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Die Kurtisane des Teufels

Die Kurtisane des Teufels

Titel: Die Kurtisane des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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abgeglitten und hat dann die untere Rippe getroffen. Die Spitze ist nicht weit eingedrungen. Dennoch bringe ich Euch morgen früh zu einem Wundarzt.«
    »Ich muss Euch danken«, sagte Kitty. »Wenn Ihr nicht im richtigen Moment zur Stelle gewesen wärt, wäre ich jetzt sicher tot.«
    »Ich wollte nach Euch sehen«, gestand Daniel. »Als Eure Hauswirtin sagte, dass Ihr ausgegangen seid, entschied ich mich, zu warten.« Sein Gesicht, über das die Kerze unruhige Lichter tanzen ließ, nahm einen vorwurfsvollen Ausdruck an. »Ihr habt meine Warnung in den Wind geschlagen, nicht wahr? Ihr wart bei Jonathan Wild.«
    Sie nickte. »Ich musste doch erfahren, was mit meinem Bruder geschehen war.«
    »Törin! Was habt Ihr zu ihm gesagt?«
    »Dass ich die Wahrheit schon herausfinden würde.«
    »Seid Ihr verrückt?«, rief Daniel entsetzt. »Jonathan Wild droht man nicht.«
    »Glaubt Ihr etwa, er ist für den Überfall verantwortlich?«, fragte Kitty ungläubig.
    »Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche«, entgegnete der junge Mann zynisch.
    »Aber warum sollte er so etwas tun? Ich verstehe das alles nicht!«
    »Je weniger Ihr wisst, umso besser. Und nun ruht ein wenig. Ihr habt viel Blut verloren.«
    Kitty wusste, dass er nur ablenken wollte, aber sie hatte nicht mehr die Kraft, mit ihm zu streiten. Als Susannah mit der Flasche Brandy zurückkehrte, goss Daniel einen Becher voll und gab ihn Kitty zu trinken. Der Alkohol sollte ihre Lebensgeister wecken, doch er machte sie nur sehr müde. Bald fielen ihr die Augen zu, und sie schlief ein.
    »Ich hasse dich, Daniel Gascoyne!«, schrie eine schrille Frauenstimme. »Die Pocken über dich, du Schuft! Eines Tages wirst du den ›Paddington Frisk‹ tanzen, und ich werde lachend zusehen.«
    Langsam öffnete Kitty die Augen und ließ den Blick durch die düstere Kammer gleiten. Daniel lümmelte auf dem Stuhl, auf dem er die Nacht verbracht hatte, und lächelte Susannah, die erregt vor dem Kamin hin- und herschritt, ironisch an.
    »Ich habe dir nie Versprechungen gemacht, meine Liebe«, erwiderte er gelangweilt. »Du wusstest, worauf du dich einlässt.«
    »Sie ist der Grund, nicht wahr?«, stieß die junge Frau hervor, als würde sie Gift ausspeien. »Wie du sie ansiehst … glaubst du, ich bin blind?«
    »Sei nicht albern, Susannah. Zwischen uns ist es seit langem zu Ende. Das hat nichts mit ihr zu tun.«
    Wütend stampfte die Frau mit dem Fuß und verschränkte abwehrend die Arme. »Ich will, dass ihr geht. Mir ist egal, wer sie ist. Und du tätest auch besser daran, dich von ihr fernzuhalten. Sie scheint so töricht zu sein wie ihr Bruder.«
    »Sobald sie wach ist, bringe ich sie weg von hier«, versicherte Daniel in versöhnlichem Ton. »Und du solltest lieber vergessen, dass du uns gesehen hast.«
    Darauf erwiderte sie nichts. Seufzend erhob sich der junge Mann, reckte seine steifen Glieder und wusch sich an der Waschschüssel Gesicht und Hände. Dann trat er ans Bett und beugte sich über Kitty, um sie zu wecken. Als er sah, dass sie bereits wach war, huschte ein Ausdruck des Unbehagens über sein Gesicht. Ihm wurde klar, dass sie den Streit mit seiner ehemaligen Geliebten mit angehört hatte.
    »Könnt Ihr aufstehen?«, fragte er mit einer Besorgnis, die Susannah sogleich eine ärgerliche Grimasse entlockte. Doch Kitty meinte, auch ein verräterisches Schimmern in den Augen der jungen Frau zu entdecken. Die Trennung von ihrem Liebhaber schien ihr sehr nahezugehen.
    »Danke, dass du uns aufgenommen hast«, sagte Daniel, der es nun eilig hatte, wegzukommen. Fürsorglich half er Kitty, ihren Schnürleib notdürftig zu schließen, und legte ihr seinen Rock um die Schultern. Ihren Umhang hatte sie auf der Flucht am Abend zuvor verloren.
    »Wohin bringt Ihr mich?«, fragte Kitty unsicher.
    »Zuerst zu einem Wundarzt«, erwiderte Daniel. »Dann sehen wir weiter. Ihr versteht doch, dass Ihr nicht in Eure Unterkunft zurückkehren könnt, Madam?«
    Sie nickte bedrückt. Bei dem Gedanken an den Strolch, der sie überfallen hatte, stieg erneut Angst in ihr auf. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, und so vertraute sie sich ganz dem jungen Mann an ihrer Seite an, der energisch die Führung übernahm.
    »Ich werde Euer Gepäck zu einem späteren Zeitpunkt abholen«, versprach Daniel.
    Bevor sie die Kammer verließen, warf er Susannah noch einen letzten Blick zu, doch diese wandte sich mit hochgerecktem Kinn ab und drehte ihm den Rücken zu.
    »Susannah scheint sehr an Euch zu

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