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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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Vielleicht war es ihr Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten oder die anmutigen Bewegungen ihrer Hände beim Sprechen, Hände, die sich blitzschnell bewegt hatten, als sie einen Pfeil aus dem Köcher riss und ihn abschoss. Oder vielleicht war es die Erinnerung daran, wie weich ihr Mund unter seinem gewesen war.
    Bei Gott, wieder ließ er sich von ihr ablenken, auch wenn sie durch den ganzen Raum von ihm getrennt dastand. Er hatte kein Recht, an sie zu denken. Er war ein zweiter Sohn und sie eine besitzlose Lady, die bis vor kurzem in einem Kloster gelebt hatte.
    »Der junge König und der junge Richard sind siegestrunken«, erklärte Bertram eben, als Saxon seine Aufmerksamkeit wieder zurück zu dem Gespräch zwang. »Sie glauben an einen raschen Sieg über ihren Vater.«
    »Andere waren ebenso zuversichtlich und mussten entdecken, dass ihre Zuversicht nicht gerechtfertigt war«, gab die Königin zurück. Sie rieb sich die Hände, eine nervöse Geste, zu der sie neigte, seitdem ihre Söhne sich gegen ihren Gemahl erhoben hatten. »Sagt ihnen, sie sollen Vorsicht walten lassen und die Gefahr einer Niederlage sehr wohl bedenken. Auch diese Botschaft soll zu König Louis gelangen.«
    »Sie werden Euren Rat mit Freuden hören, Majestät«, beeilte der Bote sich zu sagen, wiewohl der Ausdruck in seinem Gesicht, den er rasch unterdrückte, eher das Gegenteil ahnen ließ.
    »Warnt sie, dass mein Gemahl nicht zu unterschätzen ist. Er hat schon zuvor gegen Verbündete gekämpft und bewiesen, dass er ihnen überlegen ist. Der Earl of Clare mag sich in Irland den Namen Strongbow erworben haben, wurde jedoch von meinem Gemahl mühelos besiegt, als er sich anmaßte, sich als dem König ebenbürtig zu gebärden.«
    Bertram verschluckte etwas, das Saxon nicht verstehen konnte. Falls die Königin seine halb geäußerten Worte wahrnahm, ließ sie es sich nicht anmerken, als sie sich umdrehte, um das Wort an ihre Tochter Marie zu richten.
    »Kommt«, sagte Saxon zu Bertram, ehe einer der Gardisten der Königin etwas sagen konnte. »Ich zeige Euch, wo Ihr Euch stärken könnt, ehe Ihr zu König Louis zurückkehrt.«
    »Wo die Küchen sind, weiß ich«, erwiderte Bertram de Paris kühl. »Ich war schon zuvor hier.«
    »Aber die Königin erkannte Euch nicht.«
    »Mir wurde noch nie aufgetragen, ihr die Botschaft persönlich zu übermitteln.« Er zog die Brauen zusammen. »Aber Euch habe ich gesehen. Ihr seid doch Saxon Fitz-Juste, oder?«
    »Der bin ich.«
    »Warum seid Ihr noch hier? Eure Familie hält dem älteren König Henry unverbrüchlich die Treue.«
    »Woher wisst Ihr das?«
    Bertrams Zurückzucken verriet Saxon, dass seine Frage viel zu direkt war. Nach den Monaten am Liebeshof hätte er es besser wissen müssen und jemandem, der mit dem Hof in Verbindung stand, keine so unverblümte Frage stellen dürfen.
    Der Bote fasste sich und furchte die Stirn. »Ein weiser Mann kennt die Feinde seines Königs. Sicher habt Ihr das selbst gesehen, während Ihr die Königin als Spielmann unterhaltet.« Bertram bedachte ihn mit einem geringschätzigen Lächeln, das andeutete, das kein richtiger Mann sich damit begnügen würde, als Troubadour an der Seite der Königin sitzend diese mit Liedern und Geschichten zu ergötzen, während im Norden der Aufruhr tobte.
    »Ja.« Er würde ihm nicht auf den Leim gehen, während er versuchte, dem Boten Informationen zu entlocken. »Sicher wart Ihr Augenzeuge vieler bedeutender Ereignisse, die es wert wären, besungen zu werden.«
    Bertram lächelte kalt. »Sehr oft. Aber ich höre auch das, was das Volk redet, während ich in Sachen des Königs unterwegs bin.«
    »Sicher sehnen alle das Ende der Unruhen herbei.« Seine platten Antworten sollten die Arroganz des Mannes wecken und ihm etwas entlocken, das für Saxon und seine Gesinnungsgenossen von Wert sein konnte.
    »Nicht alle. Gewisse Gebiete müssen nach einem Sieg König Louis aufgeteilt werden.«
    »Die Gebiete, die König Henry dem Jüngeren zufallen sollen.«
    Bertrams Lächeln wurde noch kälter, als er mit den Fingern über die glatte Länge seines an seinem Fuß lehnenden Bogens strich. »Der seinem Lehnsherrn, König Louis, und dessen Getreuen, die in seine Dienste traten, zutiefst verpflichtet ist. So war Comte du Fresne dem jungen König eine große Stütze.«
    »Der Ruhm seiner Taten drang sogar bis an diesen Hof«, sagte Saxon unverändert freundlich. Er warf einen Blick zu der Königin hin, die nun in ein ernsthaftes Gespräch mit ihrer

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