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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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die Sehne ist gewachst, damit sie stark und biegsam bleibt. Holz und Sehne dürfen nicht feucht werden.«
    »Aber in einer blutigen Schlacht …« Lady Yolanda schauderte zusammen.
    »Im Kampf werden die Bogenschützen vom Schildwall der Fußsoldaten geschützt«, antwortete sie. »Aus dieser Position schießen sie ihre Pfeile ab.« Sie hob den Bogen, als wolle sie einen Pfeil zum Himmel schicken. »Die Pfeile schnellen in die Höhe und über die Fußsoldaten hinweg, um jene auf der Gegenseite des Feldes zu treffen.« Den Bogen senkend ergänzte sie: »Darüber macht Euch keine Gedanken, da Ihr nicht in den Kampf ziehen werdet.«
    »Wir werden ausgebildet, um die Königin zu schützen«, wandte Lady Elita ein und zupfte an der Silberbordüre, die sich über die Vorderseite ihres Gewandes zog. »Wer weiß? Vielleicht geraten wir in einen ruhmreichen Kampf.«
    »Ja, in einen ruhmreichen Kampf!«, sekundierte ihr Lady Yolanda in erregtem Ton. »Man wird uns besingen wie die größten Helden. Alle werden uns hochleben lassen.«
    »Juchhe! Juchhe!«, riefen die Männer, ihre Flaschen schwenkend. Einige ließen sich ins Gras zurückfallen und lachten trunken.
    Als Lady Elita den Männern einen Kuss zuwarf, sprang einer auf, als wolle er ihn fangen. Seine Hand aufs Herz drückend verbeugte er sich tief. Zu tief, da er schwankte und auf die Knie fiel. Dies rief noch mehr Gelächter und ein lautes Knurren des Hundes hervor.
    »Meine Damen!« Mallory runzelte die Stirn, als sie merkte, dass ihr keine Beachtung geschenkt wurde. »Meine Damen, dürfte ich …«
    Lady Violet drehte sich schuldbewusst zu ihr um, während die anderen sich weiter in männlicher Aufmerksamkeit sonnten.
    Mallory umklammerte den Bogen fester. Als sie das Holz knacken hörte, lockerte sie ihren Griff. War auch die Trainingsstunde ruiniert, so durfte sie nicht zulassen, dass ihr Bogen ebenfalls ruiniert wurde. Nicht ›auch‹. Sie hatte der Königin versprochen, ihre Damen im Umgang mit dem Bogen zu schulen, und sie würde sich von einer Gruppe betrunkener Lümmel nicht davon abhalten lassen.
    Obgleich versucht, den Bogen zu benutzen, um sich zwischen den Damen durchzudrängen, die nun die Männer umschwärmten, ging sie in einem weiten Bogen um sie herum. Sie spürte Schweiß zwischen ihren Schulterblättern fließen und erschrak. Der Tag war warm, doch machte ein leichter Luftzug vom Fluss her die Wärme erträglich. Und doch brach ihr der Schweiß aus. Waren es ihre Nerven, die bei dem Gedanken, mit diesen Männern sprechen zu müssen, verrückt spielten? Hoffentlich nicht.
    Der Mann, der auf die Knie gefallen war, fuhr auf und versuchte wieder eine Verbeugung. Sie streckte ihre Hand aus, um ihn zu stützen.
    Er packte ihren Arm und wollte sie zu sich ziehen. »Ich will Euch ebenso küssen, Mylady«, stieß er hervor.
    »Das glaube ich nicht.« Sie zog ihren Arm ganz plötzlich zurück und entkam dem Zudringlichen.
    Er riss verblüfft die Augen auf.
    »Fort mit Euch«, befahl sie, ehe er noch eine Dummheit äußern konnte. Mit einem Blick, der den anderen galt, setzte sie hinzu: »Fort mit Euch allen.«
    Die jungen Männer wechselten erstaunte Blicke, und sie fragte sich, wann man ihnen zum letzten Mal ein Vergnügen versagt hatte.
    Einer – in einem auffallenden leuchtend blauen Gewand – stand auf und richtete sich vor ihr zu voller Größe auf.
    Sie wich nicht zurück, verschob ihren Griff am Bogen nicht und fasste auch nicht nach der Klinge an ihrem Gürtel. Sie hielt nur seinem Blick unbeirrt stand. Der Rothaarige wich ihrem Blick aus, ein Zeichen dafür, dass er ratlos war, was er nun tun sollte, da es ihm nicht gelungen war, ihr eine Reaktion zu entlocken. Ein anderer lachte schnaubend, und das Gesicht des Mannes, der ihren Arm gepackt hatte, wurde so rot wie sein Haar.
    Noch immer stand sie stumm und reglos da. Das Echo von Narikos sanfter Stimme kam ihr mit der Warnung in den Sinn, einen Gegner nicht zu provozieren. Damit wuchs nicht nur die Gefahr, dass ihr Widersacher im Zorn eine Dummheit machte, sie riskierte damit auch, dass ihr die eigenen Emotionen entglitten und sie die ersten Anzeichen eines Angriffs übersah. Als sie gewahrte, dass der Hund zu ihr gelaufen war und neben ihr stand, legte sie die Hand auf seinen Kopf und spürte ein leises, unhörbares Grollen.
    »Ha-ha-ha…« Der Mann stutzte, als die Männer im Gras vor Lachen brüllten. Er räusperte sich und sagte: »Lady Mallory, gewährt uns das Vergnügen, ebenfalls bei

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