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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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stämmigen Mann ein warmes Lächeln, das er trotz der wachsamen Blicke der Frauen des Haushalts erwiderte.
    »Es ist eine Ehre, eine so schöne Frau bei uns zu haben«, sagte der Bauer. »Wenn Ihr wünscht …«
    »Lady Avisa«, sagte Christian leise.
    Das Lächeln des Mannes wurde unsicher.
    Avisa setzte hinzu: »Ihr ehrt mich mit Komplimenten ebenso wie mit Eurer Gastfreundschaft. Fasst es jedoch nicht als Beleidigung auf, wenn ich an einem Abend wie heute Letztere höher schätze.«
    Der Bauer starrte sie an und lachte. Dies hatte Signalwirkung, da alle anderen in sein Lachen einstimmten. Es war ein gezwungenes Lachen, doch es gab Avisa Zeit, sich neben Guy zu setzen.
    Als Christian sich neben ihr auf den Boden setzte, wurde das Essen gebracht. Es war besser, als sie befürchtet hatte. Das Roggenbrot wurde mit Käse und einem Becher Ale serviert. Sie aß, dankbar, dass das Brot nicht aus Bucheckern gebacken worden war. Die Ernte musste für diesen Hof so gut ausgefallen sein wie auf den Feldern von St. Jude’s Abbey.
    Die Männer fragten Christian ehrerbietig, was er an Neuigkeiten gehört hätte. Die Frauen sprachen nur, wenn es galt, die Kinder zu beruhigen. Hier war die Rückkehr des Erzbischofs kein Thema, was Avisa zu der Annahme verleitete, dass diese Dinge auf das Leben der Menschen außerhalb Canterburys wenig Einfluss hatten.
    Viel mehr interessierte sie, wie Guy versuchte, eine Frau zu betören, die jünger als alle anderen war. Sie schien von seiner Aufmerksamkeit überwältigt und antwortete ihm so leise, dass Avisa nichts hören konnte. Ein Mann, möglicherweise der Vater des Mädchens, verfolgte die Szene mit Argusaugen. Versäumte das Mädchen, auf Guys kaum verhüllte Andeutungen zu antworten, versetzte er ihr einen Rippenstoß.
    Avisa senkte den Blick auf das Speisebrett, das sie mit Christian teilte. Sie wusste, dass Väter ihre Töchter benutzten, um sich bei hochmögenden und angesehenen Herren in Gunst zu setzen, doch es war ihr unangenehm, Augenzeugin eines solchen Kuhhandels zu werden.
    Christian tätschelte ihre Hand, und sie schenkte ihm ein kleines Lächeln. Nun erst fiel ihr auf, dass er seinen Bruder genau im Auge behielt. Als Erbe war es Christians Pflicht, seinen Bruder vor dummen Versprechungen zu bewahren, die der Familie womöglich lästige Verpflichtungen aufbürdeten.
    Sie verspeiste eben die letzten Bissen ihres Abendessens, als der Hausherr sagte: »Seid auf der Hut, wenn ihr westwärts reitet. Immer wieder verschwinden Reisende von der Straße.«
    »Von Lord de l’Isle erfuhren wir, dass es hier Anhänger der alten Sitten gibt«, erwiderte Christian mit einem Gleichmut, den sie ihm nicht abnahm.
    Ihr Gastgeber, der ins Feuer spuckte, auch nicht. »Lord de l’Isle versteckt sich hinter seinen Mauern, während diese Banditen über Wald und Fluss herrschen.«
    Avisa verkniff sich die Frage, die ihr auf der Zunge lag. Sie wollte Christian nicht schon wieder in Verlegenheit bringen und sprechen, während die anderen Frauen schwiegen.
    »Banditen?«, fragte Christian und griff nach einem Stück Brot. »Meint Ihr, es sind gewöhnliche Banditen?«
    Sie wartete auf Ralphs Antwort, da Christian just die Frage gestellt hatte, die sie interessierte.
    Ralph sah die anderen Männer an. Zwischen ihnen musste eine geheime Botschaft ausgetauscht worden sein, da er sagte: »Wir haben mit ihnen nichts zu schaffen, und bislang ließen sie uns in Ruhe.«
    »Ihr seid sehr klug.«
    Christians Antwort freute die Männer, die ihm wieder Bier anboten.
    Während die Männer das Gespräch fortsetzten, musste Avisa ein Gähnen unterdrücken. Die Frauen standen auf und brachten die Kinder durch den verhängten Ausgang hinaus. Sie kamen wieder und breiteten Felle auf dem Boden aus. Bald waren die Kinder eingeschlafen, und die Frauen ließen sich um die Felle nieder und beschäftigten sich mit Handarbeiten. Eine griff zu einer Spindel und spann mit einer Leichtigkeit Fäden, wie Avisa sie nie zuwege gebracht hatte. Sie wandte den Blick ab, als die Bewegung sie in ihren Bann zog und sie einzuschläfern drohte.
    Trotz ihrer Bemühungen entschlüpfte ihr ein Gähnen, das sie hinter vorgehaltener Hand verbarg, Christian aber stand auf und reichte ihr die Hand.
    Als er ihr beim Aufstehen half, sagte er: »Lady Avisa ist müde. Wenn Ihr uns ihre Schlafstatt zeigt, würde sie es zu schätzen wissen.«
    Der Hausherr sprang auf und führte sie mit viel Getue zu der Tür, durch die die Kinder hinausgebracht worden

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