Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)
ich zuließ, dass Christian Guy befreite. Es wird nie wieder geschehen. Ich werde mein Versprechen halten.«
Sie wartete auf den Trost, den sie sich von diesen Worten erhoffte. Er kam nicht. Sie vernahm nur ihren Herzschlag. Hielt Christian sie fest, so hatte ihr Herz geschlagen, als wolle es ihrer Brust entfliehen und sein werden.
Ein leises Geräusch war plötzlich zu hören. Sie hob den Kopf und blickte über ihre Schulter.
Hinter der letzten Bank stand Christian, die Hände im Rücken verschränkt. Sein sauberes Übergewand, dessen weicher blauer Wollstoff seine gebräunte Haut betonte, musste aus einer der Truhen der Burg stammen. Sein frisch gewaschenes Haar stand dunkel in die Höhe. Sie wünschte, er hätte sie eingeladen, ihm beim Bad zu assistieren … kein Wunder, dass die Erinnerung an seine harten Muskeln ihre Fingerspitzen prickeln ließ.
Er ging um die Kirchenbank herum und kam auf sie zu. Das Schwert an seiner Seite machte jede Bewegung mit. Er sagte nichts, als er stehen blieb und sich in die Bank hinter der ihren schob.
»Wie lange bist du schon da?«, fragte sie leise.
»Ein paar Minuten. Ich wollte dich nicht in deiner Andacht stören.« Er strich über den Zierat der Bank. »Aber es war mehr als eine Andacht. So sah ich dich noch nie, Avisa.« Er strich so leicht über ihr Haar wie über das Holz. »Hier ist eine Freude und ein stilles Hinnehmen in dir, von denen ich nicht ahnte, dass du sie besitzt.«
»Du hast doch nicht etwa erwartet, ich würde in der Kapelle mit dem Schwert um mich schlagen, oder?«
Er lächelte. »Bei dir bin ich mir da nicht so sicher.«
»Ich glaube, das könnte eine Beleidigung sein.«
»Such nicht nach einer Beleidigung, wo keine beabsichtigt ist.« Seine Miene wurde ernst. »Ich sage das nicht ohne Neid.«
»Neid?« Sie war erstaunt. »Aus welchem Grund?«
»Aus welchem Grund?« Seine Hand umschloss ihre Wange, als sein Daumen ihr Kinn entlangstrich. »Ich beneide dich um deinen Mut. Du bist mindestens so tapfer wie de Tracy oder die anderen kühnen Ritter des Königs. Wenn ich dich beobachte, frage ich mich, was dir Angst einjagen könnte.«
»Du machst mir Angst.«
»Ich?«
»Du und die Gefühle, die du in mir weckst.« Sie wandte ihr Gesicht ab.
»Angst einflößende Gefühle?«
Sich an ihm vorüberdrängend, da es ihr in der Kapelle schwerer fiel, die Worte zu sagen, flüsterte sie: »Nicht die Gefühle machen mir Angst, sondern die Tatsache, dass ich sie habe.«
Er glitt aus der Bank und stand hinter ihr. Mit seinen Hände auf ihren Schultern hinderte er sie daran, die Tür zu durchschreiten. Als er sprach, strich sein Atem über ihren Hals und kitzelte ihr Ohr.
»Avisa, sprichst du davon, dass du erbebst, wenn ich dich an mich ziehe? Wenn ja, dann ist an diesen Gefühlen nichts Bedrohliches. Es ist das, was Männer und Frauen erleben, wenn sie einander umarmen und ein Verlangen schaffen, das von niemand anderem gestillt werden kann.«
»Aber ich sollte das nicht empfinden!«
»Warum nicht?«
»Ich sollte nur daran denken …« Sie warf einen Blick in den vorderen Teil der Kapelle.
Er lachte laut und hart.
»Wenigstens findet dies einer von uns amüsant«, feuerte sie zurück.
»Sei ehrlich, Avisa. Die Vorstellung, dass eine Frau wie du, eine Frau voller Leben und Wagemut und, ja, Tapferkeit, abgeschieden von der Welt leben sollte, ist absurd. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du das Leben einer Nonne führst. Du trägst ein Schwert und liebst es. Du liebst die Kraft, die dich angesichts eines Gegners durchströmt. Das Hochgefühl des Sieges erregt dich. Wie du mich erregst.«
Seine Finger glitten durch ihr Haar, als er ihren Mund mit jener Leichtigkeit fand, die sie sich letzte Nacht angeeignet hatten. Sie zog ihn näher an sich, sie begehrte ihn mehr als je zuvor. Als er den Kuss vertiefte, strich sie über seinen Rücken. Zu viel Stoff war zwischen ihren Fingern und seiner Haut.
»Eine feine Art, eine Kapelle zu nutzen«, kam eine sarkastische Stimme vom Eingang her.
Hitze schoss Avisa ins Gesicht, als sie drei Männer dicht vor der Kapellentür stehen sah. Einer trat vor. Sein blondes Haar war grau durchzogen und lichtete sich bereits. Sein scharlachrotes Gewand kennzeichnete ihn als reichen und mächtigen Lord. Ein rascher Blick in ihre Richtung, ehe er sich auf Christian konzentrierte, zeigte an, dass sie von weit geringerer Bedeutung war als Christian.
Der Mann zog sein Schwert, und Christian griff nach seiner Waffe. Das
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