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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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treiben konnte wie keine andere. Er stand in ihrer Schuld, weil sie sein und Baldwins Leben gerettet hatte, und er hatte keine Ahnung, wie er diese Schuld abtragen konnte. Unter Rittern verstanden sich diese Dinge von selbst, sie aber war kein Ritter.
    Er wollte aufstehen, als sie mit dem Eimer eintrat und ihm bedeutete, er solle bleiben, wo er war. Sie stellte den Eimer neben ihn und benetzte einen sauberen Lappen mit Wasser. Dann stützte sie seine Hand an ihr Bein, damit sie seinen aufgeschlitzten Ärmel vor sich hatte. Vorsichtig betupfte sie das getrocknete Blut und löste den Stoff von seiner Wunde.
    »Gibt es etwas, das Ihr nicht könnt?«, fragte er so sanft, wie ihre Berührung war.
    Sie blickte ihn an. Der Zorn verblasste in ihren Augen, und er las Verwunderung darin. »Viele Dinge.«
    »Es sieht aus, als wäret Ihr in allem befähigt, was Ihr anfasst.«
    »Eine Illusion, wie ich Euch versichern kann.« Ein mattes Lächeln umspielte ihre Lippen.
    Plötzlich wollte er nichts mehr, als sie an sich ziehen und beenden, was er vor zwei Wochen begonnen hatte, als er versucht hatte, ihr zu zeigen, dass sie für Verlangen ebenso empfänglich war wie er. Ihr Haar schimmerte im Feuerschein wie edles Gold und streifte seine Wange, während sie sich über ihre Aufgabe beugte. Jedes Flackern im Kamin floss über ihr Gesicht und betonte die kecke Rundung ihrer Wange und die trotzige Haltung ihres Kinns. Da seine Hand auf ihrem Knie balancierte, brauchte er nur die Finger zu spreizen, wenn er sie auf den Boden zurückschob.
    Er blickte in die andere Richtung. Sie war die Tochter eines Lords, und er verdankte ihr sein und das Leben seines Pagen. Die Ehre gebot, dass er sie beschützte, und sei es vor ihm selbst.
    »Fertig«, sagte sie. »Könnt Ihr die Hand bewegen, oder ist der Verband zu fest?«
    Er erwog, ihr ehrlich zu antworten. Der Verband konnte nicht mehr spannen als jeder Muskel seines Körpers. Wieder unterdrückte er das Drängen seines Körpers. »Er sitzt tadellos.«
    »Das freut mich.«
    »Danke, Avisa.« Er brachte die Worte kaum heraus, da er sich vorstellte, wie sie unter ihm lag und er in sie eindrang.
    »Aber gern.« Als ahnte sie seine Gedanken, schauderte sie, und ihr weicher Körper streifte ihn. O Gott, sie war eine Augenweide und ein Leckerbissen für alle anderen Sinne!
    Sie stand auf und trat fort.
    Er sah sie an. Er konnte sich nicht zurückhalten. Seine Brauen senkten sich, als er ihre ungewohnte Unsicherheit sah.
    »Ich möchte sagen, dass es mir leidtut«, flüsterte sie. »Hätte ich nicht versucht, mein Schwert zurückzugewinnen, wäre uns nicht entgangen, dass die Räuber uns auflauerten.«
    »Ihr habt sie bemerkt, ich aber habe Eure Beobachtung abgetan.«
    »Was ich zu sehen glaubte, waren vielleicht gar nicht die Räuber.«
    »Sagt das nicht, nur damit ich mich besser fühle.« Noch viel besser würde ich mich fühlen, wenn du dich neben mich legtest .
    Hatte sich sein Ausdruck verändert und verriet seine Gedanken? Oder konnte es gar sein, dass ihre Gedanken einander glichen? Er war seiner Sache nicht sicher, da sie seinem Blick auswich, als sie sagte, sie müsse nach Baldwin sehen. Er nickte, und sie wünschte ihm eine gute Nacht.
    Er wusste nicht, was gut an der Nacht sein sollte, wenn sie nicht an seiner Seite war.
     
    Das Geräusch war ganz leise. In anderen Nächten hätte Avisa es nicht gehört. Aber heute waren ihre Nerven angespannt, da die Ereignisse des Tages in ihren Träumen abrollten, verzerrt und außer Form wie ein Raum, der sich in einem polierten Schild spiegelt.
    Sie schlug die Augen in der Finsternis auf. Neben ihr schnarchte Baldwin auf seinem dünnen Strohsack. Der Verband hob sich wie ein dunkler Streifen von seiner hellen Haut ab. Sie beneidete den Jungen um seine Fähigkeit, in den Schlaf entfliehen zu können.
    Ein Scharren.
    Woher kam es?
    Avisa kroch zwischen den Fellen hervor und zog den Dolch. Hier war es zu beengt, um ein Schwert zu benutzen.
    Krratz.
    Es kam von außerhalb des Hauses und bewegte sich von der rückwärtigen Seite zur vorderen. Sie zog die Kapuze ihres Mantels über ihr Haar, damit es im Mondlicht nicht leuchtete, und spitzte die Ohren. Verstohlene Schritte. Ein Mensch. Jemand schlich um das Haus herum.
    Sich tief duckend, schlich sie aus der Kammer in den größeren Raum. Das Fenster war mit Balken verschlossen, doch drang die Kälte an den Rändern ein. Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie die Umrisse Christians sah, der mit dem

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