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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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auf einem Kreuzzug ins Heilige Land gezogen war, ehe sie sich von ihm trennte, um ihr Schicksal mit dem des damals jungen Henry Plantagenet zu verbinden, wäre kühn genug, eine Abtei zu gründen, wo junge Frauen in den ritterlichen Kampfkünsten unterwiesen wurden?
    »Lady Mallory könnte uns bei unseren Plänen in die Quere kommen«, unterbrach Godard verdrießlich seine Gedanken.
    »Sie lässt sich bereitwillig ablenken.« Er hasste es, die abfälligen Worte auszusprechen, doch musste er einen Weg finden, das Thema zu wechseln. Er hatte gelernt, dass es oft das Beste war, seinem Bruder beizupflichten.
    »Das sah ich.« Godard ging zurück zu der kleinen Kirche, als noch mehr Rinder die Straße entlanggetrieben wurden. »Aber sie könnte dich abhalten, das zu tun, weswegen du hier bist.«
    »Wie denn?«
    »Du magst ja glauben, dass du sie leicht ablenken kannst, doch ebenso leicht kann sie dich ablenken. Du hast zu oft Augen für sie, während deine Aufmerksamkeit anderen Dingen gelten sollte.«
    Saxon lächelte eisig. »Überlass die Sorge um Lady Mallory mir. Du wirst dich vielleicht noch wundern, wenn du erlebst, dass sie sich für uns als überaus nützlich und fähig entpuppen könnte.«
    »Aber sie ist die Dame der Königin!«
    »Und deswegen wohnt sie vielen Unterredungen bei, zu denen wir keinen Zugang haben. Ebenso würde sie alles tun, um die Königin zu schützen.« Saxon lächelte viel sagend und senkte seine Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Und dies ist der Schlüssel, sich ihrer Hilfe zu versichern, ob sie diese anbietet oder nicht.«
    Godard schien diese Antwort zu befriedigen, da er dazu nickte. Dann sagte er völlig überraschend: »Du sollst der Erste sein, der erfährt, dass ich mich vermählen werde.«
    »Du willst heiraten?« Saxon starrte seinen Bruder verblüfft an. War sein Bruder am Ende nach Poitiers gekommen, um ihm dies zu eröffnen? »Wer ist die Glückliche?«
    »Lady Violet, deren Mutter eine Kusine Lord Bigods of East Anglia ist. Die Verbindung wurde von unseren Vätern gebilligt, ehe ich nach Poitiers kam. Ich werde noch so lange bleiben, dass die Trauung stattfinden kann, ehe ich wieder zu meinen Pflichten zurückkehre.«
    »Bigod?« Saxon zog eine Braue hoch, ebenso erstaunt über diese familiäre Verbindung wie darüber, dass er von der bevorstehenden Vermählung nichts gehört hatte. Seine Aufmerksamkeit hatte ausschließlich seiner Arbeit … und Mallory gegolten. Sie stellte eine zu große Ablenkung dar. »Eine glänzende Heirat, Godard, doch hat sich der Earl gegen Henry den Älteren erhoben. Wenn du dich nun mit Lady Violet vermählst, könnte es dich Henrys Gunst kosten.«
    »Henry weiß, dass unsere Familie in ihrer Treue nicht wankt. Er zeigt sich sehr erfreut, dass ein Spross dieser stets wankelmütigen Sippe nun zu uns gehört. Unter meinem Einfluss werden sich die Bigods womöglich auf ihre auf das Schwert geleisteten Schwüre besinnen, anstatt die Seiten zu wechseln, wann immer es ihnen lohnend erscheint.« Er schlug Saxon auf den Rücken. »Du kommst doch zur Hochzeit, oder?«
    »Die lasse ich mir nicht entgehen.«
    Godard wünschte Saxon einen guten Tag, ehe er ging, um den Arbeitern zuzusehen, die auf der anderen Seite des Palastes die Mauern der Kirche in die Höhe wachsen ließen. Kaum war sein Bruder außer Sicht, als Saxon die Straße überquerte und die Kirche Saint-Jean betrat, um in Ruhe überlegen zu können. Da die Leute die größeren Kirchen vorzogen, war die kleine Kirche meist leer.
    Stechender Farbgeruch stieg ihm in die Nase, als er die wenigen Stufen zum Taufbecken in der Mitte der kleinen Rundhalle hinunterschritt. Als er aufblickte, sah er einen Mann auf einer Leiter, der auf die frisch verputzte Wand Freskomalereien auftrug. War das Interesse der Königin an der uralten Kirche erwacht? Oder gab es einen anderen reichen Gönner, der das Kirchlein davor bewahren wollte, in Vergessenheit zu geraten, jetzt, wo ein prächtiges neues Gotteshaus errichtet wurde?
    Saxon wollte schon gehen, doch war der Maler so in seine Arbeit vertieft, dass er gar nicht aufblickte, als Saxon eingetreten war. Er setzte sich nun auf eine Stufe und sah zu, wie der Mann den Pinsel in einen Klacks hellroter Farbe auf einem Brett tauchte und dann damit über die Mauer fuhr. Der Mann pfiff vor sich hin, während er letzte Hand an den Faltenwurf am Gewand eines Heiligen legte, der das Wort an eine andere, zu seiner Rechten als Umriss zu erkennende Gestalt

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