Die Lady mit dem Bogen
möchte.«
»Das bezweifle ich nicht.«
»Und ich bin aufrichtig, wenn ich sage, dass ich Euch nicht mehr als diese Nacht und andere Nächte voller Leidenschaft versprechen kann, wenn Ihr mich in Euer Bett lasst.«
Sie löste sich von ihm und sah ihn an. »Saxon, ich weiß Eure Aufrichtigkeit zu schätzen. Wäre mein Vater nur halb so ehrlich zu meiner Mutter gewesen, mein Leben hätte anders verlaufen können.«
»Wie anders? Glaubt ihr, er war nicht ehrlich mit seiner Enttäuschung, dass Ihr kein Sohn wurdet?«
»Nein, in diesem Punkt war er sehr ehrlich. Ich meinte, mein Leben wäre anders verlaufen, weil ich nicht schon wüsste, wie es ist, von einem Mann betrogen zu werden, der vor der Ehe Versprechungen macht, die er nicht zu halten gedenkt.«
»Ich dachte, Ihr wäret nie verheiratet gewesen.«
»Das war ich nicht, doch meine Muter war es.« Sie stieß diese Worte zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor. »Ungeachtet der Ergebenheit, die sie meinem Vater entgegenbrachte, zog er ihr seine Geliebte vor.«
»Eine Frau, die er nach dem Tod Eurer Muter heiratete.«
»Eine Frau, die er ins Haus brachte, als sie noch am Leben war.«
»Ach?« Sein Stirnrunzeln vermochte sein Erstaunen nicht zu verbergen. »Nur wenige Männer brüsten sich mit ihren Liebschaften vor ihren Ehefrauen. Sie ziehen es wie der König vor, Geliebte und Ehefrau auf Distanz zu halten. In diesem Punkt zeigt König Henry zweifellos Klugheit.«
Sie ging zur Tür und riss sie auf. »Gute Nacht, Saxon.« Einen Augenblick lang glaubte sie, er würde protestieren, doch er ging wortlos hinaus. Sie schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Ihr ganzer Körper lechzte nach seiner Berührung. Rief sie jetzt seinen Namen, würde er zurückkommen und sie die Wonnen lehren, von denen die am Liebeshof gesungenen Lieder kündeten.
Sollte sie es tun?
Nein, sie durfte es nicht. Als sie sich jedoch zu ihrer klugen Einsicht gratulierte, musste sie feststellen, dass ihr Verlangen nicht nachgelassen hatte. Sie verharrte reglos, ganz dem Kummer über einen Verlust hingegeben, den sie nur annähernd erahnen konnte.
kapitel 12
W olken verdunkelten den nächtlichen Himmel, als Mallory sich am Ufer in den tiefsten Schatten unter einen Baum drückte. Sie behielt Saxon im Auge, der das Ufer entlangschlich, die Hand am Schwert, das er an der Seite trug. Noch hatte er sie nicht gesehen, und sie wollte von ihm auch nicht entdeckt werden, in ihrem Versteck hockend, den Bogen in der einen Hand, den Pfeil in der anderen.
Seit ihrer Auseinandersetzung in ihrem Gemach vor zwei Tagen hatte er sie nur angesprochen, wenn sie einander im Palast zufällig begegneten. Davor war ihr gar nicht bewusst gewesen, wie sehr sie sich darauf freute, mit ihm zusammen zu sein.
Sie hätte gar keine Zeit haben sollen, sich über andere Dinge Gedanken zu machen als über die Antworten, die die Königin von ihr erwartete. Allmorgendlich hatte sie vor der Königin erscheinen müssen und war befragt worden, was sie bisher über den Vorfall am Flussufer in Erfahrung gebracht hatte. Außer der Tatsache, dass es sich möglicherweise nur um einen einzelnen Schützen gehandelt hatte, gab es nichts, was sie vorzuweisen hatte. Die Enttäuschung der Königin konnte sich mit ihrer eigenen messen.
Da sie nicht zulassen konnte, dass ihre persönlichen Probleme mit Saxon sich auf ihre Tätigkeit für die Königin störend auswirkten, war sie am frühen Abend zu ihm gegangen, um sich mit ihm auszusprechen. Sie hatte gehofft, ein Waffenstillstand – ein keuscher Waffenstillstand – würde ihr gestatten, sich wieder ganz auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Als der Zufall es jedoch wollte, dass sie ihn aus dem Palast schleichen sah, verriet ihr sein verstohlenes Gebaren, dass er nicht gesehen werden wollte.
Sie war ihm also gefolgt. Es erstaunte sie nicht, als er den Weg zum Fluss einschlug. Er hatte von einer Falle gesprochen, die er den Flussdieben stellen wollte. Es war anzunehmen, dass er selbst den Köder spielen wollte, wer aber half ihm dabei?
Stunden vergingen, die Mallory unter dem Baum hockend verbrachte. Obschon ihre Beinmuskeln protestierten, rührte sie sich nicht. Nun wurden ihr die Lider schwer. Sie zwang sich trotzdem, die Augen offen zu halten, und beobachtete das Ufer in beide Richtungen. Ein Gähnen kitzelte ihre Kehle. Sie verschluckte es, während Saxon ständig den Fluss auf und ab lief. Vermutlich kämpfte er ebenso gegen den Schlaf wie sie.
Als sich die nächtliche
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