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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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Schwert des Mannes blockierte die Bewegung, und Christian zog die Hand zurück, ehe sie durchstochen wurde. Er bedachte den Mann mit einem ähnlich wütenden Blick wie Pyt. Anders als der Bandit zauderte dieser Mann und warf seinen Gefährten einen Blick zu.
    Dies lieferte Avisa die erhoffte Gelegenheit. Als sie ihre Hand langsam ihrem Schwert näherte, schien dies niemand zu bemerken. Man würde den Fehler, sie unterschätzt zu haben, bereuen. Ihre Finger umschlossen den Griff, als der Mann zu sprechen anfing.
    »Was treibt Ihr mit meiner Tochter, Lovell?«
    »Tochter?«, stieß Avisa erstickt hervor und zog ihre Hand mit einem Ruck vom Schwertgriff.
    »Erkennst du deinen eigenen Vater nicht?«
    Avisa war nicht sicher, wer diese Worte ausgesprochen hatte, da sie nur den vor ihr Stehenden anstarren konnte. Der Mann mit dem Schwert sollte ihr Vater sein? Sie kramte in ihrem Gedächtnis nach Resten von Erinnerung an ihn.
    Sie glaubte sich zu erinnern, dass seine Stimme tiefer gewesen war als die des Mannes vor ihr, der ein Schwert an Christians Brust hielt. Sein Gesicht mochte jetzt faltiger sein oder genauso wie damals, als er sie ins Kloster hatte bringen lassen. Sie konnte sich nicht erinnern. Sein Haar war ihrem sehr ähnlich, seine Augen aber waren dunkler.
    »Erweise deinem Vater Ehrerbietung«, flüsterte Christian ihr aus dem Mundwinkel zu.
    Wieder kramte sie in der Erinnerung. Dem Vater Ehre erweisen? Sie musste es einst gewusst haben, doch nun waren die Schwestern im Kloster ihre Familie, und sie wusste nicht mehr, wie man außerhalb dieser Gemeinschaft in anderen Familien miteinander umging.
    Ohne das Schwert zu beachten, trat sie zwischen Christian und ihren Vater und kniete vor diesem nieder, um seine Hand an ihre Stirn zu legen, eine Geste der Ehrerbietung, wie sie der Äbtissin gebührte. Er entriss ihr seine Hand. Sein Schwert blieb unbewegt, als er Avisa so heftig aus dem Weg stieß, dass sie nach Luft schnappte.
    »Was habt Ihr mit meiner Tochter zu schaffen, Lovell?«, herrschte er Christian an.
    »Sie suchte meinen Beistand.«
    Avisa biss sich auf die Lippen, als sie sich aufrichtete. Wenn Christian nun ihre »gerettete Schwester« erwähnte, würde ihr Vater ihn gewiss Lügner nennen. Gelogen hatte sie , doch die Schande würde auf Christians Haupt gehäuft.
    »Euren Beistand?« Lord de Vere lachte verächtlich. »Warum sollte meine Tochter den Beistand eines Feiglings suchen?«
    Christians Gesichtsausdruck blieb unverändert, doch sie wusste, dass er sich empörte. Sie machte den Mund auf, um ihn zu verteidigen, und schloss ihn wieder. Ihr Vater benahm sich, als existierte sie nicht. Sie musste einen anderen Weg finden, diese Konfrontation zu beenden, ehe sie in Gewalt ausartete.
    »Vater …« Sie stöhnte und legte den Handrücken an die Stirn und schwankte. Ausrufe ertönten ringsum, als sie in einer, wie sie hoffte, gut gespielten Ohnmacht zu Boden sank.
    Starke Arme fingen sie auf, ehe sie auf dem Boden auftraf. Als sie an eine breite Brust gedrückt wurde, ließ sie den Kopf schlaff dagegensinken. Sie öffnete die Augen einen Spalt breit, um sich zu überzeugen, was sie geahnt hatte. Christian hielt sie fest, und als er sie in seinen Armen ein wenig verschob, konnte sie einen verstohlenen Blick auf ihren Vater werfen.
    Lord de Vere nickte, als Christian vorschlug, sie an einen Ort zu bringen, wo sie in Ruhe wieder zu sich kommen konnte.
    »Ihr nehmt meine Tochter, Griswold«, befahl ihr Vater und gab einem seiner Leute ein Zeichen. Der hünenhafte Mann streckte seine Arme nach ihr aus. Sie wollte sich an Christian klammern, konnte aber nicht preisgeben, dass sie ihre Ohnmacht nur vortäuschte.
    »Man sollte ihr nicht zu viel zumuten«, wandte Christian ein. »Sie ist sehr zart und hält nicht viel aus.«
    Ihr Vater zeigte sich widerstrebend einverstanden, dass Christian sie aus der Kapelle trug. Die anderen mussten ihnen folgen, da er ihr zuflüsterte, sie solle ihr Schwert unauffällig und ohne jemanden merken zu lassen, dass ihre Ohnmacht gespielt war, festhalten, damit es nicht ausschwang.
    »Danke«, murmelte er, als sie die Schwertscheide festhielt und an ihr Bein drückte. »Noch ein paar Stöße damit, und ich wäre heute Nacht eine Enttäuschung für dich.«
    Mit einem unterdrückten Lachen schmiegte sie sich an ihn. Sie bedauerte, dass er sie aufs Bett legte, nachdem er sie die Treppe hinaufgetragen hatte. In seinen Armen fühlte sie sich immer geborgen, zumal jetzt, da sie ratlos

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