Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
Vom Netzwerk:
»Alle.« Sein Lächeln wurde wärmer, als er Avisa anschaute. »Auch Eure überaus reizende Begleiterin.«
    Sie bewahrte Ruhe, als der Lord sie abschätzte wie eine Stute am Markttag. Auch sie hatte ihn eingehend gemustert, doch sie war nun nervös, weil alle Anwesenden in der Halle sie anstarrten. Sie rief sich in Erinnerung, mit welcher Neugierde die Schwestern jeden Neuankömmling im Kloster empfangen hatten, ein Gedanke, der ihr half, äußerlich Ruhe zu bewahren.
    Innerlich verlor sie den Kampf. Christians Hand glitt ihre Taille entlang, und ihre Haut harrte seiner Berührung. Sie versuchte die Vorfreude zu dämpfen, die sie durchströmte, doch ihr Körper wollte ihr nicht gehorchen.
    Da dieser Kampf ihre ganze Konzentration in Anspruch nahm, stolperte sie, als Christian sie mit sich nach vorne zog, um Lord de l’Isle zu begrüßen. Angesichts der Köpfe, die flüsternd zusammengesteckt wurden, richtete sie sich kerzengerade auf. Auch wenn niemand die Wahrheit kannte, repräsentierte sie ihr Kloster und die Königin auf Castle Orxted. Sie durfte nichts tun, was ihnen Schande bereitet hätte.
    Oder Christian . Sie unterdrückte diesen Gedanken nicht, weil sie ihn nicht vergessen durfte. Wenn ihr Auftreten ein schlechtes Licht auf ihn warf, würde er sich womöglich weigern, sie weiter zu begleiten.
    Sie hörte keine Spur von Verlegenheit aus seinen Worten heraus, als er sagte: »De l’Isle, das ist Lady Avisa …«
    »Wir sind Euch für Eure Gastfreundschaft zutiefst dankbar«, sagte Avisa, ehe Christian den Rest ihres Namens aussprechen konnte. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie ihm einen falschen Namen hätte nennen sollen. Christian hatte sie nicht mit ihrer Familie in Zusammenhang gebracht, bei Lord de l’Isle war dies aber gut möglich. Dann wäre ihre hastig zusammengebraute Geschichte in sich zusammengefallen wie eine Mauer unter dem Anprall einer Belagerungsmaschine.
    »Kommt und gesellt Euch zu diesem späten Mahl zu uns«, forderte Lord de l’Isle die Gäste mit einem Lächeln auf, das allein ihr galt.
    »Guy ist verwundet«, sagte sie. »Sein Verband muss gewechselt werden.« Es war ihr zuwider, die Verletzung von Christians Bruder als Vorwand zu benutzen, um den neugierigen Blicken zu entfliehen, doch sie brauchte dringend ein Plätzchen, um ihre mitgenommene Haltung zu restaurieren.
    »Verwundet?« Der Baron verlor sein breites Lächeln, seine Hand fuhr zu dem Dolch an seinem Gürtel. »Wo? Von wem?«
    Sie wollte antworten, doch Christian gebot ihr Schweigen, indem er ihre Taille drückte.
    »Nicht auf Eurem Land, de l’Isle«, sagte er. »Es geschah eine Tagesreise von hier, doch wir brauchen Obdach.«
    »Jeder Mann des Königs ist hier willkommen, und es heißt, der König hätte Euren Lehenseid akzeptiert.«
    »Ja.«
    Avisa wunderte sich, mit welcher Kälte Christians Stimme dieses Wort aussprach. Nichts in seiner Miene verriet, wieso Lord de l’Isles Worte ihn so ergrimmt hatten. Ihre Hoffnung, die Antwort des Barons würde die Wahrheit enthüllen, wurde enttäuscht, als Lord de l’Isle befahl, man solle Guy in ein Gemach helfen und seine Wunde versorgen.
    Baldwin atmete erleichtert auf. Schuldbewusstsein zeichnete sich in seiner Miene ab, und sie tätschelte seinen Arm. Der Junge wandte den Kopf ab. Schämte er sich, weil er erleichtert war, sich um Guy nicht mehr kümmern zu müssen? Das ergab keinen Sinn.
    »Er möchte zeigen, dass sein Mut unter dieser schweren Aufgabe nicht gelitten hat«, sagte Christian, während sein Bruder fluchte, als zwei Männer kamen, um ihm zu helfen.
    »Das hat er sicher nicht. Er hätte Guy beigestanden, solange es notwendig gewesen wäre.« Sie trat von ihm fort. »Und ich auch.«
    » Euer Mut war nie in Frage gestellt, Avisa.«
    »Baldwins Mut aber schon?« Sie staunte. Der Junge hatte seinen ruhigen Kopf behalten, als sie durch die Wälder schlichen. Er hatte gestern den Pfeil aus Guys Schenkel gezogen und den ganzen Tag Guys nicht enden wollende Suche nach einem Schuldigen für seine Schmerzen ertragen.
    »Ich möchte hier nicht davon sprechen.«
    Sie hatte Verständnis für seine nüchterne Haltung. Als Guy mit Hilfe zu der Tür am anderen Ende der Halle gelangte, ging sie ihm nach. Auf halbem Weg zur Tür drehte sie sich um und sah, dass Christian ihrem Beispiel folgte. Sie wollte ihn fragen, ob er denn niemandem außer sich selbst zutraue, sich um die kleinste Kleinigkeit ihrer Reise zu kümmern.
    »Ihr müsst nicht mitkommen, Christian.« Sie sah

Weitere Kostenlose Bücher