Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)
nur knapp.«
»Ihr habt mich gerettet, und er schoss keinen zweiten ab.«
Sie stand auf und streifte Zweige von ihrem Gewand. »Ich rettete Euch schon wieder. Ihr steht in meiner Schuld.«
»Und Ihr wollt, dass ich diese Schuld abtrage, indem ich Eure Schwester befreie?« Sein Lächeln ging in ein Stirnrunzeln über.
»So ist es.«
Er bedachte sie mit einem langen Blick, ehe er nickte. »Sehr gut. Wir werden Euch helfen.« Mit den Fingern über ihre Wange streichend fuhr er fort: »Aber Ihr müsst in einem wichtigen Punkt Eure Zustimmung geben, Avisa.«
»In welchem?« Sie wünschte, ihr Verstand hätte funktioniert, doch die Empfindungen, die seine Fingerspitzen in ihr wachriefen, nahmen jeden ihrer Gedanken so gefangen, wie es ihre erfundene Schwester im erfundenen Schloss jenes erfundenen ruchlosen Edelmannes war.
»Ihr werdet Euch meinen Befehlen beugen. Seid Ihr einverstanden?«
»Ja«, entgegnete sie, da sie mit einer Weigerung riskiert hätte, dass er ihr seinen Beistand versagte.
Er kniff ihr wie einem Kind in die Wange. »Ich vertraue darauf, dass eine de Vere ein solches Versprechen nicht bricht.«
»Ich breche nie ein gegebenes Versprechen.«
Als er wieder lächelte und mit seinem Pagen zu seinem Bruder ging, der sich in Entschuldigungen stürzte, weil er den Pfeil abgeschossen hatte, folgte sie ihm nicht. Sie würde kein Versprechen brechen, weder das ihm gegebene noch jenes, das der Königin galt. Sie würde Christian Lovell wie versprochen beschützen, doch wurde ihr nun erst klar, dass sie sich selbst davor schützen musste, ihrem Verlangen nachzugeben, wieder in seinen Armen zu liegen. Sie war nicht sicher, was schwieriger wäre.
4
Noch nie war Christian das geöffnete Tor eines Herrensitzes willkommener als in dem Moment, als er durch das Pförtnerhaus von Castle Orxted voranging. Als er am Tag zuvor daran vorübergeritten war, konnte er nicht ahnen, dass er bei Sonnenuntergang des nächsten Tages seine Pforte durchschreiten würde.
Das massive Torhaus erhob sich mehr als vierzig Fuß über der Straße. Schmale Fensteröffnungen in den oberen Geschossen boten den Bogenschützen des Barons ungehinderten Blick auf die Straße. Für den Fall, dass feindliche Krieger ihren Pfeilen entgingen und das äußere Tor durchstießen, bot die Breite des Torhauses keinen Schutz, da dieses Falltüren aufwies, durch die heißer Sand und siedendes Öl geschüttet werden konnten, wie ihm ein Blick nach oben zeigte. Ein Entkommen in den Hof gab es nicht, da die Innentore dicker als Avisas Taille waren.
Er fluchte unhörbar. Er wollte diesen Vergleich nicht machen.
Ihr Gehör musste gut sein, da sie einen Blick über die Schulter warf. Ihm fiel auf, dass sie darauf achtete, nicht herumzurutschen. Ihre Küsse hatten nach Unschuld geschmeckt, doch ihr musste klar sein, dass selbst ein Mönch in Versuchung geriet, wenn eine so reizvolle Frau auf seinem Schoß nicht stillhalten konnte. Er hatte erwogen, sie mit Baldwin reiten zu lassen, doch der Page hätte es nicht geschafft, sein eigenes Pferd zu lenken, dem unsicher im Sattel sitzenden Guy beizustehen und obendrein dafür zu sorgen, dass sie nicht herunterfiel.
Lauter Lärm empfing ihn, als er in den äußeren Hof vorausritt. Es wimmelte hier von Bewaffneten und Frauen, die mit ihnen schäkerten. Zwei Hunde sausten an Blackthorn vorüber und ließen das Pferd scheuen. Christians Arm umfing Avisa fester, als er das Pferd auf das innere Tor zu lenkte.
Ihre Finger schnitten in seine Hand, und er murmelte: »Ihr braucht Euch nicht festzukrallen, ich lasse Euch nicht hinunterfallen.«
»Lasst … mich … los!«, stieß sie erstickt hervor. »Zu … fest.«
Nun erst merkte er, dass er ihr den Atem abdrückte. Er löste den Arm, der zu fest um ihre Mitte lag. Sie atmete tief ein, und er sah, wie sich ihre verlockenden Brüste hoben und senkten. Er brauchte nur den Daumen auszustrecken, um die Unterseite ihrer rechten Brust zu liebkosen, ehe er auf weitere Erkundung ging.
Sie packte mit beiden Händen seinen Arm und schob ihn tiefer, als hätte sie geahnt, welche Richtung seine Phantasie nahm. Dieser beunruhigende Gedanke wurde verdrängt, als sie sagte: »Ich weiß Eure Besorgnis um mich zu würdigen, versucht aber bitte nicht, mich zu schützen, indem Ihr mir den Atem raubt.«
»Das war nicht meine Absicht.«
»Das sage ich ja nicht.«
Er war froh, dass sie eifrig ihren Blick wandern ließ und bemüht war, jeden Aspekt des äußeren Hofes zu
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