Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)
ihm, das Schwert zu senken. »Ich kenne diesen Wald. Ihr nicht. Ich kann erkennen, wenn etwas faul ist. Ihr könntet uns direkt in eine Falle führen.«
»Und woher soll ich wissen, dass Ihr uns nicht in eine Falle führt?«
»Glaubt Ihr, ich stecke mit den Räubern unter einer Decke?«
Sie rang um Atem, als er ihr geflochtenes Haar im Nacken packte. Ihren Kopf nach hinten ziehend, trat er näher. Die Breitseite seines Schwertes strich über ihren Rock. Seine Frustration war spürbar.
»Ich weiß nicht, mit wem Ihr im Bunde seid, Avisa de Vere, doch Ihr kennt diese Wälder für eine Reisende zu gut.« Sein Mund war ein gerader Strich, als er diese Worte hervorstieß. »Ihr seid nicht ganz aufrichtig zu mir.«
»Natürlich nicht!« Sie hoffte, dass es nicht nur ihre Prahlerei und ihre Lügen waren, die ihrer Stimme Kraft verliehen. »Nach allem, was ich weiß, könntet Ihr den Überfall durch die Räuber inszeniert haben, um mich zu retten, damit ich in meiner Wachsamkeit nachlasse. Ihr könntet Lord Wains Werkzeug sein, ausgeschickt, mir Schaden zuzufügen wie meiner Schwester.«
Mit einem Fluch ließ er sie los. »Ihr habt eine geschliffene Zunge, Weib. Gebt nur Acht, dass sie nicht einer herausschneidet, der weniger Geduld hat als ich.«
»Ich werde mich bemühen, das nicht zu vergessen.« Ehe er antworten konnte, sagte sie: »Wie dem auch sei, im Moment müsst Ihr mir trauen.«
Sein gedämpftes Auflachen widerhallte in ihr wie Donner, der über die Hügel rollt. »Euch trauen? Warum sollte ich Euch trauen, wenn alles, was Ihr uns erzählt habt, unwahr sein könnte?«
Guy lachte leise und angespannt, als Baldwin mit den Pferden näher kam. »Vielleicht bist du derjenige, der auf der Hut sein sollte, Bruder. Du hast in dieser Frau eine ebenbürtige Gegnerin gefunden.«
»Solange wir nicht von ihrer Hand den Tod finden …«
Avisa lächelte. »Baut auf meine Entschlossenheit, den Kopf auf den Schultern zu behalten.«
Als sie auf die Lichtung zugehen wollte, fasste Christian nach ihren Armen und drehte ihr Gesicht zu sich um. Sie fiel vor ihm auf die Knie. Als sie aufzustehen versuchte, wurde sein Griff fester. Er hielt sie mit Leichtigkeit in ihrer Stellung, während sie ihm vergeblich zu entkommen versuchte.
»Denkt an meine Worte, Avisa de Vere, falls das Euer richtiger Name ist …«
»Er ist es.«
Er spuckte vor ihr auf den Boden, und sie starrte ihn aus aufgerissenen Augen an. Dieser kalte Mensch hatte keine Ähnlichkeit mit dem gütigen, der geglaubt hatte, sie müsse vor den Räubern gerettet werden.
»Gib Acht«, wiederholte er. »Betrügst du uns, wirst du nicht so lange leben, dass du noch einen anderen betrügen kannst.«
Baldwin flüsterte angstvoll: »Guy braucht rasch Hilfe.«
Avisa löste sich aus Christians Griff, stand auf und schob ihre zerdrückten Ärmel über die Handgelenke. »Wartet hier, bis ich euch ein Zeichen gebe, dass keine Gefahr droht.« Ihr Lächeln war so eisig wie das von Christian. »Und auch dann müsst ihr noch vorsichtig sein. Die Schufte, die wir trafen, sind nicht die Einzigen, die in diesem Wald ihr Unwesen treiben.«
Geduckt schlich sie durch das dichte Gebüsch am Rand der Lichtung. Mit raschem Blick überflog sie das Gehölz um die freie Fläche, die auf einer Seite von einem Bach durchschnitten wurde. Ob es der gleiche war, den sie zuvor durchwatet hatten, wusste sie nicht.
Sie drehte sich um und gab den Männern das Zeichen, ihr zu folgen. Als sie hinter den schützenden Bäumen auftauchten, war sie nicht verwundert, als sie sah, dass Christian sein Schwert gezückt hatte. Der Knabe neben ihm hielt ein Messer in der Hand.
»Wir sind allein«, sagte sie, als sie bei ihr angelangt waren. Als Baldwin Guy vom Pferd half, setzte sie hinzu: »Da der Mond hell scheint, können wir ein kleines Feuer machen. Wenn wir grünes Holz nehmen, wird der dicke Qualm sich nicht weit verbreiten. Eine niedrige Flamme wird unseren Aufenthalt nicht verraten. Wir müssen Guys Wundränder ausbrennen, damit sie heilen.«
Christian trug seinem Pagen auf, Brennholz und Unterzündmaterial zu sammeln, ehe er sich seinem Bruder widmete. Im Mondlicht wirkte Guys schmerzverzerrtes Gesicht noch grauer, als er sich an sein Pferd klammerte, um sich auf den Füßen halten zu können.
»Wie geht es dir?«, fragte Christian.
»Sieht aus, als hätte unsere Reise eine unerwartete Wendung genommen«, gab Guy abermals aufstöhnend zurück.
»Wenn du willst, können wir aufbrechen, sobald
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