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Die Kurtisane des Teufels

Die Kurtisane des Teufels

Titel: Die Kurtisane des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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hatte wie üblich mehrere Gläser Ratafia hinuntergestürzt und wirkte an diesem Abend noch betrunkener als sonst.
    Nach dem Akt lagen Kitty und Lennox in wohliger Erschöpfung im Bett, als auf einmal jemand klopfte. Ärgerlich über die Störung warf der Herzog die Decke zurück und tappte auf nackten Füßen zur Tür.
    »Was, zum Teufel …«, murrte er und öffnete.
    Kitty, die die Laken über ihrer halb entblößten Brust zusammenraffte, erkannte Walmesleys verstörtes Gesicht im Türspalt.
    »Was ist los?«, fragte Lennox.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Walmesley im Flüsterton. »Irgendetwas stimmt nicht mit der Hure. Sie rührt sich nicht mehr.«
    »Sie war schon volltrunken, als Ihr sie nach oben geschleppt habt«, meinte der Herzog. »Sicher schläft sie nur ihren Rausch aus.«
    »Nein, Sir. Ich glaube, sie ist tot!«
    Entsetzt fuhr Kitty vom Bett auf.
    »Wartet. Ich komme gleich«, beruhigte Lennox seinen Freund und schloss die Tür.
    »Was ist geschehen?«, fragte Kitty aufgeregt. »Nan kann doch nicht tot sein. Sicher ist sie nur ohnmächtig geworden.«
    »Haltet still«, befahl der Herzog und machte sich daran, ihr Kleid zu schließen. »Vermutlich habt Ihr recht. Sehen wir selbst nach ihr.«
    Nachdem Richmond in Strümpfe, Schuhe und Rock geschlüpft war und sich die Perücke aufgesetzt hatte, verließ er mit Kitty die Kammer. Walmesley stand in der Tür gegenüber und trat zur Seite, um sie einzulassen. Ein scharfer Geruch nach Erbrochenem schlug ihnen entgegen. Die Armenierin lag auf dem Bett ausgestreckt, den Kopf zur Seite geneigt. Sie war angekleidet. Als sich Kitty an Richmonds Seite über sie beugte, fiel ihr auf, dass Nans Haut leuchtend rote Flecken aufwies. Ein Schweißfilm bedeckte Gesicht und Hals, in dem sich das trübe Licht einer einzelnen Kerze spiegelte.
    Charles Lennox legte die Hand auf die linke Brustseite der Armenierin, um festzustellen, ob ihr Herz noch schlug.
    »Sie lebt noch«, verkündete er. »Aber der Herzschlag ist sehr schwach.«
    »Ihr müsst nach einem Arzt schicken!«, beschwor Kitty die Männer.
    Richmond nickte seinem Freund zu, der eilig die Kammer verließ.
    »Ich bringe Euch zur Little Russell Street zurück«, erbot sich der Herzog, doch Kitty schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich werde bei ihr bleiben. Wie konnte das nur passieren?«
    »Das ist doch offensichtlich. Sie hat zu viel getrunken.«
    »Das glaube ich nicht«, widersprach Kitty. »Es muss einen anderen Grund für ihren Zustand geben.«
    Eine Weile standen sie schweigend an der Seite des Bettes und starrten auf die bewusstlose Frau hinab. Es war offensichtlich, dass Charles Lennox sich am liebsten zurückgezogen hätte, doch er wollte Kitty nicht mit der Kranken allein lassen. Schließlich wandte er sich ab und trat ans Fenster.
    »Da kommt Walmesley mit dem Arzt«, rief er aus.
    Kurz darauf trat sein Freund über die Schwelle der Kammer, gefolgt von Meister Hearne.
    »Ich konnte zu so später Stunde nur einen Wundarzt auftreiben«, sagte Walmesley entschuldigend, als Richmond den Chirurgen mit hochgezogenen Brauen musterte.
    »Euer Gnaden«, begrüßte Hearne den Herzog höflich, bevor er die Kammer in Augenschein nahm. Als sein Blick auf Kitty fiel, nickte er ihr zu. Dann trat er an das Baldachinbett und zog die halb geschlossenen Vorhänge zurück.
    »Würdet Ihr mir beschreiben, was sich hier zugetragen hat«, bat der Wundarzt.
    »Wir haben im Schankraum gesessen und uns vergnügt«, berichtete Walmesley bereitwillig. »Das Mädchen war bereits angetrunken, als es kam.«
    »Sie heißt Nan«, fiel Kitty ein.
    »Im Laufe des Abends haben wir alle ein wenig über den Durst getrunken«, fuhr Walmesley fort. »Ich konnte doch nicht wissen, dass sie das nicht verträgt. Als wir schließlich nach oben gingen, klagte sie über Kopfschmerzen und Schwindel, und sie atmete schwer. Ich bot ihr an, sie nach Hause zu bringen, doch sie lehnte ab. Dann erbrach sie plötzlich und sank in Ohnmacht. Ich versuchte, sie zu wecken, aber sie reagierte nicht. Zuerst glaubte ich, sie müsse einfach nur ihren Rausch ausschlafen. Doch auch wenn man betrunken ist, schläft man nicht so tief wie sie. Da hielt ich es für besser, Hilfe zu holen.«
    Meister Hearne hatte mit dem Talglicht neben dem Bett eine weitere Kerze entzündet und musterte eindringlich die hellroten Flecken auf Nans Haut. Seine Hand tastete nach dem Herzschlag. Betroffen schüttelte er schließlich den Kopf.
    »Sie ist tot«, sagte er düster.
    Entsetzt

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