Die Lady auf den Klippen
Freundin der Familie, und selbst seine Familie war seinetwegen in Sorge. Und sie glaubte nicht, dass Sir Rex die Countess, seine Schwester und seine drei Schwägerinnen überlisten könnte, die der Ansicht waren, seine Tage als Junggeselle waren gezählt.
Er war kein perfekter Mann. Dieser Nachmittag hatte das gezeigt. Aber er verdiente mehr als dieses einsame Leben auf einem abgelegenen Anwesen in Cornwall, so wie sie mehr verdiente als das Vermögen der Harringtons. Sie mochte seine Familie und wünschte ihm nur das Beste. Und sie zweifelte nicht daran, dass Sir Rex seine Vorliebe für Hausmädchen aufgeben würde, wenn er erst verheiratet war. Aus irgendeinem Grund wusste sie, dass er ein guter, liebevoller und treuer Ehemann sein würde. Alle Männer der Familie de Warenne waren so.
Sie wollte nicht daran denken, konnte die Gedanken aber nicht abschütteln. Er brauchte eine Ehefrau und sie einen Ehemann. Doch sie hatte es ernst gemeint, als sie sagte, er würde für sie als Ehemann nicht infrage komme. Sie waren viel zu verschieden, wie Tag und Nacht, und hinter seinem düsteren Äußeren ahnte sie große Schwierigkeiten. Zudem war seine Männlichkeit für eine Frau wie sie viel zu überwältigend. Sie wusste nicht einmal, warum sie an seine Zukunft überhaupt im selben Atemzug gedacht hatte wie an ihre eigene.
Entschieden drehte sie sich um. Die Zofe schüttelte gerade das taubengraue Kleid aus. „Ich habe meine Meinung geändert, Meg. Ich werde das grüne Seidenkleid mit meinen Smaragden tragen.“
Kapitel 4
In seinen Diensten standen zwei Personen. Von Natur aus sparsam und ohne großes Vermögen, war es ihm angenehmer, mit wenig Personal auszukommen. Jetzt wünschte Rex, er hätte einen Koch. Er wollte, dass das Abendessen perfekt war. Aber Anne kochte, während sein Diener als Kammerdiener, Butler und Majordomus fungierte. Unglücklicherweise war Fenwick am Nachmittag beschäftigt gewesen, sodass er Lady Harrington nicht angemessen begrüßen und so verhindern konnte, dass sie über ihn und Anne stolperte.
Rex machte sich niemals Gedanken über das Menü. Es war ihm egal, was aufgetragen wurde. Er ging niemals in die Küche und konnte sich nicht einmal erinnern, ob er jemals dort gewesen war. Jetzt kam er neugierig herein. Annes Mahlzeiten waren gut, und sie war sehr geschäftig. In mehreren Töpfen auf dem Herd brodelte es. Er roch geröstetes Lamm. Sofort bemerkte er, dass ein Stalljunge in einem der Töpfe rührte, und er war froh, dass sie eigenmächtig den jungen Jon zu Hilfe geholt hatte. Auf der Anrichte entdeckte er kalte Fasanenpastete.
„Anne?“
Sie fuhr herum, das Gesicht von der Wärme in der Küche gerötet, trotz der beiden offen stehenden Fenster. „Sir!“
„Ist alles bereit für das Abendessen?“
„Ja, Mylord“, sagte sie und rang die Hände. Sie wirkte alles andere als gefasst.
„Wo ist Fenwick?“ Irgendwie gelang es ihm, seine Stimme ruhig klingen zu lassen, aber niemand hatte ihm geholfen, sein Halstuch zu binden und seine Manschetten zu befestigen, und er fühlte sich verstimmt. Denn es sah so aus, als wäre Anne rundum beschäftigt.
Als die Countess bei ihm zu Gast gewesen war, hatte er eine ältere Frau als Haushälterin gehabt, die überdies auch noch gut kochen konnte. Seither hatten sie niemanden mehr zu Besuch gehabt.
„Ich habe ihn ins Dorf geschickt, um noch Pastete zu holen.“
Seine Anspannung ließ nicht nach. Es dauerte eine Stunde bis zum Dorf und eine weitere zurück; und er hatte Angst, dass Fenwick nicht rechtzeitig genug wieder da war, um ihnen zu servieren. „Wann wird er zurück sein?“
Anne wirkte nervös. „Gegen acht, denke ich.“
Er starrte sie an und wünschte, sie hätte den Diener nicht ins Dorf geschickt, sondern stattdessen geplant, etwas Einfacheres zuzubereiten. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Anne ihnen servierte und in der Nähe blieb, während er versuchte, höfliche Konversation zu machen. Das wäre äußerst unangenehm. Zorn stieg in ihm auf und weckte wieder den Unmut, den er schon den ganzen Tag über empfunden hatte. Es war, als bräche ein Unglück nach dem anderen über ihn herein. Wie auch immer, Lady Harrington war einverstanden gewesen, über Nacht zu bleiben, und an diesem Abend würden sie zusammen speisen. Sein Herz schlug wie wild. Wenigstens etwas Gutes würde geschehen. Er hoffte nur, keine weiteren Katastrophen mehr erleben zu müssen.
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