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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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mit der Königin zu sprechen.«
    »Ich wäre sofort gegangen, hätten mich nicht die Damen der Königin mit Fragen bestürmt.« Sie furchte die Stirn und ging weiter. Dass er und der Hund ihr folgten, fehlte ihr gerade noch. Es hatte zu lange gedauert, sich von den Damen loszueisen, die sich aufführten, als erwarteten sie, sie würde ihre Lektionen mit dem Bogen sofort in Gegenwart der Königin beginnen.
    »Fragen? Was für Fragen?«
    »Müsst Ihr denn alles wissen, was sich im Palast zuträgt?«
    »Ich weiß gern, was sich tut.«
    »Dann fragt doch eine der Damen der Königin. Ich schulde Euch keine Erklärung.«
    »Nein, doch schuldet Ihr eine dem Boten des Königs. Er ist über den durchlöcherten Ärmel außer sich.«
    »Des französischen Königs.«
    Er holte sie ein und passte sich ihrem Schritt an, während sie den Korridor entlanggingen, der zu einem Turm am entfernten Ende führte. Über einer Schulter hing der Riemen seiner Laute. Ihr fiel auf, dass er alle paar Schritte nach hinten griff, um sich zu vergewissern, dass sie im Gleichgewicht auf seinem Rücken hing. Das wunderte sie, denn wenn sie es recht bedachte, hätte sie angenommen, dass er an seine Laute so gewöhnt war wie sie an ihren Köcher.
    »Ich muss Euch warnen«, sagte er mit kühlem Lächeln, »nicht in diesem verächtlichen Ton von König Louis zu sprechen.«
    »Er ist der Gegner unseres Königs.«
    »Und der Verbündete unseres Königs.«
    Ihre Schritte stockten, als sie sich fragte, wie viele Fehler sie noch an ihrem ersten Tag in Poitiers machen würde. Als der Hund über die Stiege zu ihrer Rechten hinuntertollte, wandte sie sich Saxon zu. »Das stimmt. Ich zweifle, ob es jemals so viel Verwirrung gegeben hat wie jetzt und wie es in Zukunft noch geben wird, weil König Henry der Ältere sowie der Jüngere den englischen Thron und alle damit verbundenen Territorien beanspruchen.«
    »Ich muss Euch beipflichten.«
    Sie wollte ihm eine Antwort entgegenschleudern, hielt sich aber zurück, als sie sein unbekümmertes Grinsen sah. Es war völlig anders als das gekünstelte Lächeln, das er im Gemach der Königin zur Schau getragen hatte, und viel wärmer als jenes, das sie Augenblicke zuvor gesehen hatte. Und sein Blick … Sie wusste, dass sie dem Blick seiner dunklen Augen, die andeuteten, dass sie viel verbargen, ausweichen sollte. In sie zu sehen, weckte Gedanken, die sie nicht haben sollte, während sie der Königin diente – die Verlockung beispielsweise, andere Verpflichtungen zu vernachlässigen, bis sie entdeckte, ob sein Geheimnis irgendwie mit dem ungewöhnlichen Prickeln zusammenhing, das in seiner Nähe über ihre Haut huschte.
    Seine Hand hob sich langsam zu ihrem Gesicht. War er ebenso neugierig wie sie, den Grund der sonderbaren, entwaffnenden Gefühle kennen zu lernen? Sie neigte sich ihm zu, weil sie die Antwort wissen wollte. Seine Augen wurden unmerklich schmäler, als er eine ihrer losen Haarsträhnen zurückstrich und seine Finger auf der empfindlichen Stelle hinter ihrem Ohr verweilten. Als sein Gesicht sich näherte, riss das Gefühl sie hin, dass sie einander schon so nahe und näher gewesen waren.
    Mit einem tiefen Atemzug zog Mallory sich zurück. Wie oft hatte sie sich geschworen – so inbrünstig, wie sie ihr Gelübde im Kloster abgelegt hatte -, dass sie sich nicht von der Lust eines Mannes betören lassen würde. Ihre Mutter hatte diesen Fehler begangen, wie sie Mallory unzählige Male gewarnt hatte. Ebenso oft hatte ihre Mutter sie ermahnt, nicht in diese Falle zu tappen.
    Wiewohl ihre Füße den Gang entlanglaufen wollten, zügelte sie ihren Schritt, damit sie nicht riskierte, auf die Nase zu fallen. Mit jedem Schritt glitt die Taubheit ihre Beine höher, bis sie das Gefühl hatte, mit hölzernen Gliedern zu gehen. Sie stützte eine Hand gegen die Mauer und ließ sie mitgleiten, benutzte aber ihren Bogen nicht als Stock, da sie ihn nicht verformen wollte.
    Der Hund jaulte, als Mallory gegen ihn stieß.
    Sie blieb stehen. »Verschwinde dorthin, wohin du gehörst, Hund«, sagte sie. Entrüstung untermalte jedes Wort.
    »Der Hund heißt Chance«, sagte Saxon, als er um sie herumging. Sie wusste, dass er ebenso wenig gewillt war, ihre Verfolgung aufzugeben wie der Hund.
    »Ein komischer Name für einen Hund.«
    »Nicht, wenn er sich selbst überlassen ist. Sein Leben ist ihm überlassen. Seine Chance.« Er bückte sich und kraulte das Hündchen hinter den Schlappohren. »Er streunt anscheinend herrenlos durch

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