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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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sonst«, antwortete sie mit ihrem schönsten Lächeln. Während des Gespräches mit der kleinen Fayre hatte sie sich ins Kloster versetzt gefühlt, und dort war ihre größte Sorge gewesen, ob sie Narikos nächste Lektion bewältigen würde. Der Anblick Christians rief ihr in Erinnerung, dass ihr Leben nicht mehr so einfach war.
    Er ging nun, ohne zu hinken, doch sie wusste, dass es noch ein paar Tage dauern würde, bis sein Knöchel nicht mehr schmerzte. Sie wünschte, seine Schmerzen wären ihr einerlei. Er hatte sich letzte Nacht eindeutig von ihr abgewandt.
    »Was hat ein früher Aufbruch mit St. Jude’s Abbey zu tun?«, fragte er.
    »Nichts.« Sie bückte sich, um den Sattel des Grauen zu überprüfen, und versuchte sich zu fassen. Sie hätte sich denken können, dass er dank seiner scharfen Ohren ein Gespräch mithören konnte, ehe er in Sichtweite war. »Ich hörte, wie Ihr zu dem Mädchen, das eben ins Haus lief, von St. Jude’s Abbey gesprochen habt.«
    »Sie gestand mir ihre Neigung zu klösterlichem Leben, und ich erzählte ihr von St. Jude’s Abbey, die seit ihrer Gründung von meiner Familie gefördert wurde.« Es war himmlisch, die Wahrheit sagen zu können.
    Er rümpfte die Nase. »Das Klosterleben ist kein Dasein für jemanden, der auch nur einen Funken Seele in sich hat.«
    »Genau umgekehrt. Das Klosterleben ist gut für die Seele.«
    »Missversteht mich nicht, Avisa. Ich bewundere alle, die irdischen Freuden und Drangsalen für ein Leben nicht enden wollender Einförmigkeit und frommen Strebens willig entsagen. Doch ich fühle mich nicht dazu berufen.«
    Sie konnte ihm darauf nicht antworten, da Guy, der noch immer sein einsames Nachtlager beklagte, und Baldwin zu ihnen traten. Als sie sich auf ihre Pferde schwangen und den auf dem Anwesen lebenden Familien Lebewohl sagte, blickte sie nach Osten zu der Sonne, die den Himmel tiefer blau färbte. Jenseits des Horizonts lag St. Jude’s Abbey. Sobald der König nach England zurückkehrte und mit seinem streitbaren Erzbischof Frieden schloss, würde Avisa ins Kloster zurückkehren, wo sie hingehörte. Es war der Ort, wo sie neue Fertigkeiten lernen konnte, wo sie das Gelernte weitergeben konnte, der Ort, wo sie der Königin diente und nicht in Versuchung geriet, ihre Gelübde bei Christians Berührung zu vergessen.
    Konnte es denn sein, dass Christian ihr einen großen Gefallen getan hatte, indem er ihr zeigte, wie leicht es war, Opfer der eigenen Begierden zu werden? Anstatt wütend zu sein, weil er sie erst entflammt und dann allein gelassen hatte, musste sie ihm dankbar sein, da sie nun wusste, wie leicht sie alles verriet, was sie wirklich liebte. Wirklich liebte ! Sie liebte das Kloster wirklich. Und Christian liebte sie nicht wirklich. Wie könnte sie einen Mann lieben, der so mit ihr umsprang.
    Dies wiederholte sie immer wieder, als sie den Hof hinter sich ließen und westwärts ritten. Wenn sie es sich oft genug vorsagte, würde sie es vielleicht mit der Zeit glauben.
     
    »Wie weit ist es noch?«, fragte Guy, sich unter den Ästen duckend, die sich über die Straße wölbten. Er fluchte, als sein gespannter Bogen sich an einem Zweig verfing und beide gegen seinen Hinterkopf schnellten.
    »Wird er der ständigen Fragerei nicht überdrüssig?« Avisa war froh, dass ihr Gesicht unter der Kapuze verborgen war und man nicht sehen konnte, wie sie ihr Gesicht verzog, da mit jedem Schritt des Pferdes der Schmerz, der sich durch ihre Beine zog, zunahm. In den letzten Jahren war sie nicht viel geritten und hatte es in den vergangenen zwei Wochen in Form von verschiedenen Wehwehchen büßen müssen.
    »Offenbar nicht.«
    Sie lächelte auf Christians Antwort hin. Sie war schon mehrmals versucht gewesen, ihn zu fragen, warum er seinen Bruder mitgenommen hatte. Guy hatte kein Interesse an der Hochzeitsfeier, da er ungern die Weinachtsfeiertage im Herrenhaus der Lovells versäumte. Wenn nicht ihr Vater ebenfalls beabsichtigt hätte, der Hochzeit beizuwohnen, wäre Guy auf Lovell Mote geblieben.
    Jetzt konnte sie schon wieder lächeln, wenn Christian etwas sagte. In der ersten Woche, nachdem sie Ralph Farmers Haus verlassen hatten und jede sich dahinschlängelnde Straße entlanggeritten waren, die sie nehmen konnte, ohne in Verdacht zu geraten, die Reise unnötig zu verlängern, hatte sie nur mit ihm gesprochen, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Als sich im Land die Kunde verbreitete, dass Erzbischof Thomas nach London und weiter zöge, um den jüngeren

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