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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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starken Arme und des verlockenden Mundes widerstehen, wenn sie sich diese Mahnung immer wieder vorsagte.
    »Guy ist …«, setzte Baldwin an.
    »Ich fragte Avisa nach seinem Befinden.« Christians Ton blieb knapp. »Warum seid Ihr plötzlich so stumm?«
    Wütend, weil er gegen die Empfindungen immun zu sein schien, die sie durchfluteten und jeden vernünftigen Gedanken erschwerten, legte Avisa die Hände auf seine Brust und schob ihn beiseite. Vermutlich gelang es ihr nur, weil er bemüht war, seinen rechten Fuß zu entlasten.
    »Er wird es überleben.« Sie sah die Brüder finster an. »Er wird überleben, wenn er lernt, sich der Weisheit jener zu beugen, die mehr wissen als er.«
    Guy wollte aufgebracht widersprechen, sie aber ging zum Wassereimer am Kamin, kniete hin und wusch sich das getrocknete Blut von den Händen, ehe sie merkte, dass sie nichts zum Abtrocknen hatte. Sie wischte sich die Hände am Rock ab. Die Äbtissin hatte sie wegen dieser Gewohnheit oft gescholten, doch die Äbtissin war nicht da und musste sich nicht mit diesen lästigen Männern herumschlagen.
    Als sie sich aufrichten wollte, legte sich eine Hand auf ihren Arm. Christians Hand. Falls er ihr auf die Füße helfen wollte, hatte seine Berührung die gegenteilige Wirkung. Ihre Knie waren kraftlos wie das Wasser im Eimer. Sie schwankte, und seine Arme lagen plötzlich um ihre Taille.
    »Vielleicht solltet Ihr Guy nicht pflegen.« Sein Atem strich über ihr Haar. »Der Anblick von Blut bekommt Euch wohl nicht?«
    »Nein, das stimmt nicht.« Sie versuchte sich zu entfernen, er aber ließ sie nicht los. Vielleicht versuchte sie es auch nicht ernsthaft genug, immerhin hatte sie vorher Guys Griff mit einem der simpelsten Kniffe abgeschüttelt, die Nariko sie gelehrt hatte.
    »Gestern seid Ihr auf der Lichtung fast in Ohnmacht gefallen, und jetzt seid Ihr so wacklig auf den Beinen wie ein neugeborenes Fohlen. Jedes Mal habt ihr seine Wunde untersucht.«
    »Mir geht es tadellos. Bitte, lasst mich los.«
    »Nicht neben dem Kamin. Ihr könntet ins Feuer fallen.« Er zog sie zur Truhe und setzte sie darauf.
    Während Baldwin Guys Wunde versorgte, ertönte wieder unwilliges Brummen. Avisa schenkte den Lauten keine Beachtung. Es kostete sie zu viel Konzentration, ihren verräterischen Körper unter Kontrolle zu bekommen. Der Gedanke an Christians Berührung genügte, um sie erneut erbeben zu lassen.
    »Wie geht es meinem Bruder?«
    Die unvermittelte Frage erschreckte Avisa ganz unnötig, wie sie sich sagte. Christian war in Sorge um seinen Bruder. Nur weil sie an nichts anderes denken konnte als an seine Berührung, sein Lächeln, seine Augen, durfte sie nicht davon ausgehen, dass es bei ihm auch so war.
    Sie zwang sich zu einem ruhigen Ton und sagte: »Nach der Wunde zu schließen, würde ich sagen, dass der Pfeil ihn traf, als er sich umwandte.«
    »Er traf ihn also seitlich und nicht von vorne?«
    »Ja. Es war gut, dass wir flohen.«
    Sein Mund wurde zu einem geraden Strich, als wolle er die Worte, die sich ihm auf die Lippen drängten, mit Gewalt zurückhalten. Zwischen zusammengebissenen Zähnen stieß er hervor: »Ich zöge es vor, Ihr würdet ein anderes Wort als fliehen wählen.«
    »Es ist kein Fehler, wenn man sich vor einem zahlenmäßig überlegenen Feind zurückzieht.«
    »Aber richtig ist es auch nicht.«
    Sie nickte. »Da pflichte ich Euch bei, doch müsst Ihr zugeben, dass unnötig zu sterben kein Zeichen von Mut ist.«
    »Muss ich das?« Er stützte eine Hand auf die Truhe und neigte sich zu ihr.
    Sie würde nicht zulassen, dass seine ungezügelte Männlichkeit sie wieder verwirrte. Sie reckte ihr Kinn und begegnete gelassen seinem Blick. »Es sei denn, Ihr wollt als töricht bezeichnet werden.«
    »Was Euch zweifellos nie widerfuhr, Avisa.«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    Er lachte auf, und seine Züge entspannten sich. »Ich will es als Warnung beherzigen.«
    »Sehr klug.«
    »Ihr solltet ebenso klug sein«, sagte er unter ihr Kinn fassend, »und daran denken, dass Ihr einverstanden wart, meiner Führung auf dieser Expedition zu folgen, damit wir zu de Sommeville gelangen und Eure Schwester befreien können.«
    »Wenn Ihr mir drohen wollt, vergeudet Ihr Eure Zeit.«
    »Weil Ihr glaubt, Ihr könnt mich mit Eurem kleinen Schwert bezwingen?«
    Sie war versucht, ihm zu sagen, dass sie dessen sicher war, doch das vertrug sich nicht mit ihrer Rolle als hilflose, auf den Beistand eines kühnen Ritters angewiesene Frau. Obwohl die Worte bitter

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