Die Lady mit dem Bogen
Bitte, er solle gehen, nicht akzeptieren können? Warum konnte er nicht ebenso bereitwillig verschwinden wie aus dem Gemach der Königin? Sie schwankte. Nach dem Seil fassend, verlangsamte sie ihren Schritt. Sie durfte nicht zulassen, dass ihre Verärgerung sie straucheln ließ. Wenn sie sich verletzte, konnte sie ihrem Dienst nicht nachkommen, den sie Königin und Abtei schuldete.
Ehe sie einen weiteren Schritt tun konnte, umfingen starke Arme sie um Taille und Knie. Sie wurde an eine harte Brust geschwungen. Der Bogen fiel ihr aus der Hand und fiel die letzten vier Stufen hinunter, als sie in den feinen Stoff fasste, der sich über seine Muskeln spannte.
Sie hob ihren Blick an Saxons Kinn vorüber zu seinem adrett gestutzten Bart, der jeder tief eingegrabenen Linie seiner Wange folgte. Außer an Bauern hatte sie noch an niemandem einen Bart gesehen, und sie fragte sich, wie diese kurzen Haare sich anfühlen mochten, wenn man mit den Fingern darüberstrich.
Scharf und widerborstig.
»Das kitzelt«, sagte er leise.
Mit einem Ruck zog sie die Hand zurück. Sie merkte, dass sie ihre abschweifenden Gedanken in die Tat umgesetzt hatte. »Verzeiht.«
»Was denn?«
War die Frechheit dieses Menschen noch zu überbieten? Um eine Antwort auf ihre Frage zu bekommen, gedachte sie jedoch nicht noch länger in seinen Armen zu verharren. Zweimal in rascher Folge hatten seine unverschämten Aufmerksamkeiten sie betört das zu tun, was sie sich vorgenommen hatte, niemals zu tun. Sie wusste, dass Männer immer auf Verführung aus waren, um sich, am Ziel ihrer Wünsche angelangt, ein neues Opfer zu suchen, ehe sie sich zu langweilen begannen. Die Geliebte, die ihr Vater auf sein Schloss gebracht hatte, war nicht die erste und auch nicht die letzte gewesen.
»Ich kann gehen«, sagte Mallory in ihrem hochmütigsten Ton, als er die letzte Stufe hinter sich brachte.
»Das habt Ihr bewiesen. Ein weiterer Beweis ist nicht nötig.« Er grinste. »Festhalten.«
Ehe sie fragen konnte, was er beabsichtigte, bückte er sich nach ihrem Bogen. Sie streckte sich, um danach zu fassen, ehe er sie auf den Boden setzen konnte. Mit einem unwilligen Laut, der andeutete, sie sei schwer wie ein Mühlstein, richtete er sich auf und zog sie wieder an seine Brust.
»Wenn ich eine zu große Last sein sollte, könnt Ihr mich sofort auf die Füße stellen«, sagte sie.
»Ihr seid eine Last.«
»Dann stellt mich hin.«
»Ihr missversteht mich, Mallory. Euch zu tragen ist keine Belastung. Aber Euren nächsten Schritt vorauszusehen ist es.«
Mallory hoffte, dass er nicht spürte, wie sie bei seinen Worten, die so kalt waren wie ein Schlag ins Gesicht, zusammenzuckte. Zwar konnte sie es ihm nicht verübeln, da sie ihn Augenblicke, bevor sie sein Gesicht streichelte, wie eine wütende Katze angefaucht hatte. Eine Rechtfertigung kam nicht in Frage, da sie dann hätte enthüllen müssen, wie ihr Vater sie gereizt hatte, bis sie ihre Fassung verlor. Sie hatte um Beherrschung gekämpft und hatte es im Kloster geschafft. Bis sie Saxon Fitz-Juste begegnet war, hatte sie geglaubt, diesen Teil ihrer Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben, doch seine halb scherzhafte Geringschätzung ihr gegenüber hatte eisige Wut in ihr geweckt. Sie würde nicht wieder nachgeben. Ruhig erwiderte sie: »Ich könnte dasselbe sagen, da ich nicht weiß, was Euch als Nächstes einfällt.«
»Dann lasst Euch beruhigen. Ihr sollt erfahren, was ich als Nächstes vorhabe.«
Sein Mund bedeckte ihren, ehe sie den nächsten Atemzug tun konnte. Dann mischte sich sein Atem mit ihrem, als er den Kuss vertiefte. Nie hatte sie sich vorstellen können, jemandes Haut könnte sich so heiß anfühlen wie seine Lippen oder sie so versengen wie die Lust, die sie durchtoste wie ein Sommerwind, der mächtig und allmählich zum Sturm anschwoll.
Ihre Hand schob sich um seinen Nacken, ihre Finger strichen durch sein Haar. Sie hatte keine Ahnung, ob er noch ging oder ruhig dastand. Alles in ihr lechzte nach Bewegung, sie wolle ihm näher, immer noch näher sein. Sie bewegte sich, doch hielt er sie zwischen seinen starken Armen und seinen Lippen fest. Als er Küsse auf ihr Gesicht regnen ließ, sprühte ihre Haut Funken, als würde jeder Punkt, den er berührte, wie Sternenlicht funkeln. Sein Bart streifte ihre Haut, als er ihren Kopf nach hinten neigte, um mit flammenden Küssen ihrem Hals entlang zu folgen, ehe er wieder ihre Lippen in Besitz nahm. Seine Zunge liebkoste ihre, und sie stöhnte
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