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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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Flüsterton gesprochen worden. Sie wusste um die Sehnsüchte, die sie zusammenführten – oder hatte geglaubt, um sie zu wissen. Seine Berührung verriet ihr, wie wenig sie in Wahrheit wusste.
    Sie war jedoch nicht hier, um zu lernen. Sie war hier, um ihn davon abzuhalten, nach Canterbury zu gehen. Der Auftrag der Königin hatte Vorrang vor allem anderen. Führte sie ihn aus, würde sich die Abtei auch weiterhin der Gunst der Königin erfreuen.
    Seine Hand tastete sich um ihre Taille, und wieder verspürte sie jene ihr unbekannte Aufwallung. Ihr Blick glitt vom Bach zur leidenschaftlichen Glut seiner Augen. Die Andeutung eines Lächelns bebte um seinen Mund, und sie ertappte sich dabei, wie sie sich vorstellte, diese Lippen würden ihre berühren.
    Ein Fluch ertönte, und Avisas Blick flog wieder zum Bach. Voller Genugtuung sah sie, dass die Räuber vorüberrannten.
    »Manchmal sind die alten Finten die besten«, flüsterte sie.
    Ein leiser Seufzer kam über Christians Lippen.
    »Was ist denn?«, fragte sie.
    »Tölpel zu übertölpeln, ist kein Ruhmesblatt.«
    »Nach Ruhm strebte ich nicht. Ich wollte sie nur daran hindern, mich auszurauben.«
    »Oder noch Schlimmeres zu tun.«
    Sie nickte finster. »So ist es.«
    Nachdem der letzte der Diebe entlang des Baches verschwunden war, stand Christian auf und schob das Rankengewirr beiseite. »Wir müssen fort, ehe unsere Verfolger merken, dass sie genasführt wurden, und zurückkommen. Kennt Ihr den kürzesten Weg zurück zur Straße, Avisa?«
    »Ja, aber erst …« Ihr Blick erfasste seine Gefährten. »Wie geht es?«
    »Mir geht es gut«, setzte der junge Baldwin an, als er aus dem Dickicht auftauchte, »aber Guy …«
    Christian stieß einen Fluch aus, und sie sah, dass das Gewand seines Bruder mit Blut befleckt war. Als er neben Guy niederkniete, fragte er: »Was ist passiert?«
    »Ein Pfeil«, ächzte Guy. »In meiner Hüfte.«
    Avisa äußerte lautlos ein Stoßgebet. Sie hätte sich einen anderen Plan ausdenken sollen, um Christians Weg zu kreuzen.
    »Wo bekommen wir Hilfe für Guy?«, fragte Christian.
    »Ich weiß einen Ort«, erwiderte sie, »doch es ist bis dorthin ein hübsches Stück.« Sie hoffte, die Lichtung zu finden, die sie einige Tage zuvor entdeckt hatte. Nichts kam ihr mehr bekannt vor, da unter den Bäumen das Tageslicht geschwunden war.
    »Bringt uns hin.«
    Sie begegnete seinem Blick. Dieser war so stark wie seine Arme, die sie auf das Pferd gehoben hatten, als sei sie leicht wie Distelflaum. Sie konnte nicht umhin, seine muskulösen Schultern und Arme zu bewundern, die das Schwert mit Leichtigkeit schwangen. Als sie keine Antwort gab, wurden seine blaugrauen Augen schmal. Dieser Auftrag wäre leichter, hätte er nicht so ebenmäßige und kraftvolle Züge. Besonders sein Kinn, das ein eigensinniges Wesen ahnen ließ. Sie war versucht, ihn zu warnen, dass auch sie Sturheit an den Tag legen konnte.
    »Wie steht es um Euren Knöchel? Könnt Ihr gehen, Christian?« Sie blickte zum Bach hin. »Die Räuber kommen wieder, und ihre Laune wird schlechter sein als vorhin.«
    Christians dunkle Brauen senkten sich. »Ich gehe, so weit es sein muss, aber vergesst nicht, dass wir Pferde haben.«
    »Dort, wo wir hingehen, ist es einfacher, sie am Zügel zu führen.«
    »Dann nichts wie los, es sei denn, Ihr wollt die Räuber hier bei ihrer Rückkehr empfangen.«
    Sie schenkte seinem Sarkasmus keine Beachtung, als sie das Grinsen seines Pagen sah. »Natürlich nicht. Euer Bruder braucht Hilfe.«
    »Die wird er bekommen.«
    »Ihr braucht sie ebenso.«
    »Erst mein Bruder.«
    Sie ging neben Guy Lovell in die Knie. Er wollte sich ihr entziehen, sie aber legte ihre Finger sanft auf seinen Arm, als sie behutsam die Falten seines Übergewandes wegschob. Der abgebrochene Schaft eines Pfeiles ragte aus seiner Hüfte.
    Christian fasste nach dem Ende.
    Sie legte ihre Hand auf seine, ehe er den Pfeil herausziehen konnte. »Vorsicht, das Fleisch könnte weiter aufgerissen werden.«
    »Seid Ihr heilkundig?«
    »Nein, aber mit Wunden kenne ich mich aus.« Sie sah ihn nicht an. Sie musste Fragen ausweichen, die die Wahrheit über ihre Ausbildung in der Abtei verraten würden. »Kommt mit, ich werde es Euch zeigen.«
    »Mitkommen? Wohin?«
    »Wo ich Euch vergelten kann, dass Ihr mich vor diesen Räubern gerettet habt.« Sie senkte den Kopf, bemerkte aber das Aufblitzen in seinen Augen. »Jetzt müssen wir gehen. Helft Guy, junger Baldwin, während ich Christian beistehe.«
    Der

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