Die Lady mit dem Bogen
die vorsichtige Mallory de Saint-Sebastian, die ich kenne.« Er beugte sich vor, um die säuberlich gestapelten, vom Mondlicht beschienenen Holzstücke zu betrachten. »Ihr scheint Euch ja an ein richtiges Kästchen gewagt zu haben.«
»Dann war ich bislang erfolgreich.«
»Ist es ein Geschenk? Ein Hochzeitsgeschenk etwa?«
»Hochzeitsgeschenk? Zu wessen Hochzeit?«
»Mein Bruder eröffnete mir heute, dass er die Absicht hätte, Lady Violet zu ehelichen.«
Mallory verkniff sich ihr Lachen, konnte sich aber nicht verkneifen zu bemerken: »Na, da kann man sich denken, wer in diesem Hause das Sagen haben wird.«
»Godard ist sehr erpicht auf eine Verbindung mit einer so vermögenden Familie wie den Bigods.«
»Und einer so umstrittenen Familie.«
Saxon lehnte sich an den Tisch und verschränkte die Arme. »Mein Bruder scheint zu glauben, er könne einen positiven Einfluss auf die Familie ausüben.«
»Da wünsche ich ihm Glück, obwohl ich nicht weiß, wie seine Chancen diesbezüglich stehen.«
Ein dumpfes Klopfen entlockte Mallory ein Lächeln, als sie zum Fenster sah, wo Chance auf einer Decke zusammengerollt lag. Der Hund schlief selten, wenn sich außer Mallory noch jemand im Raum aufhielt. Chance war sichtlich entschlossen, sie zu beschützen.
»Schlaf jetzt, Chance«, rief sie leise. Als der Hund den Kopf senkte, setzte sie hinzu: »Ich glaube, das wäre jetzt auch für uns angebracht. Es muss bald Mitternacht sein.«
Saxon lächelte. »Mallory, möchtet Ihr mich loswerden?«
»Ich sagte schon, dass ich jetzt keine Fragen beantworte.« Sie stand auf und streckte sich, wobei sie ein Gähnen vortäuschte. Als ihr einfiel, dass sie nur ein dünnes Nachthemd trug, verschränkte sie die Arme und fragte: »Was wollt Ihr?«
Er lächelte schief. »Ich dachte, das hätte ich während des Gewitters deutlich gemacht.« Er ging in einer einzigen geschmeidigen Bewegung um den Tisch herum und nahm sie in die Arme.
Seine Lippen, warm und begierig, reizten sie, alles zu vergessen bis auf die gemeinsame Ekstase. Ihre Hände lagen auf seinen Schultern, als sie einen lustvollen Seufzer in seinen einladenden Mund hauchte. Als er hingerissen ihre Kehle mit seinen Lippen streifte, stöhnte sie, und das Geräusch hallte in den Tiefen ihres Körpers wider. Sehnsucht durchströmte sie, so heftig, dass sie ins Wanken geriet. Nun kehrten seine Lippen wieder und brannten sich so tief in ihre, dass sie befürchtete, es würden Spuren zurückbleiben.
Als sein Mund ihren Hals entlangglitt und er nach der Verschnürung griff, die ihr Kleid im Rücken zusammenhielt, schmiegte sie sich an ihn. Sie wollte nicht denken. Sie wollte nur fühlen – ihn an sich fühlen und sich an ihm fühlen.
Und doch trat sie zurück wie so oft schon. Sie sah Schock und Erbitterung in seinem Gesicht.
»Gute Nacht, Saxon«, sagte sie leise.
»Es könnte die beste aller Nächte sein, wenn Ihr mich nicht fortschicken würdet.«
»Gute Nacht«, wiederholte sie mit mehr Entschiedenheit.
»Soll ich Euch anflehen?« Sein Lächeln wurde wärmer. »Das kann ich nicht sehr gut, also verlangt das nicht von mir, Liebste.«
Sie zuckte wie unter einem Schlag zurück. »Nennt mich nicht so! Nie wieder!«
»Mallory..«
»Nennt mich nie wieder so!« Sie wusste, dass es hysterisch klang, doch sie konnte die Worte nicht zurückhalten, die ihrem Mund entströmten. »Ich will Eure Lügen nicht hören, Eure falschen Versprechungen, die Ihr nur macht, damit Ihr bekommt, was Ihr von mir möchtet, ehe Ihr zur nächsten Frau auf Eurer Liste geht.«
»Liste?« Verwundert furchte er seine Stirn, doch konnte sie nicht unterscheiden, ob er aufrichtig war oder wieder nur das Spiel spielte, das Männer auf Kosten von Frauen genossen, die dumm genug waren, auf ihre schönen Worte zu hören.
Sie wies auf die Tür. »Hinaus! Hinaus mit Euch, und lasst Euch hier nie wieder blicken. Niemals! Ich will Eure Lügen und falschen Versprechungen nicht hören.«
»Mallory …«
Sie wandte ihm den Rücken zu, da sie seine Enttäuschung nicht sehen wollte, während ihr eigener Körper sie drängte, alles zu vergessen und zu genießen, was sie erwartete, wenn sie ihn in ihr Bett ließ.
Als er ihr die Hände auf die Schultern legte und sie diese abschüttelte, ließ er sich nicht beirren und wiederholte die Geste. »Ich belüge Euch nicht, Lieb … »Er brach ab, als sie unter seiner Berührung erstarrte. »Ich bin ehrlich, wenn ich sage, dass ich die Nacht mit Euch verbringen
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