Die Lady mit dem Bogen
Angreifern zugleich aufnimmt, und so zielsicher ist, dass sie einen Mann mit einem einzigen Schuss ohne Blut zu vergießen an einen Schrank nagelt, Euch von einer Schar bewundernder Frauenzimmer, deren einzige Waffen flirtendes Lächeln und Gekicher sind, einschüchtern lasst.«
»Ich mag kein Lob nach einem Fehlschuss.«
»Ein Fehlschuss?« Seine Stimme hob sich bei diesem einzelnen Wort, und sowohl Ruby als auch der Hund sahen in seine Richtung. Inzwischen hätte er wissen müssen, dass Mallory ihm niemals die gewünschte Antwort geben würde. Dennoch war er erstaunt. »Wieso habt Ihr gefehlt? Sekunden, nachdem die Tür geöffnet wurde, habt Ihr gehandelt, wie Ihr es der Königin gelobt habt.«
»Versteht Ihr nicht?« Sie blickte auf ihre fest im Schoß gefalteten Hände. »Es war eine übertriebene Reaktion.«
»Ihr habt schneller reagiert als alle anderen. Das gefiel der Königin.«
»Meint Ihr?«
Saxon verblüffte der plötzliche Anflug von Hoffnung in ihrem Ton. Er glänzte in ihren dunklen Augen, die ihn ernst anblickten. Sie lechzte geradezu nach seinen beruhigenden Worten, was ihn erstaunte, da sie zuvor so viel Selbstsicherheit gezeigt hatte. Seine Worte sorgfältig abwägend sagte er: »Ich hätte es nicht gesagt, wenn ich nicht der Meinung gewesen wäre, ich spräche die Wahrheit.«
»Das freut mich zu hören.« Sie atmete tief ein und langsam aus.
Er bemühte sich, seinen Blick auf ihr Gesicht zu richten und nicht auf das stetige Heben und Senken ihrer verlockenden Brüste. Er stieß sich von der Bank – und ihrem Bett – ab, ehe er dem Drang nachgab, sie in die Arme zu nehmen, stand auf, griff nach ihrem Bogen und Köcher, um sie neben das Fenster zu stellen. Dies alles nur, um die Kontrolle über seinen Körper wiederzuerlangen, der auf einen aufreizenden Anblick so heftig reagierte.
Seit seiner Ankunft in Poitiers hatte er die Gesellschaft einiger der schönsten Frauen genossen, die er je gesehen hatte. Einige hatten Augen, die blitzten wie jene Mallorys, und einige besaßen ihren geschliffenen Witz. Es gab hier verführerische Blondinen und Frauen, deren Haar wie bei Mallory wie Ebenholz glänzte. Eine oder zwei hatten feinere Züge als sie und Rundungen, die auch einen Mönch auf laszive Gedanken bringen konnten. Und einige gab es darunter, die bereitwillig alle nur denkbaren Männerphantasien erfüllten.
Aber keine von ihnen reizte ihn wie Mallory de Saint-Sebastian. Sie war verwirrend und besaß eine Willensstärke, wie er ihr nur selten begegnet war. Und doch war eine Verletzlichkeit an ihr, die ihn faszinierte. Wie hatte ein so zerbrechliches Gemüt so stark werden können?
»Ihr habt nichts getan, dessen Ihr euch schämen müsst«, sagte er, als er sie wieder anblickte. Er war froh, dass er gesprochen hatte, ehe ihm auffiel, mit welcher Sehnsucht in den zarten Zügen sie ihn anschaute. Als Reaktion erfasste ihn ein ähnliches Sehnen, obwohl er sich ermahnte, dass ihre Miene vermutlich kein Ausdruck des Begehrens war und sie von ihm nur die Versicherung hören wollte, dass sie keinen Fehler mit möglicherweise fatalen Folgen begangen hatte.
Würde dies das einzige Verlangen sein, das sie empfand, wenn er sie in die Arme nahm, nachdem er Ruby hinausgeschickt hatte? Seine Lippen lechzten nach den ihrigen, wenn er daran dachte, wie sie schmeckten und wie weich sie waren, nicht nur heute, sondern auch schon in der Gasse, als sie vor Malcoeur und seinen Männern geflüchtet waren. Sie hatte nicht erkennen lassen, dass ihr der Kuss im Gedächtnis geblieben war. Er aber hatte ihn nicht vergessen können. Sie erneut zu küssen war, wie er glaubte, die einzige Möglichkeit, sich selbst zu überzeugen, dass der erste Kuss nur einem gesteigerten, der Bedrohung durch die Verfolger entsprungenem Gefühl zu verdanken war. Eben war jedoch das Gegenteil bewiesen worden, und jetzt konnte er nur mehr daran denken, dass er sie in den Armen halten wollte, während sie mehr als ein paar verstohlene Küsse tauschten.
»Danke, Saxon«, sagte sie leise. »Ich darf mir keine Fehler erlauben, da alles, was ich hier tue, auf die Abtei zurückfällt.«
»So wie die Taten jener, die ihr zuvor dienten.«
»Die zwei Schwestern, die vor mir von ihr berufen wurden, waren nicht damit betraut, das Leben der Königin zu schützen.«
»Zwei? Sind sie ebenfalls nach Frankreich gekommen?«
»Nein, aber eine ging nach Wales.«
»Wurde sie dorthin geschickt, weil die Königin um die alte Weissagung
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