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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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mit einem Verlangen auf, das sie nicht benennen konnte, ein Verlangen, das sie drängte, sich ihm hinzugeben, ihm …
    »Nein!«, stieß sie hervor und zog sich zurück.
    »Sagt nicht nein, ehe ich Euch etwas frage«, raunte er an ihrem Ohr.
    Schauer, verstärkt von der Gewalt des Sommergewitters, das in ihr tobte, liefen ihr über den Rücken. Sie kämpfte dagegen an, als sie ihn aufforderte, sie hinzustellen.
    »Ich halte Euch gern fest«, sagte er mit unbekümmertem Grinsen.
    Es war just das Grinsen, das ihr Vater seiner Geliebten geschenkt hatte – diesem Luder, das sich in das Haus ihrer Mutter und in das Bett ihres Vaters eingeschlichen hatte.
    »Stellt mich hin!«
    »Mallory, es war nur ein Kuss.«
    »Nur ein Kuss?« Ihr Zorn entzündete sich wieder daran, wie er ihre kostbaren Gefühle abtat. Nein, sie war nicht vernünftig. Jeder Nerv in ihr bebte in der Erinnerung an seine Berührung und vor Verlangen, er solle sie wieder küssen. Ihr Verstand warnte sie, dieser Torheit nicht zu erliegen. Sie musste auf ihren Verstand und nicht auf ihren Körper hören. »Stellt mich hin!«
    »Unsinn. Die Tatsache, dass Ihr mich nicht tätlich angegriffen habt, zeigt, wie schwach Ihr seid. Ich trage Euch hinauf.« Sein Lächeln wurde eisig. »Und ich werde es voll und ganz auskosten.«
    Es war sinnlos, mit ihm zu streiten. Sie würdigte ihn keines Blickes, als er sie einen anderen Gang entlangtrug und sodann die Treppe hinauf, die ihr bekannt vorkam.
    Saxon stieß die Tür mit dem Fuß auf. Sie öffnete den Mund, um ihn zu schelten, machte ihn aber wieder zu, als er eine Braue hochzog. Wollte er sie aufbringen in der Hoffnung, mehr als Ärger in ihr zu wecken? Wenn er geahnt hätte, wie sehr er mit seinen Küssen Erfolg gehabt hatte …
    »Was ist nun wieder passiert?«, wollte Ruby wissen, als er eintrat.
    Er schob sich an der Dienerin vorbei, die eine halb zusammengelegte Decke in der Hand hielt, ohne weiter etwas zu sagen.
    »Habt Ihr zugelassen, dass sie sich wieder verletzte?«, rief Ruby ihm nach.
    »Nein, sie leidet noch immer an den Nachwirkungen ihrer Begegnung mit Malcoeur und seinen Spießgesellen. Und wenn Ihr einen Moment überlegt, werdet Ihr zugeben müssen, dass von ›zulassen‹ meinerseits nicht die Rede sein kann. Ich konnte sie nur nicht daran hindern, sich in den Kampf zu werfen und in einem untauglichen Versuch zu beweisen, dass sie gemeinen Dieben überlegen ist.« Er bedachte Ruby mit einem finsteren Blick, der an dieser ebenso abprallte wie jener Mallorys an Saxon.
    Wäre Mallory nicht so bekümmert gewesen, sie hätte über sein Erstaunen gelacht, weil Ruby sich von seiner Miene nicht beeindrucken ließ. Sie war so klug, nichts zu sagen. Vielleicht würde er rascher verschwinden, wenn sie stumm blieb.
    Der Hund begrüßte Ruby mit einem Bellen, als er stolz wie ein edles Kriegsross schweifwedelnd in den Raum lief.
    »Ihr könnt Chance ruhig freundlich begrüßen«, sagte Saxon und ließ seine Last nicht sehr sanft aufs Bett fallen. »Der Hund beschloss, dass er Lady Mallory gehört, daher solltet Ihr euch anfreunden.«
    Ruby tätschelte den Kopf des Hündchens und wurde mit einem freundlichen Bellen belohnt. Sie ging um Chance herum und drohte Saxon, der am Bett stand, mit dem Finger. »Ihr dürft Euch auf die Bank setzen. Nicht auf Myladys Bett.«
    »Unaufgefordert würde ich mich niemals auf das Bett einer Lady setzen.«
    »Und auch sonst nichts darauf tun.«
    »Ich frage eine Dame immer um Erlaubnis.« Sein Lächeln war das aufgesetzte, das Mallory im Gemach der Königin an ihm gesehen hatte, und sie fragte sich unwillkürlich, was er hinter einer so nichts sagenden Miene zu verbergen suchte. Was immer es war, ihr lag nichts daran, ihre Neugierde zu befriedigen. Ihr Kopf schmerzte, und die Szene mit dem Boten des französischen Königs blitzte immer wieder in ihrem Bewusstsein auf und erinnerte sie an jeden ihrer Fehler.
    Die Hände im Schoß faltend, sagte sie: »Ruby, ich werde mit ihm fertig. Keine Angst.«
    »Nach allem, was man so hört, Mylady, sollte ich eher um seine Sicherheit besorgt sein.«
    »Im Palast machen Geschichten rasch die Runde.«
    Ruby lächelte. »Ja, immer, besonders rasch aber, wenn jemand neu zu uns kommt. Wenn dieser Jemand noch dazu über ein erstaunliches Talent verfügt wie Ihr mit dem Bogen, Mylady, fliegen die Neuigkeiten praktisch durch die Korridore.« Sie drehte sich wieder um und machte sich an der Wäsche zu schaffen.
    Mallory bewegte sich auf dem Bett.

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