Die Lady mit dem Bogen
Dunkelheit mit dem Nahen der Morgendämmerung lichtete, blieb Saxon stehen und rief: »Mallory, heute Nacht dürfte sich nichts tun.«
Sie stand auf und zuckte zusammen, als ihre verkrampften Beine nachzugeben und sie in die Knie zu zwingen drohten. Unter dem Baum hervortretend, während sie den Pfeil zurück in den Köcher tat, fragte sie: »Seit wann wisst Ihr, dass ich hier bin?«
»Seit ich sah, dass Ihr mir folgtet.«
»Und Ihr habt mich die ganze Nacht hier im Dunkeln lauern lassen?«
Er lachte leise, als sie die Uferböschung zu ihm hinunterglitt. »Im Ernstfall wäret Ihr eine große Hilfe gewesen. Ich muss zugeben, dass es ein Schock war, als ich sah, dass Ihr mir folgtet. Ich hätte gedacht, Ihr wäret heilfroh, mich nicht mehr zu sehen.«
»Ihr seid einer der Bewacher der Königin.«
»Deshalb also seid Ihr mir gefolgt?«
»Es ist der Grund, den ich zugebe.«
Sein Lächeln wurde breiter. »Ach, das ist die Mallory, die ich kenne. Gib nie eine vollständige Antwort, wenn es sich vermeiden lässt.«
»Etwas, das ich von Euch lernte.« Bei allen Heiligen, er war fast so schrecklich wie ihr Vater. Aber ihr Vater dachte nur an sein Vergnügen, während Saxons Anliegen der Schutz der Königin und ihres Hofes war.
»Habt Ihr von mir auch gelernt, dass Aufgeben zuweilen die beste Vorgehensweise ist?« Er blickte zum Fluss, der tintenschwarz unter dem sternlosen Himmel lag. »Sieht aus, als hätte ich unseren Gegner heute nicht aus seinem Versteck locken können.«
»Welchen?«
Er bedeutete ihr, mit ihm die Böschung zu erklimmen. »Beide, wenn man davon ausgeht, dass es sich um zwei handelt. Da ich versagte, werdet Ihr der Königin melden müssen, dass es nichts Neues gibt.«
»Langsam bin ich es überdrüssig, ihr immerzu dasselbe zu sagen.«
Oben angekommen, reichte sie ihm die Hand, um ihm das letzte steile Stück hinaufzuhelfen.
Er packte ihr Handgelenk und riss sie jäh zu Boden. Mit einem Aufschrei glitt sie die Böschung hinunter und traf unten hart auf. Kaum hatte sie sich abgerollt und sich aufrecht hingesetzt, als sie stählernes Klirren hörte.
Sein Schwert schwingend kämpfte Saxon ganz oben auf der Böschung um sein Gleichgewicht. Sein nur als Silhouette sichtbarer Gegner war im Vorteil, da er oberhalb von Saxon auf einer ebenen Fläche stand. Sie wollte nach einem Pfeil greifen, hielt aber inne. Die Kämpfer vollführten einen wilden, vom Klirren des Stahls begleiteten Tanz. Sie musste sich eine andere Möglichkeiten ausdenken, da die Gefahr bestand, Saxon zu treffen.
Mallory drückte sich in den Schatten und spähte den Abhang hinauf. War der Mann etwa allein gekommen? Nach ihrer Ankunft waren sie von mehreren Angreifern bedrängt worden. Sie lächelte kalt, als sie Gestalten über das Feld herbeieilen sah.
Den Namen der Königin laut auf den Lippen lief sie den Hang hinauf, zog den Pfeil heraus und legte ihn an die Sehne. Oben angelangt, schoss sie ihn gegen die Gestalten ab. Sie stoben auseinander, als er sich in den Boden vor ihnen bohrte. In rascher Folge schoss sie weitere Pfeile ab. Die Gestalten machten kehrt und rannten davon. Sie hörte nicht auf zu schießen, bis sie in der Dunkelheit verschwunden waren.
Nun erst drehte sie sich blitzschnell um und lief zu Saxon, der noch immer mit dem Gleichgewicht kämpfend seinen Gegner abwehrte. Sie zog ihr Messer und hielt dem Unbekannten die Spitze an den Rücken.
»Aufhören!«, rief sie.
Er ignorierte sie.
Als sie versuchte zuzustechen, merkte sie, dass der Mann eine Rüstung trug. Rasch warf sie das Messer weg, löste die Bogensehne und ließ den Bogen zu Boden fallen, während sich die Sehne schnalzend um seinen Nacken schlang.
»Aufhören!«, rief sie.
Er würgte, gehorchte aber, als sie ihm befahl, sein Schwert fallen zu lassen.
Saxon stürmte auf den Kamm des Hügels und bückte sich nach dem Schwert, dessen Spitze er unter das Kinn des mit einem Kettenhemd Bekleideten schob. Er wartete, bis sie die Sehne an sich genommen hatte und zurückgetreten war.
»Wer bist du?«, herrschte Saxon den Mann an.
»Ein Toter«, keuchte dieser zwischen tiefen Atemzügen.
»Du musst nicht sterben, wenn du uns sagst, was wir wissen müssen.«
»Das werde ich nicht.«
Mallory ging um den Mann herum und fragte, als sie neben Saxon stand: »Dienst du Jacques Malcoeur?«
Der Mann lachte, dann fing er an zu husten. Er deutete auf ein Fläschchen an seinem Gürtel, und Saxon nickte. Der Mann führte es an seine Lippen, trank es leer und
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