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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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schwebe in größter Gefahr, Mylady. Bei der letzten Zusammenkunft des Liebeshofes war ich in meiner Meinung zu offenherzig und geriet ins Visier einiger erzürnter Damen. Ich könnte eine Fürsprecherin gebrauchen, die meine Partei ergreift.«
    Mallory hielt mit Mühe eine Entgegnung zurück. Wie konnte jemand sich mit diesen Albernheiten abgeben, wenn Gemahl und Söhne der Königin in einen echten Krieg verstrickt waren?
    Sie wurde einer Antwort enthoben, als Jubelrufe zur hohen Decke aufstiegen. Saxon schritt zur Tafel der Königin und blieb dort stehen. Er verbeugte sich vor ihr und dann vor den anderen, während er seine Laute nach vorne schob, um sie schlagen zu können.
    »Welche Mär werdet Ihr uns heute vortragen, Saxon?«, fragte Königin Eleanor.
    »Ich berichte heute von Baron Garwaf, einem von seinen Getreuen hoch geschätzten Ritter.« Er deutete auf die Stufen, und als die Königin nickte, ließ er sich nieder, rückte die Laute auf seinem Schoß zurecht und griff zu seinem mit einem vollen Bariton vorgetragenen Lied in die Saiten. »Seine schöne Gemahlin liebte ihn bis zu dem Tag, als sie entdeckte, wo er die halbe Woche weilte. Da auch er sie liebte und ihr vertraute, gestand er ihr, dass ein Fluch auf ihm lastete. Drei Tage jeder Woche musste er als Werwolf die Wälder durchstreifen und die Zeit mit Jagen verbringen wie das Raubtier, dessen Gestalt er annahm.« Seine Stimme wurde tiefer, als die Laute trauriger erklang. »Seine Dame erschrak zutiefst, als sie erfuhr, dass sie das Bett eines Mannes teilte, der die halbe Zeit als wildes Tier verlebte. Sie fragte, ob er als Wolf seine Kleider trüge, und er verneinte. Er wollte ihr aber nicht sagen, wo er unterdessen seine Kleider verbarg, da er verdammt war, Tier zu bleiben, wenn er seine Menschenkleidung nicht wieder anlegen konnte.«
    Die Lautenklänge wurden heller, bis sie sich anhörten wie Regentropfen auf üppigem Laub. »Entschlossen, ihre Ehe mit diesem Tiermenschen zu beenden, bat die Dame ihn, ihr zu verraten, wo er seine Kleidung versteckte. Weil er sie so sehr liebte, verriet er ihr am Ende, dass er sein Gewand in einer Kapelle unweit jenes Waldes verbarg, den er als Wolf durchstreifte. Er küsste seine Frau und dankte ihr für ihre Liebe.«
    »Sie aber war seiner Liebe nicht würdig«, kam eine Frauenstimme mitten aus den Zuhörern.
    Mallory konnte nicht sehen, wer gesprochen hatte, und das machte ihr Angst, da sie gar nicht gemerkt hatte, wie sehr Saxons Vortrag sie gefesselt hatte. Entschlossen, sich wieder auf ihre Aufgabe zu konzentrieren, straffte sie die Schultern, faltete die Hände im Schoß und wandte den Blick von dem Federkiel ab, der über die Lautensaiten strich und diesen wieder eine düstere Weise entlockte.
    Lady Violet und d’Ambroise neigten sich einander zu und erörterten, wie ihre Mienen verrieten, gewisse Aspekte von Saxons Geschichte. Mallory, die dies für ungezogen hielt, schenkte ihnen keine weitere Beachtung und ließ ihren Blick wieder durch den großen Saal schweifen. Während alles gespannt dem Ende von Saxons Mär lauschte, stellte sie fest, dass sie jedem der anwesenden Gesichter einen Namen zuordnen konnte. Für sie kein Grund, erleichtert zu sein, da derjenige, der der Königin nach dem Leben trachtete, Mitglied des Liebeshofs sein konnte.
    »Nein«, sagte Saxon mit traurigem Lächeln. »Garwafs Dame war seiner Liebe nicht würdig, da sie nach einem Ritter schickte, der sich seit vielen Jahren aus der Ferne nach ihr verzehrt hatte, wiewohl sie ihrem Gemahl die Treue hielt. Als er auf ihr Geheiß zu ihr eilte, eröffnete sie ihm, sie und der Besitz ihres Gemahls sollten ihm gehören, wenn er sich in den Wald wagte, um die Kleidung des Barons aus dem Versteck zu holen. Er versprach es ihr allzu bereitwillig, da ihn die Sehnsucht nach ihr sehr plagte.«
    Fast stockte ihr der Atem, als er sie über den ganzen Raum hinweg anschaute. In seinen Augen sah sie die Sehnsucht, die sie auf seinen Lippen geschmeckt hatte. Ein ähnliches Verlangen nagte an ihr. Tief in ihr pochte heftig ihr Puls, und sie konnte nur an seine Finger denken, die über sie glitten wie der Federkiel über die Saiten.
    »Ein Mann, dem die süßeste Gabe seiner Dame versagt bleibt«, fuhr er fort, ohne den Blick von ihr abzuwenden, »wird alles tun, um diese zu erringen, auch wenn er weiß, dass er sich zum Narren macht.«
    »So kam es«, warf eine dunkelhaarige Dame an der Tafel der Königin ein, »dass der Ritter das Gewand des Barons an

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