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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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Rücken zu ihr neben dem Feuer lag. Sie konnte ihn nicht wecken, damit er ihr half. Nicht nur dass er verletzt war, er würde darauf bestehen, dass sie im Haus blieb, während er draußen Nachschau hielt.
    Oder aber er würde sie anschauen wie am Feuer, als sie seinen Arm versorgt hatte. Sich von ihm zu lösen, hatte all ihre Kraft gekostet. Sie war nicht sicher, ob es ihr noch einmal gelingen würde, vor dem in seinen Augen und auf seinen Fingerspitzen brennenden Verlangen zu fliehen.
    Denk nicht mehr daran! Denk lieber an die Aufgabe, die dich an diesen Ort führte. Du sollst Christian und seine Begleiter schützen . Bei Guy hatte sie versagt und konnte sich einen zweiten Fehlschlag nicht leisten.
    Nach der nach draußen führenden Tür tastend, fand Avisa diese erst, nachdem sie gegen die verzogenen Bretter der Wand gerannt war. Sie griff nach dem Riegel. Er ließ sich nicht heben. Sie versuchte es wieder. Ihre Finger rutschten vom Holz ab und wurden aufgeschürft. Sie blieb mit angehaltenem Atem stehen.
    Krrratz.
    Das Geräusch war näher an der Tür. Sie legte den Dolch auf den Boden, ehe sie die Handwurzel an den Riegel legte. Ihr Handgelenk umfassend drückte sie die Hand hinauf, um ihn zu heben. Er gab nicht nach.
    Krratz.
    Jetzt kam das Geräusch von weiter her. Was ging da vor?
    Sie drückte nach oben, und der Riegel gab ein wenig nach. Sie veränderte ihre Stellung und versuchte es abermals. Diesmal ging die Tür mit ohrenbetäubendem Gequietsche auf.
    Den Dolchgriff umfassend glitt sie in die nächtliche Kälte hinaus. Etwas schnellte aus der Dunkelheit auf sie zu. Ihr Arm wurde so heftig gepackt, dass der Dolch davonflog. Sie wurde in den Stall zurückgeschoben und fiel über die erhöhte Schwelle. Als sie aufzustehen versuchte, wurden ihre Schultern auf dem Boden festgehalten. Sie wollte sich wegrollen und grub die Fingernägel in die Arme ihres Bezwingers. Mit einem Aufschrei packte er ihre Handgelenke und drückte sie, die Arme über den Kopf ausstreckend, auf den Boden. Als sie ihn trat, verwickelte sich ihr Rock mit ihren Beinen.
    »Allmächtiger!«, hörte sie heiseres Geflüster an ihrem Ohr. »Das reicht, Weib!«
    »Christian!«
    »Wer sonst?« Er verschob sich, dass er neben ihr zu liegen kam, ohne sie loszulassen.
    Sie zerrte an seinem Gewand und versuchte, von ihm loszukommen. Sie hielt inne, als etwas auf die Ecke zuklapperte.
    »Was war das?«
    »Was war was?«
    »Ich hörte etwas über den Boden rollen.«
    Er blickte in die Richtung des Geräusches und lachte. »Sicher huscht dort eine Maus herum. Haltet Euch an mich, und ich werde Euch vor so Furcht einflößenden Raubtieren beschützen, Avisa.«
    »Lasst mich aufstehen!« Sie drehte und wand sich, doch seine starken Beine drückten ihre auf den Boden. »Das mag ja eine Maus sein, doch ich hörte jemanden vor dem Stall.«
    Sein Lächeln wirkte geradezu diabolisch, da das Licht jeden Zug seines Gesichtes markant betonte. »Ich weiß. Deshalb ging ich hinaus, um nachzusehen, und erschreckte einen der Bauern, der vom Melken zurückkam. Er war gegen einen Überfall mit einem eisenbeschlagenen Stock bewaffnet. Den zog er hinter sich her, als er die Milch zum Haus schleppte.«
    »Wie seid Ihr vor mir aus dem Haus gelangt? Ihr habt doch geschlafen … dort drüben.« Sie verdrehte den Hals nach den Umrissen am Feuer. Ein Haufen Felldecken, wie ihr nun aufging.
    »Ihr dürft Euch von der Nacht nicht narren lassen, Avisa.«
    Sie hoffte, die Dunkelheit würde die Röte verbergen, die ihr in die Wangen stieg.
    »Und Ihr müsst Euch abgewöhnen, ständig kampfbereit zu sein.« Seine Daumen streichelten die Innenseite ihrer Handgelenke. »Ihr sollt so denken wie eine Frau.« Er zog sie wieder unter sich.
    Sie starrte zu ihm auf. Sie war ihm oft nahe gewesen, hatte in den kalten Nächten ihrer Reise in seiner Nähe geschlafen, hatte seine Verletzungen versorgt, sie hatten zusammen gelacht und hatten gestritten. Sie hatten jedes Gefühl, jede Reaktion, jede Leidenschaft geteilt … bis auf eine.
    »Christian, lasst mich aufstehen!«
    »Eure Lage ist nicht so, dass Ihr befehlen könnt. Höchste Zeit, dass Ihr zur Vernunft kommt. Ihr erbittet meine Hilfe, und dann unternehmt Ihr wieder auf eigene Faust eine Dummheit. Vielleicht sollte ich Euch gehen lassen, damit Ihr beweisen könnt, wie dickköpfig Ihr wirklich seid. Aber wenn ich es täte und Ihr getötet würdet, wäre ich entehrt, weil ich zuließ, dass Ihr unter meinem Schutz ums Leben gekommen

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