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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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sagte Guy, die Vorderseite seines Gewandes glatt streichend. »Christian steht unter Avisas Bann. Er wird ihre Liebe nicht aufs Spiel setzen, indem er de Veres Leben riskiert.«
    Die Tür ging auf, und Christian erhob sich, als Avisa eintrat. Hatte sie gehört, was Guy sagte? Eigentlich war es gleichgültig, da jedes Wort die reine Wahrheit war.
    Sie zögerte und befingerte den Schwertknauf unter ihrem Mantel. »Ich dachte, ich würde dich allein antreffen, Christian.«
    Guy ließ ein kaltes Lachen hören. »Oder ist der Bann gegenseitig, Bruder?« Er gab Baldwin einen Wink. »Lassen wir die Liebenden turteln.«
    »Baldwin, du bleibst, wo du bist«, befahl Christian. Er nahm Avisa an der Hand. »Wir reden anderswo miteinander.«
    »Na, dann viel Spaß beim Reden.« Guy lachte.
    Avisas Schultern erstarrten, doch sie sagte nichts, bis Christian sie aus dem Raum gezogen hatte. »Wohin gehen wir?«
    Niemand befand sich auf der Treppe, die an der Wand entlangführte, die den inneren Trakt vom äußeren trennte. Als er sie auf den schmalen Wandelgang hinausgeleitete, wirbelte der Wind um Christian. Kahle Äste wiegten sich zu seiner stummen Musik. »Ob ein Baum den Wind an seiner Rinde spürt, wie wir ihn in unseren Gesichtern spüren?«, fragte Avisa sinnend. Sie zog die Kapuze über den Kopf und streckte die Arme aus.
    »Du bist unberechenbar«, sagte Christian, der sich auf die steinige Zinnenmauer stützte. »Ich führte dich in der Annahme herauf, dass sich niemand in die Kälte hinauswagt. Und jetzt stehst du da, umflattert von deinem Mantel, der dir keinen Schutz vor dem Wind bietet, und philosophierst.«
    »Ich brauche keinen Schutz vor dem Wind.«
    »Doch, in der Kälte schon.«
    Sie trat näher und stützte ihre Hand auf dieselbe Zinne wie er. »Der Wind ist nicht so kalt wie der Ton meines Vaters, wenn er von deiner Familie spricht.«
    »Baldwin drängte mich, ich solle das Blut deines Vaters als Vergeltung für seine Schmähungen vergießen.«
    Ihr Gesicht verlor die letzte Spur Farbe. »Christian, du kannst meinen Vater nicht fordern. Ich bezweifle, ob er dir gewachsen ist, doch er würde sich dir nie ergeben, solange noch Atem in ihm ist.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Es muss etwas anderes geben, das ich tun kann.«
    »Willst du damit sagen, ich solle stattdessen gegen dich antreten? Ich würde mich dir nie ergeben, bis zum letzten Atemzug nicht.«
    »Willst du wissen, ob ich dich töten würde, um die Familienehre hochzuhalten?«
    »Würdest du das?«
    Ihr Gesicht war bleich, als sie sich umdrehte. »Frag mich das nicht, Christian!«
    Sein Finger streifte ihre Wange und zog ihr Gesicht zu ihm. Als er seinen Finger in die Höhe hielt, glänzte seine Haut von ihren Tränen. Sie führte ihre Hand an ihr Gesicht.
    »Es tut mir leid, Avisa«, murmelte er.
    Sie fuhr mit den Knöcheln über ihre Augen. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Tränen sind ein Zeichen von Schwäche.«
    »Du bist nicht schwach.« Zorn wallte in ihm auf. »Was sagte dein Vater sonst noch?«
    »Er sagte, ich könne nicht zurück ins … nicht nach Hause zurück.«
    »Warum nicht?«
    »Weil er mich mit jemandem vermählen will, der die Ehre der Familie de Vere vermehrt.« Wieder blickte sie weg.
    Christian ballte die Faust auf der Brüstung. Jemanden, der die Ehre der Familie de Vere vermehrt. Kein Sohn Robert Lovells war dazu imstande. Sein Name würde über die Familie seiner Braut nur Schmach und Schande bringen.
    »Dieser Mann bin ich nicht«, sagte er, ihre bebenden Schultern streichelnd. Er wusste, dass sie sich ihrer Tränen ebenso schämte, wie er sich der Feigheit seines Vaters schämte. Als er über ihr seidiges Haar strich, stellte er sich vor, wie ihre sanften Atemzüge die Haut eines anderen liebkosten oder wie ein anderer Mann tief in ihr zur Ekstase gelangte. Sein Magen krampfte sich zusammen.
    Sie hob den Blick, und er fragte sich wie bei ihrer ersten Begegnung, ob die Sonne in ihren Augen glühte, in denen er viele Gefühle las. Wut, Enttäuschung, Verzweiflung … und Liebe.
    Als sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte und die Arme um ihn schlang, flüsterte sie: »Glaubst du, dass dein Vater ein Feigling ist?«
    »Eine törichte Frage.«
    »Ist es nicht. Du hast oft erwähnt, dass andere ihm den Rücken zukehrten. Nie hast du gesagt, ob du das glaubst oder nicht.«
    »Was ich glaube, spielt keine Rolle.« Er drückte sie an sich und begrub sein Gesicht in ihrem Haar. »Alle glauben …«
    »Was kümmert es dich,

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