Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kurtisane des Teufels

Die Kurtisane des Teufels

Titel: Die Kurtisane des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
Vom Netzwerk:
der gute Herzog von Richmond schwärmt? Ihr habt Eindruck auf ihn gemacht, und das heißt schon etwas.«
    »Ist Seine Gnaden hier?«, fragte Kitty mit gemischten Gefühlen.
    Das Schankmädchen nickte. »Aber seid gewarnt. Zurzeit befindet er sich in Sallys Fängen.«
    »Sally Salisbury?«
    »So ist es, Herzchen. Was soll ich Euch bringen?«
    »Ratafia für uns drei«, bat Polly. Als das Schankmädchen verschwunden war, sagte sie zu Kitty: »Das ist Molly Mogg. Gewöhnlich serviert sie hier in der ›Rose‹, aber wie viele Frauen in Covent Garden gehört auch sie der ›gefallenen Schwesternschaft‹ an.«
    Im Schankraum saßen Männer und Frauen an mehreren Tischen zusammen. Einige aßen eine warme Mahlzeit, andere rauchten Pfeife, und alle tranken dabei. An den getäfelten Wänden hingen erotische Bilder nach Giulio Romano, einem Künstler des sechzehnten Jahrhunderts.
    Die schöne Sally Salisbury war in ein angeregtes Gespräch mit ihrem Nachbarn, dem Herzog von Richmond, vertieft, dessen Hand auf ihrem Knie lag.
    Polly und Nan führten Kitty zum Nebentisch, an dem noch Plätze frei waren. Die Ankunft der drei Damen der Nacht erregte Aufsehen. Schon versammelte sich ein Großteil der anwesenden Männer um ihren Tisch, und jeder versuchte, die Aufmerksamkeit der Holden auf sich zu lenken.
    »Die Kunst liegt darin, sich nicht mit einem Habenichts einzulassen«, erklärte Polly ihrer Kammergenossin.
    Molly Mogg brachte ihnen die bestellten Getränke.
    »Was ist das?«, fragte Kitty, nachdem sie an ihrem Glas genippt hatte.
    »Ratafia ist ein süßer Likör, der seinen Geschmack Pfirsichkernen und bitteren Mandeln verdankt. Er ist hier in Covent Garden sehr beliebt. Nur Sally zieht ihren ›Usquebaugh-Tee‹ vor.« Polly warf einen bezeichnenden Blick auf die junge Kurtisane am Nebentisch.
    Im Laufe des Abends fanden sich auch einige der erfolgreichen Bordellwirtinnen aus der Umgebung ein, die auf der Suche nach frischer Ware für ihre Häuser waren. Die Stimmung wurde von Stunde zu Stunde ungezwungener, je betrunkener die Gäste wurden. Nachdem Charles Lennox Kitty immer wieder begehrliche Blicke zugeworfen hatte, schob er schließlich Sally unsanft von seinem Schoß und kam zum Nebentisch. Kittys Nachbar überließ dem Herzog seinen Platz nur unter Protest.
    »Ihr seid in den letzten Tagen nur noch schöner geworden, Miss Montague, sofern dies überhaupt möglich ist«, sagte er.
    »Und Ihr seid der größte Schmeichler unter der Sonne, Euer Gnaden«, erwiderte Kitty herausfordernd. Kokett entfaltete sie ihren mit chinesischen Motiven bemalten Fächer und kühlte sich damit das Gesicht. Im Schankraum, in dem überall Kerzen brannten, war es heiß geworden. Vom Tisch nebenan schoss Sally zornige Blicke in ihre Richtung. Während Kitty mit Richmond plauderte, trat eine Gruppe von Musikanten mit ihren Instrumenten ein und erkundigte sich, ob ein wenig Unterhaltung gefällig sei. Die Gäste sagten zu, und so begannen die drei auf Fiedel, Trompete und Querflöte zu spielen. Einige der Nachtschwärmer sangen mit, andere grölten dazu.
    Als der hünenhafte Lethercote mit einem großen, auf Hochglanz polierten Zinnteller in der Tür erschien, wandten die anwesenden Männer trotz ihres angetrunkenen Zustands erwartungsvoll die Köpfe.
    »Hervorragend! Endlich gibt es was fürs Auge«, rief einer der Gäste.
    Da erst bemerkte Kitty die Frau, die in einer Ecke des Schankraums dabei war, ihre Kleider abzulegen. Molly Mogg half ihr aus Mieder und Röcken. Dann löste die Frau ihre Strumpfbänder und rollte die Strümpfe über ihre Waden nach unten. Als sie schließlich das Hemd über den Kopf zog und sich splitternackt den Blicken der Männer darbot, blieb Kitty vor Staunen der Mund offen stehen.
    »Das ist Fanny, eine ›Posier-Dirne‹«, erklärte Polly ihrer verdutzten Nachbarin. »Sie tanzt nackt und verabreicht denen, die es schätzen, die Behandlung der ›schwarzen Schule von Sodom‹, aber sie würde nie einem Freier beiliegen.«
    Molly reichte der Posier-Dirne ein Glas Madeira, das diese in einem Zug leerte. Inzwischen hatte Lethercote den riesigen Zinnteller in der Mitte eines der Tische plaziert. Er nahm Fannys Hand und half ihr, auf die Tischplatte zu steigen. Daraufhin spielten die Musikanten noch hingebungsvoller als zuvor. Die Augen aller Männer klebten nun förmlich an dem nackten Körper der Frau, die ein zweites Glas Madeira hinunterstürzte und sich dann mit in die Hüften gestemmten Händen und mit

Weitere Kostenlose Bücher