Die Lady mit dem Bogen
tanzte über die niedrige Decke, und Mallory warf Saxon einen Blick zu, als sie die Stimme erkannte. Landis d’Ambroise! Warum …? Sie starrte Lady Violet an, die sich mit aller Kraft von Saxon losreißen wollte. Die Dame wollte zu d’Ambroise, das war klar, wenn dem aber so war, warum hatte sie in die Ehe mit Sir Godard eingewilligt?
Das Schwert wurde ihr unter lautem Geschrei aus der Hand gerissen. Sie starrte Sir Godard an, der das Schwert schwingend betrunken durch die Gruft taumelte, bis er an einem niedrigen Tisch Halt fand, der als Altar dienen mochte.
Aufspringend sah sie, das d’Ambroise ein Schwert vor sein Kettenhemd hielt. Sie stützte sich mit den Händen auf den Sarkophag und betete, der heilige Porchaire, wer immer das gewesen sein mochte, würde ihr vergeben, als sie auch schon die Füße hochschwang und mit einem Satz über den Sarkophag sprang. Sie landete in dem schmalen Zwischenraum zwischen Sir Godard und d’Ambroise, der von drei Männern mit gezogenen Schwertern flankiert wurde. Saxons Bruder und d’Ambroise knurrten sie an, sie solle verschwinden, während der Abstand zwischen ihnen immer kleiner wurde und sie einander langsam umkreisten wie zwei sprungbereite Raubtiere.
»Ich verschwinde nicht«, sagte sie in ihrem ernstesten Ton, »ehe Ihr nicht die Waffen senkt. Wollt Ihr in alle Ewigkeit verdammt sein, weil Ihr Blut auf geweihtem Boden vergießt?«
Keiner der beiden würdigte sie eines Blickes.
»Denkt an eure unsterblichen Seelen«, bat sie.
D’Ambroise streckt die Hand aus und stieß sie zur Seite, so heftig, dass sie gegen das steinerne Grabmal prallte. Sie wollte zwischen die beiden gehen, doch wurden schon die Klingen gekreuzt, dass es nur so durch die Krypta hallte.
»Wo ist sie?«, knurrte d’Ambroise wütend.
Sir Godard holte aus, verfehlte den Gegner und traf den Altar, dass Funken vom Stein sprühten.
»Mallory!«, rief Saxon. »Rasch fort!«
Er stand auf und ließ Lady Violet los, die er zu d’Ambroise stieß, während er zugleich Mallorys Hand packte und sie unsanft um den Sarkophag herum zu sich riss. Sie sah, dass er seinen Dolch zog, doch ließ er ihr keine Zeit, eine Frage zu stellen, als er mit ihr zum Altar lief, wo nun sein Bruder wieder stand. Lady Elita eilte ihnen nach und riss ungläubig die Augen auf, als Lady Violet ihre Arme um d’Ambroise schlang. Ihre Umarmung war nur kurz, doch verriet deren Vertrautheit, dass sie schon weit mehr geteilt hatten.
»Da habt Ihr Lady Violet«, sagte Saxon. »Geht, wenn es der Wunsch der Dame ist.«
»Ist es dein Wunsch, meine geliebte Violet?«, fragte d’Ambroise in innigem Ton.
»Das weißt du.« Sie wandte sich um und spie vor Sir Godards Füßen aus. »Hör gut zu, wenn dein Bruder den heutigen Tag besingt, als ich mich meinem edlen Ritter hingab.«
»Jetzt geht, d’Ambroise«, befahl Saxon. »Nehmt Eure Lady und geht.«
»Sie gehört mir!«, rief Sir Godard aus, als die Liebenden hinter d’Ambroises Männern die Treppe ersteigen wollten. Er lief ihnen nach.
Mallory, die ihn aufhalten wollte, musste entsetzt mitansehen, wie d’Ambroise sich umdrehte und Sir Godard mit seinem Schwert niederstach. Lady Elita schrie auf. Ob auch Lady Violet schrie, konnte Mallory, die versuchte, den rücklings fallenden Sir Godard aufzufangen, nicht ausmachen, da Lady Elitas Schrei als Echo aus allen Richtungen widerhallte. Als ihre Knie unter Sir Godards Gewicht nachgaben, durchschoss sie ein starker Schmerz.
Saxon schob seine Arme zwischen sie und seinen Bruder. Sie kroch fort, als er seinen Bruder vorsichtig auf den Steinboden bettete. Blut sammelte sich unter Sir Godard.
»Elita, lauft zum Palast und holt Hilfe!«, befahl er. »Wir müssen ihn sofort zum Arzt bringen.«
Hinter ihnen ertönte ein dumpfer Aufprall, und Mallory sah Elita auf den Boden sinken.
Der Priester ging zu ihr, untersuchte sie flüchtig und blickte auf. »Sie ist ohnmächtig.«
»Ich hole Hilfe«, stieß Mallory hervor.
Saxon hob sein Schwert auf und drückte ihr den Griff in die Hand. »Sei auf der Hut!«
Sie nickte und lief die Treppe hinauf. Dann horchte sie. In der Kirche herrschte Stille, die nur vom Gemurmel des Priesters hinter ihr unterbrochen wurde. Sie hoffte, dass er nicht Sir Godard die Sterbesakramente erteilte, und lief hinaus auf die Straße. Die Menschen schrien erschrocken auf und deuteten auf sie. Nun erst blickte sie an sich hinunter und entdeckte, dass ihr Kleid mit Blut getränkt war. Während sie atemlos zum
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