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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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beherbergen, war zu erwarten, dass die Aussicht auf den drohenden harten Winter den Bauern geldgierig machte.
    Der Bauer war ein von Plackerei und kargem Lohn für seine Mühsal verbrauchter Mann. Sein Haar hatte sich ein sattes Braun bewahrt, sein Gesicht aber war von unzähligen Stunden in Sonne und Unwetter ausgedörrt. Schmutz verkrustete seine Hände, seine Kleidung verströmte unverkennbaren Dunggeruch. Sein Gang verriet jedoch Stolz, der erkennen ließ, dass sein niedriges Haus für ihn so prächtig war wie der Sitz eines Edelmannes.
    »Seid willkommen, Mylord«, sagte der Mann und beugte das Haupt.
    »Ich bin kein Lord. Ich bin Christian Lovell, Gefolgsmann König Henry Curtmantles. Ich reise mit drei Gefährten.«
    Der Mann war beruhigt. »Ihr seid willkommen, Sir. Unser Dach ist das Eure, solange Ihr zu bleiben beliebt.«
    »Wir nehmen Eure Gastfreundschaft gern in Anspruch.« Er zog einen kleinen Beutel unter seinem Umhang hervor und schüttelte ihn, damit der Mann das Klirren der zwei darin befindlichen Münzen hören konnte. Er warf ihn dem Bauern zu, der ihn mit einem Lächeln auffing.
    »Für Eure Pferde ist Platz in einem Raum an der Rückseite. Stellt sie ein, ich lasse indessen ein Abendessen für Euch zubereiten.«
    »Danke …«
    »Ralph.« Der Bauer lief ins Haus zurück.
    Christian wandte sich seinen Gefährten zu. Er bedeutete ihnen, die Pferde zu bringen, und rührte sich nicht, als der grollende Guy Baldwin vorausging. Avisa trat auf ihn zu, doch er streckte die Hand aus und hielt sie auf.
    »Was habe ich nun wieder falsch gemacht?«, fragte sie verärgert und nicht ohne Schärfe.
    »Nicht Ihr, sondern ich.«
    Sie entblößte ihr Gesicht, und Christian hatte das Gefühl, die Sonne wäre wieder aufgegangen, um das Unwetter zu bannen. Ihre Augen waren beschattet, doch er konnte sich trotz der Dunkelheit ihre ausdrucksvollen Lippen und die weiche Haut ihrer Wange vorstellen, an der sich eine Locke ringelte.
    »Ich wusste gar nicht, dass Ihr Fehler begeht«, sagte sie. »Was habt Ihr gesagt? Ich weiß, dass ich weiß, was das Beste ist.«
    »Müsst Ihr mir immer meine eigenen Worte vorhalten?«
    Sie ließ sich Zeit mit der Antwort, während der Wind über den Hof peitschte und scharfe Eisstücke gegen seine Haut trieb. Da sie meist eine rasche Antwort zur Hand hatte, war er nicht wenig verwundert.
    »Was das Immer betrifft, bin ich nicht sicher«, sagte sie schließlich, »da unsere gemeinsame Zeit viel kürzer sein wird.«
    Nun war die Reihe an ihm, sprachlos zu sein. Er hatte seine banale Bemerkung nur scherzhaft gemeint.
    Als sie nach seiner behandschuhten Hand griff und sie hob, hoffte er, sie würde nicht zittern wie sein ganzer Körper. Er wollte, dass sie ihn berührte. Überall, ohne Stoff oder Leder zwischen seiner und ihrer Haut. Er wollte sie entdecken, wollte ihr Gewand im Rücken aufschnüren, es über Schultern, Brüste und Hüften herunterziehen, die sich beim gestrigen Ritt an seine Schenkel gedrückt hatten.
    »Avisa …« So viele Dinge wollte er sagen, noch mehr aber ersehnte er, dass er sie hörte, wie sie verzückt seinen Namen hervorstieß, wenn er Teil von ihr wurde. Wieder stand er im Begriff, ihrem Zauber zu erliegen. Es kümmerte ihn nicht. Er wollte nicht entkommen. Er wollte sie.
    Sie drehte ihre Handfläche nach oben. Ihre Hand auf seine viel größere Handfläche legend, drückte sie etwas darauf und schloss seine Finger darüber.
    Ehe er fragen konnte, was es wäre, sagte sie leise: »Bitte, gebt diesen Ring Eurem Bruder zurück. Ich möchte nicht noch mehr in seiner Schuld sehen, als es ohnehin schon der Fall ist, wenn er mir bei der Befreiung meiner Schwester hilft.«
    »Und wie steht es mit mir, Avisa?« Er ließ den Ring in einen Beutel an seinem Gürtel fallen. »Habt Ihr das Gefühl, auch in meiner Schuld zu stehen?«
    »Nein.« Sie lächelte, und sein Herz hämmerte wie Pferdehufe im Galopp. »Ihr steht vielmehr in meiner Schuld, weil ich Euch vor dem verirrten Pfeil Eures Bruders rettete.«
    Er nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände und zog sie in den Schutz seines Mantels, an dem der Wind riss. »Guy wird dies nicht so einfach hinnehmen. Er wird Euch weiterhin zusetzen, ihm die gewünschte Antwort zu geben.«
    »Das ist mir klar.«
    Er hob ihr Gesicht zu seinem. »Mein Bruder und ich unterscheiden uns in vielerlei Hinsicht, doch Ihr werdet feststellen, dass wir uns in unserer Sehnsucht nach Euch einig sind.«
    »Christian, ich bin meiner Familie

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