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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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wischte ihr schweißnasses Gesicht am linken Ärmel ab. Ihre ärgerliche Miene verriet, wie hinderlich der Ärmelbesatz war, der ihr fast bis zu den Füßen reichte und sie wünschen ließ, sie hätte das praktischere Gewand zur Hand, das sie im Kloster trug. Kein Wunder, dass es unüblich war, dass Frauen ein Schwert trugen. Allein der Gedanke, in einem Kleid mit so absurden Ärmeln einem Gegner gegenübertreten zu müssen, reichte, um die Beherzteste mutlos werden zu lassen.
    Wie kam es, dass die Abtei in den wenigen Jahren seit ihrer Gründung eine Entwicklung genommen hatte, die so stark von der Welt außerhalb der Klostermauern abwich? Während hinter den Mauern gesunder Menschenverstand herrschte, konnte sie das von den Menschen, die ihr auf der Reise begegnet waren, nicht behaupten.
    Sie hatte Christian zu den wenigen mit vernünftigem Kopf gezählt, bis zum Abend zuvor. Sie frage sich nun, ob sein bizarres Benehmen der Grund war, weshalb Königin Eleanor sie ausgesandt hatte, dafür zu sorgen, dass er nicht in Schwierigkeiten geriet.
    Sie stieß ihr Schwert in einen Heuhaufen. Dieser Schuft! Dieser Sohn eines Schuftes! Er hatte genau gewusst, was er tat, als er sie zu verführen versuchte. Er hatte alles mit einer bestimmen Absicht gemacht, und sie war so schwachsinnig gewesen, auf seine Verführungstaktik hereinzufallen. Wieder stieß sie das Schwert ins Heu, zog es heraus und schüttelte die Halme von der Klinge. Elender Schuft!
    Sie zuckte zusammen. Wer aus dem Kloster kam, durfte keine Menschenseele verdammen. Aber niemand im Kloster kannte Christian Lovell, diesen arroganten, egoistischen Esel!
    Sie wirbelte herum und hieb mit dem Schwert auf einen vom Wind heruntergerissenen Zweig. Er zerbrach unter ihrem Hieb. Stücke schnellten in alle Richtungen davon und trafen mit einem trockenen, hölzernen Geräusch auf dem harten Boden auf.
    Avisa hielt inne und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Sie ließ sich von ihrem Zorn beherrschen. Wut und nicht ruhige Überlegung führte ihr Schwert. Zu ihren ersten Lektionen hatte es gehört, ihre Emotionen im Zaum zu halten. Diese Lehre gab sie an ihre Schülerinnen weiter, indem sie ihnen in Erinnerung rief, wie die Krieger des Sachsenkönigs Harold, von einer scheinbaren Siegeschance getäuscht, von den Normannen besiegt wurden.
    Sie hob ihr Schwert in Hüfthöhe in der Hoffnung, weiteres Training würde sie von ihrem Frust befreien. Wenn sie länger blieb, würde Christian vielleicht bemerken, dass sie wieder hinausgeschlüpft war, während er schlief.
    Schlaf! Sie hatte kein Auge zugetan, während er …
    »Ruhe«, ermahnte sie sich in der Hoffnung, der Klang der eigenen Stimme würde die Anspannung lösen, die ihre Gedanken in unzählige Richtungen streute.
    Sie musste jetzt trainieren und dann wieder im Haus sein, ehe Christian etwas merkte. Auf Castle Orxted hatte er ihre Erklärung ohne allzu viele Fragen akzeptiert, es war aber zweifelhaft, ob er ihre Lügen ein zweites Mal schlucken würde.
    Die Schwertspitze zu Boden richtend, fasste sie einen unsichtbaren Feind ins Auge. In einem Halbkreis schwang sie die Waffe hoch, um den gegnerischen Angriff zu blockieren. Ihr Schwert erhob sich wie ein Spiegelbild des unsichtbaren Schwertes. Einen Schritt zurücktretend, blockierte sie das unsichtbare Schwert, ehe sie die eigene Waffe in den rechten Arm des Gegners trieb.
    »Wo habt Ihr das gelernt?«, flüsterte eine leise Stimme an der Mauer.
    Avisa hatte gehofft, ungestört zu bleiben, ehe das Licht der Morgendämmerung auf das Haus fiel. Mit gekrümmtem Zeigefinger winkte sie das Mädchen zu sich, das jünger zu sein schien als Christians Page und das nun aus der Dunkelheit trat.
    Die dunklen Haare des Mädchens hingen schlaff herunter, ihre Kleidung war mit Flecken übersät. In ihren Augen aber brannte die Neugierde.
    »Eine Freundin lehrte mich, mit einem Schwert umzugehen«, entgegnete Avisa lächelnd und staunte, dass sie zu einem Lächeln imstande war. Sie verdrängte alle Gedanken an Christian aus ihrem Kopf und stützte die Schwertspitze auf den Boden. »Ich trainiere, damit ich nicht aus der Übung komme.«
    »Ihr seid eine Dame, und Damen kämpfen nicht. Das ist Sache der Ritter.« Das Mädchen kam schüchtern näher und starrte das Schwert an.
    »Wenn aber kein Ritter zur Stelle ist, muss eine Frau, ob hochgeboren oder Bäuerin, sich selbst und ihr Heim verteidigen können.«
    »Könnte ich es lernen?«
    Ihr Lächeln wurde breiter. Das Kind war

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