Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)
machte.
Ihr Lächeln wurde unsicher, als sie sich zum Bett umdrehte, auf dem Guy die Magd, die das Wasser gebracht hatte, zu sich herunterzog. Mit der anderen Hand griff er dem Mädchen an die Brust, während er ihm etwas ins Ohr flüsterte. Das Mädchen kicherte.
Avisa fasste nach dem Arm des Mädchens und zog es hoch. »Verschwinde!«, befahl sie so scharf, als hätte sie eine Schülerin vor sich, die behauptete, geübt zu haben, und es an der geforderten Gewandtheit fehlen ließ.
Das Lächeln des Mädchens erlosch. »Mylady, wenn ich Euren Platz einnahm, bin ich …«
»Verschwinde!«
Das Mädchen stürzte hinaus.
Euren Platz? Avisa lag nichts daran, sich von Guy Lovell befingern zu lassen. Er war ein hübscher Bursche und seinem Bruder ähnlich, doch die kalte Schläue in seinem Blick störte sie. Es war, als würde er alle abschätzen, um seinen Willen möglichst rasch und einfach durchzusetzen.
Sie ließ den Ring neben ihn fallen. »Behaltet den für ein Mädchen, das Euch hoffen lässt, es würde Euch geben, was Ihr wollt.«
»Das tat ich.«
»Dann war es ein vergeudetes Geschenk.«
Er fasste nach ihrer Linken und schob ihr den Ring energisch auf den Mittelfinger. »Das wird man sehen.«
Avisa versuchte den Ring abzustreifen, Bemühungen, die ihr nur einen geröteten und anschwellenden Finger bescherten.
»Nun?«, murmelte Guy und hob sein knielanges Übergewand an. Seine Strümpfe reichten nur bis zu den Knien und wurden von einem Band festgehalten, das oben an seinen Breeches befestigt war. »Ihr müsst meine Strümpfe lösen.« Er griff nach ihrer Hand und schob sie unter sein Gewand.
Sie riss ihre Hand los, ehe er sie auf seinen Schritt drücken konnte. Ihre Finger ballten sich zur Faust, als sie seinem vielsagenden Lächeln den Rücken kehrte. Was für ein ungehobelter Rüpel!
»Ich hätte Euch für größer gehalten.« Avisa vermerkte mit Stolz, dass ihre Stimme ganz ruhig war.
»Größer?« Sein unbefangenes Lächeln wich zorniger Röte, die ihm in die Wangen stieg. »Ihr habt mich kaum berührt …«
»Ein erwachsener Mann weiß, dass er seine fleischlichen Begierden im Advent zügeln sollte.«
Seinem Wortschwall begegnete sie, indem sie sich über sein Bein beugte, um ihr Lächeln zu verbergen. Sie mochte unwissend sein, was die Vorgänge zwischen Männern und Frauen betraf, doch sie war nicht dumm. Solange sie mit Christian und seinen Begleitern unterwegs war, musste sie das Gelernte aus allen Lektionen anwenden.
In unverändert ruhigem Ton sagte sie: »Ihr müsst Eure Breeches nicht ausziehen. Durch das Loch, das der Pfeil riss, kann ich Eure Wunde ungehindert untersuchen.«
»Ach.« Er furchte die Stirn. »Baldwin muss den Riss flicken.«
»Es wäre vielleicht peinlich, vor dem Haushalt von Lord de l’Isle mit einem solchen Riss zu erscheinen.«
»Auch das ist ein Grund.«
Avisa blickte in sein Gesicht und sah rasch wieder weg. Trotz ihrer Bemühungen brachte sein freches Lächeln sie aus der Fassung. Es rief ihr Christians Lächeln in dem Moment in Erinnerung, ehe er sie küsste. Doch es war nicht dasselbe. In Christians Augen hatte das Feuer der Leidenschaft geglüht, während aus den Augen seines Bruders Berechnung sprach.
»Hier, Mylady«, sagte Baldwin, »ein nasser Lappen, damit Ihr den Verband leichter entfernen könnt.«
»Danke«, sagte sie und fragte sich, ob der Page wusste, dass sie nicht nur das Stück Stoff meinte, das er ihr reichte.
Als sein Blick zu Guy glitt und sein Mund schmal wurde, merkte sie, dass Baldwin sehr wohl um die Bedeutung von Guys zweideutigen Worten wusste. Sie wollte schon sagen, dass sie mit Guy allein fertig würde, unterließ es aber. Ein einziges unbedachtes Wort, und die zwei Männer würden sich weigern, mit ihr zu Lord de Sommevilles Sitz zu reiten.
»Geht sanft mit mir um, holde Avisa«, murmelte Guy, als sie sich über seine Wunde beugte.
»Ich habe nicht die Absicht, Euch zusätzlich Schmerz zuzufügen.«
»Und doch seid Ihr die Ursache eines Schmerzes tief in mir.«
Sie ignorierte ihn, als sie den Beutel auf die Matratze neben ihn legte und sich darauf konzentrierte, den verkrusteten Verband abzulösen. Sorgsam befeuchtete sie die Ränder, an denen die Leinenstreifen mit Blut verklebt waren.
Guy äußerte knurrend einen Fluch und rief aus: »Wollt Ihr mir noch mehr Haut abziehen?«
»Eure Haut habe ich gar nicht berührt.«
»Dann solltet Ihr es tun. Das wäre besser, als in meiner Wunde herumzustochern.«
Wieder
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