Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)
gedämpftes Schnarchen übertönte das leise Stimmengewirr hinter ihm. Sie breitete den Mantel über ihn und ließ den Vorhang mit leisem Lachen fallen.
Als sie Christian den Grund erklärte, lächelte er. »Der Junge hat das Zeug zu einem guten Krieger.« Ohne Pause setzte er hinzu: »Heute habt Ihr Euch gut gemacht, Avisa. Erstaunlich gut.«
»Wobei?«
»Indem Ihr Euch benommen habt, wie es einer Frau geziemt.«
Sie war sicher, dass seine Worte als Kompliment gemeint waren. »So benehme ich mich immer. Ich könnte gar nicht anders, da ich eine Frau bin und ich mich entsprechend benehme.«
»Ihr wisst, dass dies nicht stimmt.« Er warf seinen Mantel auf den Boden, wo er wie ein Vogel mit gebrochenem Flügel landete. Ohne sich die Mühe zu machen, den dunklen Wollstoff glatt zu streichen, streckte er sich aus.
Sie setzte sich aufs Bett und klimperte schmachtend mit den Wimpern. »Wäre es Euch lieber, wenn ich mich Euch an den Hals hängen würde, wie es die Frauen bei Eurem Bruder machen?«
»Es gibt für eine Frau andere Möglichkeiten, ihre Wünsche durchzusetzen.«
»Indem sie die Hilflose spielt.« Sie rümpfte die Nase.
»Indem sie genau weiß, wann sie weibliche Raffinesse einsetzen muss.« Er legte sich auf dem Mantel zurecht und stützte sich auf seine Ellbogen. »Herrgott, mich drückt jeder einzelne Stein im Boden.«
»Wenn Ihr lieber das Bett wollt, könnt Ihr es haben. Ich kann gut auf dem Boden schlafen. Mein Mantel ist dicker als Eurer.«
»Ich werdet den dickeren Mantel als Schutz gegen Ungeziefer brauchen.«
Sie lehnte sich lachend aus dem Bett. »Also deshalb habt Ihr mir das Bett angeboten? Ihr wolltet es nicht teilen?«
Er schlang einen Arm um ihre Schultern und hielt sie in ihrer Stellung zu ihm gebeugt fest. »Ich sagte kein Wort, dass ich Euer Bett nicht teilen wollte.«
Sie verlor sich in seinem glutvollen Blick. In seinen Augen lag die Verheißung der Leidenschaft, die seine Küsse hatten ahnen lassen. Sie brauchte sich nur herunterziehen lassen und … Hastig zog sie sich zurück. Man hatte sie ausgeschickt, um sein Leben zu retten, und nicht, um neben ihm zu schlafen. Sie war eine Schwester der Abtei von St. Jude. Ihr Gelübde, der Königin und dem Kloster geleistet, hatte Vorrang vor allem anderen.
»Und ich sagte nichts davon, dass ich meines teilen möchte«, gab sie zurück.
Christian erhob sich. »Wenn Ihr schlechter Laune seid, schlaft lieber.« Er ging zum Vorhang. Als er ihn wegschob, um hinauszublicken, murmelte er: »Ein Mucks und ich erdrossle Euch, das schwöre ich.«
»Ihr seid es, der schlechte Laune hat.« Sie lachte kurz auf, als er den Vorhang fallen ließ. »Oder sollte ich sagen, schlechterer Laune als sonst? Lasst es nicht an mir aus, wenn Ihr Euch über Guy ärgert.«
»Er ist nicht der Einzige, der mich erbittert. Wäre ich Euch nicht begegnet, würde ich den Advent mit guten Freunden verbringen, die für Tafelfreuden und bequeme Betten sorgen.«
In der Hoffnung, er würde nicht merken, dass sie bluffte, zeigte sie auf den Vorhang. »Geht! Wenn Euch ein paar unbequeme Nächte schon zu viel sind, kann ich nicht hoffen, dass Ihr gewillt seid, es mit einem gewitzten Gegner wie Wain of Moorburgh aufzunehmen. Greint Ihr immer wie ein Säugling?«
»Euer Vater hätte gut daran getan, seiner Tochter beizubringen, ihre Zunge zu hüten. War es Eure Natternzunge, die Moorburgh so erzürnte, dass er Eure Familie angriff?«
Sie stand auf und ging zu ihm. Als sie die Hand wie zu einem Schlag hob, umfasste er ihr Handgelenk. Sie zuckte zusammen, als seine Finger sich in ihre Haut gruben. Ihre List hatte ihn mehr ergrimmt, als sie vorausgesehen hatte.
»Loslassen!«, befahl sie.
»Damit Ihr mich schlagen könnt?« Er lachte ohne Humor. »Für so dumm könnt Ihr mich nicht halten.«
»Das sagte ich nie. Ich sage vielmehr, dass Ihr arrogant, ungeduldig und wütend seid, weil Ihr mich nicht so herumkommandieren könnt wie alle anderen.«
»Ihr habt zugestimmt, Euch zu fügen.«
»Das werde ich auch.«
»Wann? Ihr widersetzt Euch allen meinen Befehlen.«
»Nur eine Närrin würde alle Eure Befehle befolgen.«
Er zog sie näher zu sich. »Dann sollet Ihr eine Närrin sein, Avisa, wenn Euch das Leben Eurer Schwester lieb ist.«
Sein Gewitterblick ließ an weit größere Gefahren denken als an Wind und Wölfe, doch ihr war jetzt klar, wie einem Seemann zumute sein musste, der auf eine wilde See hinausblickt. Eine so ungestüme Wut konnte gefährlich sein, doch
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