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Die Kurtisane des Teufels

Die Kurtisane des Teufels

Titel: Die Kurtisane des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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Kopf«, bemerkte er befriedigt. »Nun verstehe ich, weshalb mein Bruder so begeistert von Euch ist, Madam.«
    Nach dem Essen fuhren sie zur Piazza zurück. Die Kutsche des Herzogs von St. Albans hielt vor dem »New Hummums Coffee House« an der Ecke zur Russell Street. Einer der Lakaien sprang vom hinteren Trittbrett und öffnete den Schlag. Als Kitty an St. Albans’ Hand ausstieg, spürte sie die bewundernden Blicke des Dieners auf sich ruhen. Der junge Mann zog sie gewiss in Gedanken bis auf die Haut aus, was Kitty unwillkürlich erröten ließ. Sie war noch lange nicht über ihre ländliche Schamhaftigkeit hinausgewachsen.
    Das »New Hummums Coffee House« verfügte nicht nur über eine türkische Badeeinrichtung. Viele Nachtschwärmer, die nicht baden wollten, ließen sich in der Kaffeestube nieder, rauchten ein Pfeifchen und lasen Zeitung. Ein Schankbursche führte den Herzog und Kitty in eine Nische und brachte ihnen Tee, den die junge Frau dem bitteren Kaffee vorzog. Mit geübter Hand goss sie das dampfende Gebräu von der bauchigen Kanne in hauchdünne chinesische Teeschalen, die, wie sie aus Madam Grimshaws Unterricht wusste, aus der Kangxi-Periode stammten. Angeregt plauderte Kitty über das Theaterstück, das am vergangenen Abend so unglücklich abgebrochen worden war, und zitierte einige Zeilen aus dem letzten Akt, den der Herzog aufgrund der Störung verpasst hatte.
    »Eure Unterhaltung ist so fesselnd, dass ich Euch den ganzen Abend lauschen könnte«, sagte Charles Beauclerk schwärmerisch. »Welch wohltuende Abwechslung von der Gassensprache, wie man sie von Sally und ihresgleichen zu hören bekommt.«
    »Ihr seid mit Sally Salisbury bekannt?«, fragte Kitty interessiert.
    »Wer ist es nicht? Sie ist die gefeiertste Kurtisane der Stadt, wenn nicht ganz Englands. Aber je besser ich Euch kennenlerne, desto überzeugter bin ich, dass Sallys Zenit überschritten ist und dass sie ihren Rang bald an eine überaus charmante Rivalin abgeben muss.« Mit begehrlichem Blick sah er sie an und küsste ihr die Hand. »Ich brenne darauf, Eure verborgensten Geheimnisse zu ergründen, Miss Montague. Wollen wir nach oben gehen?«
    Kitty nickte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, die auf einmal trocken geworden waren. Sie war noch immer aufgeregt bei dem Gedanken, sich in die Arme eines neuen Freiers zu geben. Würde sie ihn befriedigen können? Wie würde er sie behandeln? Welche Dienste erwartete er von ihr?
    Mit klopfendem Herzen folgte sie Charles Beauclerk in einen der oberen Räume, der mit einem breiten Baldachinbett und auserlesenen Möbeln ausgestattet war. Die Wände waren mit dunklem Holz getäfelt, was ein wenig altmodisch wirkte, doch die Gemälde, die sie schmückten, waren hochwertig, und die Vorhänge am Bett und an den Fenstern bestanden aus schimmerndem Seidendamast. Auf einem zierlichen Tischchen aus Nussbaum stand ein Tablett mit einer Karaffe und zwei Ratafia-Gläsern. St. Albans füllte den süßen Pfirsichkern-Likör in die eleganten Gläser und reichte eines Kitty.
    »Auf Euer Wohl, schöne Zypriotin«, sagte er feierlich, in Anspielung auf den Tempel der Aphrodite in Paphos. »Möget Ihr noch lange am Altar der Liebesgöttin opfern.«
    Leidenschaftlich gab sich Kitty Charles Beauclerk hin. Er fand in ihr eine willige Gespielin, die ihm das Gefühl gab, als sei er der erste Mann, der ihr Lust und Befriedigung bereitete. Die Mischung aus Unschuld und Verführung schlug ihn in ihren Bann und steigerte sein Verlangen nur noch mehr. Erst in den frühen Morgenstunden schlief St. Albans erschöpft in ihren Armen ein. Kitty war überzeugt, dass er zu einem regelmäßigen Besucher in Mutter Grimshaws Haus werden würde.
    Polly stieß ihre Freundin an und machte eine bezeichnende Kopfbewegung in Moll Kings Richtung. Mit fragender Miene folgte Kitty ihrem Blick.
    Die beiden Kurtisanen saßen zu später Stunde in »Tom Kings Kaffeehaus« und warteten auf Kundschaft, doch an diesem Abend lief das Geschäft schlecht. Auch in der berüchtigten Kaffeestube war es ruhiger als gewöhnlich. Plötzlich bemerkte Polly, dass Moll und Mutter Hayward, die Bordellwirtin der »King’s Head Tavern« in der Russell Street und Molls langjährige Freundin, die Köpfe zusammensteckten und einem völlig betrunkenen, fein gekleideten Gast immer wieder verstohlene Blicke zuwarfen.
    »Die beiden hecken etwas aus«, flüsterte Polly ihrer Kammergenossin zu.
    Schließlich gab Moll ihrem Schankmädchen Black Betty einen

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