Die Lady mit dem Bogen
sagte er: »Wir müssen hier heraus.« Er ging auf den Höhlenausgang zu.
»Wie habt Ihr mich gefunden?«, fragte Mallory, als sie unweit des Ausgangs abermals über einen großen Stein stieg. »Ich bat Ruby, niemandem zu sagen, wohin ich wollte.«
»Ich kann sehr überzeugend sein.« Er sprang vom Stein herunter und grinste, als sie im Halbkreis des Lichtes standen, das durch die Felsöffnung einfiel.
»Das ist wenig überraschend.«
»Sie ist in Sorge um Euch, Mallory. Meine Andeutung möglicher Gefahren, die Euch drohen, lockerte ihre Zurückhaltung. Als ich erfuhr, dass Ihr zum Markt gegangen wart, brauchte ich nur festzustellen, mit wem Ihr gesprochen habt, und konnte Euren Spuren dann von dort aus folgen.«
Sie griff hoch und wischte Staub von seinem Haar. »Es sieht aus, als hätte man Euch irregeleitet.«
»Mallory, so tollkühn dürft Ihr nicht mehr vorgehen.«
Sie versuchte, ihren Arm aus seinem Griff zu befreien, er aber hielt sie ganz fest. »Lasst mich los!« Wie konnte er so verständnisvoll sein und im nächsten Moment so unerträglich?
»Ihr seid klug genug, um zu wissen, dass man Malcoeur so nicht finden kann. Unter Poitiers muss es Dutzende von Höhlen geben. Auch wenn er sich in einer davon verbirgt, kann er leicht entkommen, ehe man ihn aufstöbert. Wir müssen überlegen, wie wir ihn überreden können, zu uns zu kommen.«
Sie gab es auf, ihm entkommen zu wollen, und wandte sich ihm zu. Seine Augen lagen im Schatten, doch sein ausdrucksvoller Mund unter dem Schnurrbart wurde von der Fackel in seiner Hand und durch das Sonnenlicht beschienen, das durch den Eingang drang. Die Umrisse der von der Höhlendecke hängenden Kalkfinger bildeten Schatten auf seinen Wangen. Sie stellte sich diese Schatten an Jacques Malcoeur vor, während er hinter Gittern auf seinen Prozess vor den Richtern der Königin wartete.
»Woran denkt Ihr?«, fragte sie.
»An eine Falle.«
»Mit welchem Köder?«
Er grinste. »Ich erwog Godard zu fragen, doch meidet mein Bruder Situationen, die für ihn gefährlich werden könnten.«
»Ihr werdet also selbst den Köder abgeben.«
»Wenn Ihr Euch nicht freiwillig erbötig macht …«
»Das werde ich.«
»Es war doch nur ein Scherz«, sagte er leise.
»Und Ihr wisst, dass es mir ernst ist.«
Er klemmte das Ende seiner Fackel in eine Felsspalte, dann legte er den Arm um sie und zog sie an sich. Er ließ ihren Arm los, nahm ihre Laterne und stellte sie auf eine flache Felsplatte. Dann umfasste er ihr Kinn, als er erst ihre linke Wange und dann die rechte küsste. Sie nahm sein Gesicht zwischen beide Hände und lenkte seinen Mund auf ihren, da sie es kaum erwarten konnte, die gefährlichen Leidenschaften auf seinen Lippen zu kosten.
Als er sie an die raue Höhlenwand drückte, hätte sie geschworen, dass seine Brust so hart war wie der Fels hinter ihr. Ihre Hände glitten seinen Rücken hinauf, und sie gab sich dem heißen Verlangen hin, das sich zwischen ihnen aufbaute. Warnglocken ertönten in ihrem Kopf. Sie schenkte ihnen keine Beachtung. Mochte er ein treuloser Mann sein, so war er jetzt der treulose Mann, der sie ungezügelt und hemmungslos küsste.
Seine Hände glitten abwärts, um ihr Hinterteil zu umfassen, dann drückte er seine Hüften an ihre und ließ sie seine harte Männlichkeit spüren. Sie schnappte nach Luft, und seine Zunge stahl sich in ihren Mund, um jedes bisschen ihres unregelmäßigen Atems einzufangen.
Er flüsterte ihren Namen, oder sie glaubte, dass er es tat. Außer dem wilden Schlag ihres Herzens und dem regelmäßigen Klicken herabfallender kleiner Steine hörte sie nicht viel.
Herabfallender Steine?
Sie machte sich los und rief: »Saxon! Der Eingang! Er bricht zusammen!«
Sein eben noch weicher Blick wurde hart, als er zum Licht hinsah, doch Mallory reagierte sofort und packte ihn bei der Hand, um ihn zum Eingang zu zerren und sich kopfüber durch die Öffnung zu werfen. Felsbrocken prasselten um sie herum herunter. Sie zuckte zusammen, als ihr linker Arm gestreift wurde. Saxon vom Eingang wegstoßend, blickte sie auf und sah, dass ein Mann an einem größeren Felsblock schob.
Sie kam auf die Füße, zog einen Pfeil und legte ihn an den Bogen. Er schnellte hoch, auf den Mann zu. Dieser schrie in dem Moment auf, als der Felsblock sich löste und über die Klippe herunterpolterte.
Ein Arm um ihre Taille riss sie zurück, als der Felsbrocken im Fluss landete und das Wasser hochspritzte. Sie schüttelte Saxons Arm ab und griff nach
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