Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
Vom Netzwerk:
Warnung an den König beinhalteten, den Sonntag zu heiligen und sein sündiges Leben zu ändern. Täte er es nicht, würden diejenigen, die König Henry die Liebsten wären, ihm großen Schmerz bereiten, warnte der Alte.«
    »Und nun erheben sich Frau und Söhne gegen ihn.« Saxon drehte sich vom Fenster weg und wollte antworten, als hinter ihm ein dumpfer Aufprall zu hören war, der Ruby erschrocken aufschreien ließ. Chance sprang mit wütendem Gebell hinunter auf den Boden. Er drehte sich mit einem Ruck um und sah, dass sich ein Pfeil tief in einen Fensterladen gebohrt hatte. Ein mit ein paar Zeilen beschriebenes Stück Pergament flatterte daran.
    Als er nach dem Pfeil greifen wollte, flitzte Mallory an ihm vorüber. Ihre schmalen Finger erfassten den Pfeil vor ihm und rissen den noch immer bebenden Schaft aus dem Holz. Sie wippte auf die Fersen zurück wie im Gemach der Königin, als sie den Pfeil aus Bertrams Ärmel gezogen hatte. Saxon fing sie auf, als sie wieder gegen ihn stieß.
    Sie wollte sich abstoßen, er aber hielt sie zurück, indem er die Arme um ihre schlanke Mitte legte. Wieder staunte er, dass eine so zierliche Gestalt einen Bogen so kraftvoll handhaben konnte. Der Duft ihres Haares, ein frisches, verlockendes Aroma, füllte den einzigen Atemzug, den er noch tat, ehe es ihm scheinbar den Atem raubte.
    Langsam drehte er sie zu sich um. Als sie stand, waren ihre Augen fast auf gleicher Höhe mit seinen. Er wusste nicht, warum das so angenehm war. Vielleicht, weil es nur einer leichten Bewegung bedurfte und ihre Lippen unter seinen sein würden. Jeder flache Atemzug, den sie tat, ließ ihre Brüste seine Brust streifen, ein rascher Rhythmus, der sein Herz veranlasste, als antwortendes Echo höher zu schlagen. Ein Wunder, dass sie atmen konnte, wenn in ihren Augen doch ein Amethyst-Feuer loderte, das wie eine herrliche Weise dem stillen Nachmittag Beschwingtheit verlieh.
    Seine Finger strichen ihren Rücken hinauf, und sie erbebte, und ihre Lippen öffneten sich. Bot sie sich ihm dar? Eine Antwort wartete er nicht ab, als er seinen Mund zu ihrem neigte. Kaum aber hatte er ihr Lippen gestreift, als wieder ein angstvoller Aufschrei und lautes Gebell den Raum erfüllten.
    Saxon fluchte, als Mallory sich von ihm losriss. Wieder war eine Gelegenheit, sie zu küssen, verwirkt! Ein Mann konnte nicht unbegrenzt mit den Damen der Königin von Liebe reden oder von schönen Maiden singen, er musste von seinem Mund auch anderen und weitaus intimeren Gebrauch machen. Als Ruby einige weitere Schreie ausstieß, wollte er sie zur Ruhe mahnen, damit er Mallorys köstliche Lippen küssen – wirklich küssen konnte.
    Er schluckte seine Äußerung hinunter, als die Dienerin schrie: »Wer würde wohl einen Pfeil in Euer Fenster abschießen, Mylady?«
    Der Pfeil! Er sah, dass Mallory ihn noch immer in der Hand hielt. Wie hatte er ihn nur vergessen können … auch nur einen Moment?
    »Vielleicht wird die Nachricht alles erklären«, sagte Mallory, deren Stimme so zitterte, wie sie selbst in seinen Armen gezittert hatte.
    Nachricht! Herrgott, er hatte sich von seinem Verlangen nach ihr betören lassen. Es war die einzige Rechtfertigung dafür, dass er etwas so Wichtiges hatte übersehen können.
    Er staunte, dass Mallory ihm den Pfeil überließ. Hatte sie Angst vor dem, was das Pergament enthalten mochte? Als sie die Seite vom Schaft zerrte und ihm dabei fast den Pfeil aus der Hand riss, wurde ihm klar, dass er sich wieder geirrt hatte. Sie war nicht ängstlich. Sie konnte es kaum erwarten, die Botschaft zu lesen.
    »Nun, was besagt die Nachricht?« Er konnte nicht verhindern, dass seine Worte verärgert klangen. Sie war zwar eine Kriegerin der Königin, doch hatte der Pfeil beinahe ihn getroffen. Sie war aschfahl, als sie von dem Stückchen Pergament aufblickte. »Da steht ›Verschwinde sofort. Das ist die einzige Warnung. Wenn du bleibst und uns aufzuhalten versuchst, bist du des Todes und mit dir die Königin‹.«

kapitel 6
    M allory sah zu, wie die Königin das kleine Gemach durchmaß. Auf ihre Bitte um eine Unterredung war sie in einen Raum gebracht worden, der nicht größer war als das Arbeitszimmer der Äbtissin. Wie dieses war auch dieser Raum nur karg ausgestattet – ein Tisch, ein Stuhl zwei Bänke und ein Betschemel. Sie fragte sich, ob die Äbtissin sich das Privatgemach der Königin zum Vorbild genommen hatte.
    Hinter der schweren Tür hörte sie Stimmen aus der großen Halle, wo die Diskurse des

Weitere Kostenlose Bücher