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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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verbringen.
    »Ich liebe Hochzeiten«, verkündete Ruby hinter ihr.
    Mallory drehte sich lächelnd um. »Vielleicht läuten auch für dich bald die Hochzeitsglocken. Wie ich hörte, findest du immer wieder Vorwände, um die Mauer aufzusuchen und mit einem der Wachposten zu plaudern.«
    »Ach, Ihr macht zu viel Aufhebens aus einer simplen Freundschaft.« Die Röte, die ihr in die Wangen stieg, strafte ihre Worte Lügen.
    »Wer weiß? Vielleicht wird mehr daraus und du stehst plötzlich in der Kirche und sprichst dein Ehegelöbnis.«
    Ruby griff nach einem Kissen und schüttelte es auf. »In der Kirche …« Sie hielt das Kissen an sich gedrückt. »Ich weiß noch, dass meine Großmutter mir erzählte, wie es zu ihrer Zeit zuging. Damals ging man zur Hochzeit nicht in die Kirche. Der Priester kam und war wie Familie und Freunde Zeuge, wenn das Paar das Ehegelöbnis ablegte. Heutzutage muss eine Heirat an der Kirchentür gesegnet und vor dem Altar mit einer Messe gefeiert werden, ehe das Hochzeitsfest beginnen kann.« Sie warf das Kissen aufs Bett und kicherte. »Und alles andere, worauf Frischvermählte sich freuen.«
    Mallory sah, dass sie lächelte. Verschwunden war das gekränkte, verängstigte Kind. An seiner Stelle stand eine Frau, die in der vergangenen Nacht einen wahren Taumel der Leidenschaft erlebt hatte.
    »Ihr bietet ein Bild der Vollkommenheit!«, schwärmte Ruby. »Es wird eine wunderschöne Hochzeit.«
    »Ja, sie sieht vollkommen aus«, sagte Saxon, als er den Raum betrat, wieder mit seiner Laute auf dem Rücken.
    Mallory fragte sich, ob sie sich jemals an ihm sattsehen würde. Bis zur vergangenen Nacht war ihr das Grübchen in seiner linken Wange nicht aufgefallen, auch nicht, wie ein Mundwinkel sich beim Lächeln höher anhob als der andere. Angetan mit einem roten Gewand, das mit grünen Fäden bestickt war, trug er einen dezenten braunen Gürtel um die Taille. Daran hingen die Scheide mit dem Dolch und darunter an der linken Seite ein viel größeres Schwert.
    Sie eilte ihm entgegen, ohne Rubys mahnenden Ausruf zu beachten, sie solle auf ihre Frisur achten, die sich aufzulösen drohte, und ergriff seine Hand. »Ich dachte, du müsstest bei Godard bleiben und ihn beruhigen.«
    »Ein paar Flaschen Wein schafften schließlich, was mir nicht gelang.« Er lächelte. »Als ich ihn verließ, waren seine Diener bemüht, ihn aufrecht auf den Füßen zu halten und ihn daran zu hindern, auf die Nase zu fallen.«
    »Wenn er betrunken zur Hochzeit erscheint, werden weder der Priester noch Lady Violet erbaut sein.«
    »Das wird bald ihr Problem sein und nicht meines«, sagte er und legte den Arm um ihre Taille. Er blickt an ihr vorüber. »Ruby, möchtest du zur Hochzeit mitkommen?«
    Die Dienerin strahlte vor Freude über die Einladung. »Wie gütig von Euch.«
    »Also, hurtig, Ruby, und mach dich richtig schön«, drängte er sie mit einem lustigen Zwinkern, das Mallory galt. »Wir werden uns indes die Wartezeit angenehm vertreiben.«
    Ruby drohte ihm mit dem Zeigefinger. »Ich erwarte, dass Myladys Haar dann noch so tadellos sitzt wie jetzt.«
    »Du kannst einem Mann den Spaß richtig verderben!« Er lachte.
    Mallory stimmte in sein Lachen ein. So glücklich war sie noch nie gewesen. Trotz ihrer Versuche, etwas anderes zu glauben, wusste sie, dass ein paar Nächte mit Saxon ihr nicht genügen würden. Wiewohl sie sich geschworen hatte, niemals ihr Herz aufs Spiel zu setzen, verfolgte dieses eigene Absichten.
    Aber darüber wollte sie heute nicht nachdenken.
    Eigentlich niemals.
     
    Die Kirche war vom Palast nicht weit entfernt, doch hatten sie für die Strecke fast eine Stunde benötigt. Mallory hatte sich gewundert, warum Sir Godard sich entschieden hatte, in der Kirche Saint-Porchaire zu heiraten anstatt in der Kapelle auf dem väterlichen Gut, und Saxon hatte ihr erklärt, dass sein Bruder es offenbar nicht erwarten konnte, Lady Violet zu seiner Frau zu machen. Sie schritten langsam hinter dem bräutlichen Gefährt einher, das sich mühsam seinen Weg durch die von Läden und Wohnhäusern gesäumten Straßen bahnte.
    Dazu kamen die Hochzeitsgäste, die sich auf der Straße drängten. Es sah aus, als hätte sich mit Ausnahme der Königin der Liebeshof vollzählig auf der Straße eingefunden, um die feierliche Zeremonie aus nächster Nähe verfolgen zu können.
    Mallory fragte sich, ob die Königin nicht erschienen war, weil sie inmitten einer so großen Menschenmenge um ihr Leben fürchtete oder weil sie der

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