruten einige Male zu schwingen. Ein unheimliches Pfeifen erklang, wenn die Birkenzweige die Luft durchschnitten. Kitty erschauerte. Konnte sie es tatsächlich über sich bringen, einen Menschen mit diesem Folterinstrument zu züchtigen, selbst wenn dieser es von ihr verlangte?
    Die Tür wurde geöffnet, und Mutter Grimshaw trat über die Schwelle. Ein magerer Mann um die sechzig mit altmodischer grauer Perücke folgte ihr. Kitty wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber sicher nicht ein so gebrechlich wirkendes, knochiges Männchen mit dem sanften Blick eines liebenswürdigen Großvaters.
    »Mylord«, sagte die Kupplerin streng, »Ihr habt Miss Montague warten lassen. Dafür wird sie Euch hart bestrafen müssen. Ich lasse Euch mit ihr allein.«
    Kitty begriff, dass das Rollenspiel bereits begonnen hatte. Hilflos stand sie da und überlegte, was sie tun sollte.
    »Habt keine Angst«, sagte der Richter freundlich. »Ich weiß, es ist Euer erstes Mal. Ihr werdet schnell lernen, wie einfach die Sache ist.«
    Ermutigt straffte sie sich und strich mit der Hand erneut über die Birkenzweige, um sich mit ihnen vertraut zu machen. Zu ihrer Verblüffung sah sie, dass diese Bewegung genügte, um den Richter in Erregung zu versetzen. Mit zitternden Fingern knöpfte er seine Kniehose auf und

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