Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
Vom Netzwerk:
war, wie sie sich nach der Ankunft ihres Vaters verhalten sollte. Mit welcher Absicht war er zu Lord de Sommeville gekommen?
    »Ich bin nebenan«, flüsterte Christian ihr zu, ehe er laut rief: »Baldwin, komm mit.«
    Baldwin? War der Page nicht im Bett? Er brauchte Ruhe. Sie musste ihre ganze Willenskraft aufbieten, um nicht aus dem Bett zu springen und selbst nach dem Jungen zu sehen. Da sie Christians Stimme nun leiser aus der Ferne hörte, als er mit Baldwin sprach, entspannte sie sich. Christian würde über den Jungen wachen – so wie er über sie gewacht hatte.
    »Schließt die Tür und verriegelt sie«, befahl Lord de Vere. »Und holt kaltes Wasser, damit man das Gesicht meiner Tochter damit benetzt. Das wird sie aus der Ohnmacht wecken.«
    Bei allen Heiligen! Sie gedachte nicht dazuliegen und sich mit kaltem Wasser begießen zu lassen. Sie öffnete blinzelnd die Augen und ließ ein Stöhnen hören, das hoffentlich echt klang.
    Sofort war ihr Vater an ihrer Seite, fasste nach ihrer Hand und sandte ein Stoßgebet zum Himmel. »Wie fühlst du dich, Avisa?«
    »G-gut.« Sie blickte an ihm vorbei und sah, dass nur einer seiner zwei Begleiter da war. Dieser verriegelte eben die Tür, die ihr Gemach mit den anderen Räumen verband.
    »Danke, Griswold«, sagte ihr Vater.
    Der Mann verbeugte sich, ging hinaus und schloss die auf den Gang führende Tür.
    Avisa setzte sich auf. Als ihr Vater sie ermahnte, sich langsam zu bewegen, hielt sie die Hände an den Kopf, als hätte sie Schmerzen. Sie musste einige Dinge in Erfahrung bringen, ohne dass es auffiel. Sie kannte ihren Vater nicht.
    »Es ist ein Schock, dich hier anzutreffen, Avisa«, sagte er.
    »Das kann ich mir denken.«
    »Warum bist du hier?«
    »Das Kloster sandte mich zu einem Treffen mit zwei Frauen.« Sie hoffte, auf alle seine Fragen eine aufrichtige Antwort geben zu können.
    »Man schickte dich unbegleitet?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich war mit Sir Christian Lovell, seinem Bruder und seinem Pagen unterwegs. Sir Christian …«
    Ihr Vater verkniff den Mund. »Du sprichst von ihm sehr förmlich, obwohl du in der Kapelle in seinen Armen lagst.«
    »Christian«, korrigierte sie sich, wohl wissend, dass sie auf jedes Wort achten musste, da ihr Vater sich nicht so leicht hinters Licht führen ließe, »ist der Patensohn Königin Eleanors, und die Abtei wurde, wie du weißt, von der Königin gegründet.«
    »Willst du damit sagen, dass du auf Veranlassung der Königin mit diesem Feigling Lovell gereist bist?«
    Sie konnte ihren Zorn nicht verhehlen, als sie ihre Füße aus dem Bett schwang. »Christian ist kein Feigling.«
    Lord de Veres Brauen hoben sich. »Warum trägt meine im Kloster lebende Tochter ein Schwert, wenn er kein Feigling ist?«
    »Die Äbtissin gab mir eine Waffe mit. Ich stelle ihre Befehle nicht in Frage.« Als sie dastand, merkte sie, dass sie auf Augenhöhe mit ihrem Vater war. Ihre Erinnerung hatte ihn zu dem Hünen gemacht, als den sie ihn als kleines Kind kannte. »Darf ich fragen, was Euch hierherführt, Mylord?«
    »Ich verbringe das Weihnachtsfest immer bei de Sommeville, wie du wissen müsstest.« Sein Stirnrunzeln ließ seine Gesichtsfalten tiefer erscheinen. »Nein, das kannst du nicht wissen.«
    »Es freut mich, dass wir uns auf diese Weise wiedersehen.«
    Er nickte, offensichtlich unangenehm berührt von so viel Gefühl seitens einer Tochter, die er eingesperrt gewähnt und vergessen hatte.
    Die Tür zum Gang wurde geöffnet, der Mann namens Griswold trat ein. Er sah in ihre Richtung, ehe er den Kopf beugte.
    »Mylord«, sagte Griswold, »Lord de Sommeville lädt Euch heute an seine Hochtafel ein.«
    »Danke. Sagt de Sommeville, dass ich seine freundliche Einladung annehme.«
    Der Mann trat verlegen von einem Fuß auf den anderen.
    »Gibt es noch etwas, Griswold?«
    »Lord de Sommeville sagte noch, dass er sich über Eure Gesellschaft und die Eurer Tochter und deren Begleiter freuen würde.«
    Ihr Vater stieß eine Verwünschung aus. Er winkte den Mann mit dem Auftrag hinaus, de Sommeville eine Antwort zu überbringen, und wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Nun wandte er sich ihr zu und fuhr sie an: »Deinetwegen muss ich mit diesen Hundesöhnen eines Feiglings an einem Tisch sitzen.«
    Avisa trat auf ihn zu, sein finsterer Blick aber warnte sie, noch einen weiteren Schritt zu tun. »Ich möchte nicht, dass unsere erste Begegnung nach so vielen Jahren von Groll getrübt wird, aber wie ich schon sagte,

Weitere Kostenlose Bücher