Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)
eine mögliche Entdeckung wirkte so verlockend, dass jede Gefahr daneben verblasste.
Sie musste etwas sagen. Etwas, das er erwartete. Etwas, das ihn so ärgerte, dass er sie losließ und sie so tun konnte, als wäre sie froh.
»Zieht Ihr Geistlosigkeit bei Frauen vor, Christian?«, flüsterte sie. Spräche sie lauter, würde er womöglich das Beben ihrer Lippen hören, die sich nach seinen Küssen verzehrten.
»Nein.«
»Und doch heißt Ihr mich, eine Närrin zu sein. Warum?« Sie versuchte einen Schritt zurückzutreten, seine Arme aber drückten sie an seine Brust.
»Weil ich erfahren möchte, was sich hinter Euren geschliffenen Worten verbirgt, die darauf abzielen, einen Mann zu vernichten.«
»Das ist nicht meine Absicht.«
»Was dann?«
Als sie sich diesmal zurückzog, ließ er sie los. Sie war versucht, sich ihm wieder in die Arme zu werfen, doch sie musste sich an die kleinen Reste der Fassung klammern, die ihr geblieben waren. Als sie ans Fenster ging, kehrte sie ihm den Rücken zu, während sie sich bemühte, ihren Gesichtsausdruck zu entspannen. Sie musste für ihn eine neue Geschichte erfinden, eine neue Lüge. Allein der Gedanke war entsetzlich.
»Ich möchte nicht, dass ich Euch gefalle«, sagte sie.
»Seid diesbezüglich unbesorgt.«
Sie drehte sich blitzschnell um, während ihr Verstand ihr eingab, diesem Gespräch ein Ende zu machen. »Ich gefalle Euch nicht?«
»Was könnte einem an Euch gefallen, Avisa?« Er ging auf sie zu, während er an den Fingern abzählte. »Erstens seid Ihr dickschädelig, zweitens zeigt Ihr keine Dankbarkeit für das, was wir für Euch getan haben.«
»Das stimmt nicht! Ich bin sehr dankbar.«
»Drittens«, fuhr er fort, als hätte sie nichts gesagt, »findet Ihr jede denkbare Möglichkeit, mir Schande zu machen.« Er hielt die drei Finger hoch, um ihren Protest zu ersticken. »Euer Verhalten in der Halle zu Castle Orxted ist das beste Beispiel. Viertens fördert Ihr bei allen, denen wir begegnen, die schlimmsten Gefühle zutage.«
»Was soll das heißen?« Sie sollte dieser Debatte ein Ende machen, sie sollte hinausgehen und ihn allein lassen. Sie sollte, doch der Schock, dass sie ihm nicht gefiel, hatte sie wie ein Speer durchbohrt.
»Ihr habt die Männer da draußen gesehen.« Er zeigte auf den zugezogenen Vorhang. »Sie haben nun Ärger mit ihren Frauen, weil sie ihr Verlangen nach Euch nicht verbergen konnten.«
Sie schlug gegen die Wand. Getrocknete Schmutzstücke fielen zu Boden. »Ihr könnt mir mein Äußeres nicht vorwerfen. Dafür kann ich nichts.«
»Aber Ihr hättet den Mantel anbehalten können, bis wir uns zurückzogen.«
»Beim Essen?«
»Ja.«
»Das ist absurd. Wollt Ihr mir auch die Schuld am Wetter und dem frühen Sonnenuntergang und dem Zwist zwischen König und Erzbischof geben?«
Er packte ihre Schultern. Als sie sich ihm entziehen wollte, drückte er sie an sich. Seine Hände glitten langsam ihre Arme entlang. Ihr Körper bestürmte ihren Verstand, ihren Zorn zu zügeln und nachzugeben. Die Aussicht, seine festen Muskeln zu liebkosen, ließ ihre Finger zittern. Ein Seufzen kam ihr über die Lippen, das nach seinem Mund lechzte.
Als sein Arm sich um ihre Taille schlang, beugte er sich zu ihr. Sie wartete auf seinen Kuss, sehnte ihn herbei und hasste sich dafür. Er küsste sie nicht. Stattdessen hielt er so knapp vor ihr inne, dass seine Lippen ihren Mund streiften, als er sprach.
»Avisa, niemals würde ich dir das Unwetter draußen anlasten.« Seine Finger glitten in die Flechte, die über ihren Rücken fiel. Er löste sie und murmelte: »Aber du hast Schuld an dem Sturm, der in mir tobt, an dem Feuer, das mich erfasst, wenn ich dich ansehe, dich berühre, dein sonnengewaschenes Haar rieche.« Er hob eine Hand voll Haare und führte sie an seine Nase.
»Das ist Euer Problem, nicht meines.« Sie kämpfte darum, dass es ihm nicht gelänge, ihre Wut zu dämpfen, als sie ihm ihr Haar entzog. »Ihr müsst Eure Begierden zügeln.«
»Nicht dein Problem, sagst du?« Seine Lippen liebkosten ihren Hals, wo der Puls am heftigsten schlug.
»Christian …«
Sein Mund streifte ihre Lippen, als er sie an die Wand drückte. Seine Zunge kämpfte flink wie ein Schwert mit ihrer, als er ihren Mund erforschte. Sie musste sich ihm entziehen, musste sagen, er solle aufhören. Sie musste …
Sie jagte seine Zunge zurück in seinen Mund und ließ ihre Arme seinen Rücken hinaufgleiten. Jeder stramme Muskel reagierte auf ihre Berührung. Sie
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