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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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deine Wunde versorgt wurde.«
    Guy lächelte. »Wie könnte ich auf die Chance verzichten, mehr über unsere holde Avisa zu erfahren?«
    Avisa hielt ihren Blick auf den Boden gerichtet. Trotz des Pfeiles in seiner Hüfte schien Guy Lovell sie voller Begehren anzusehen. Sie musste seine Miene falsch gedeutet haben. Sie argwöhnte, dass es noch etwas gab, das sie von Männern nicht verstand. Die Rückkehr nach St. Jude’s Abbey nach getaner Arbeit war ihr nie so erstrebenswert erschienen wie jetzt.
    »Wenn Ihr ihn zu dem Feuer bringt, das Euer Page entfacht, werde ich mich um seine Wunde kümmern«, sagte sie.
    »Das übernimmt Baldwin.« Christians Ton gab ihr zu verstehen, sie solle nicht so töricht ein, Streit anzufangen.
    Sie tat es trotzdem. »Aber ich sagte doch, dass ich Erfahrung auf diesem Gebiet habe.«
    »So wie Baldwin.« Er lächelte kühl. »Ein kluger Page lernt, alle möglichen Wunden zu versorgen. Kümmert Euch lieber um unser Essen.« Er zog ein paar Bündel hinter dem Sattel des Pferdes hervor, das sein Bruder ritt, und warf sie ihr zu. »Hier, bereitet das zu.«
    »Von Wundversorgung verstehe ich mehr als vom Kochen.«
    »Kochen müsst Ihr gar nicht. Öffnet nur die Päckchen. Fleisch und Brot sind essfertig. Überlasst die Wunde uns Männern.«
    Avisa verbiss sich einen Fluch, den keine ihrer Mitschwestern auch nur kennen durfte. Sie hatte ihn in einer heruntergekommenen Schänke auf dem Weg zu der Stelle, wo sie Christian Lovell begegnete, aufgeschnappt. Sprangen alle Männer mit Frauen so um, oder wollte er sie demütigen, weil sie seine Anordnungen in Frage gestellt hatte?
    Sie drehte sich so jäh um, dass ihr Rock sich hinter ihr bauschte, und ging zu dem niedrig brennenden Feuer. Sie warf die Beutel daneben auf den Boden und ging weiter. Die Versuchung, ihm zu sagen, dass man sie geschickt hatte, um ihn zu beschützen, war groß! Diese Tatsache würde das arrogante Lächeln von seinen Lippen wischen.
    Ihre Schritte stockten, als ein Schmerzensschrei ertönte. Sie blickte zu der Stelle, wo Baldwin sich über Guy beugte. »Du lieber Gott!«, hauchte sie und schrie im nächsten Moment fast auf, als eine Hand ihre Wange berührte. Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen, als ihr Gesicht zu Christian umgedreht wurde. Sie hatte nicht bemerkt, dass er ihr gefolgt war.
    »Macht kein so entsetztes Gesicht«, sagte er mit angespanntem Lächeln und trat zwischen sie und das Feuer. »Guy schreit auch, wenn man ihm einen Splitter aus dem Finger zieht. Er wird es überstehen.«
    Wieder ein Aufschrei, und es lief ihr kalt über den Rücken. »Seid Ihr sicher?«
    Sie las die Wahrheit in seinen Augen. Christian wollte nicht, dass sie sah, was vor sich ging. Sie riss sich los und lief zu Baldwin, der eben den blutigen Pfeil fortwarf. Eine Wunde klaffte in Guys Bein.
    Baldwin lächelte gequält, als er nach einem Beutel an seinem Gürtel griff. »Sobald die Wunde gereinigt wurde, wird es ihm besser gehen. Dann werde ich sie vernähen.«
    »Falls Ihr schwache Nerven habt«, setzte Christian hinzu, als er wieder neben sie trat, »setzt Euch, ehe Ihr in Ohnmacht fallt.«
    »Die Frauen der de Veres fallen nicht in Ohnmacht«, beruhigte Avisa ihn, obwohl sich bei ihr ein leichtes Schwindelgefühl bemerkbar machte.
    »Da muss ich Euch Recht geben, da Ihr über Mut im Übermaß verfügt.« Er zeigte zum Bach. »Kommt Ihr mit, während ich mir den Reisestaub aus dem Mund spüle? Dann haben wir Gelegenheit, uns auf zivilisierte Weise besser kennen zu lernen.«
    »Sehr gut.« Ein wenig Nachgiebigkeit konnte nicht schaden. Wenn sie jedes Wort auf die Waagschale legen musste, könnte sie keinen Gedanken mehr an die lockende Liebkosung seiner Haut verschwenden, wenn er ihre Wange umfasste.
    Sie gingen über die Lichtung. Das Wasser schimmerte silbern im Mondschein. Die Steine bildeten Schatten in der langsamen Strömung, die um abgestorbene Pflanzen tanzte.
    Sie blickte zum Ufer gegenüber. Eine Bewegung ließ sie nach ihrem Schwert fassen, doch sie entspannte sich, als sie ein Wildrudel erblickte.
    Christian kniete nieder und schöpfte Wasser mit der hohlen Hand. »Wenn Ihr befürchtet, die Räuber könnten uns folgen, werden Baldwin und ich abwechselnd Wache halten.«
    »Eine ausgezeichnete Idee.«
    Er richtete sich auf. Wasser glänzte auf seinen Lippen und zog ihren Blick an. Sie blickte wieder auf ihre Schuhspitzen, als er sagte: »Mein Angebot gilt nur für eine Nacht. Ich möchte nicht, dass Guys Nachtruhe

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