Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)
seid.« Sein Lächeln war bedrohlicher als seine Worte. Seine dunklen Brauen senkten sich über seinen bezwingenden gewittergrauen Augen. »Spart Euch also die Befehle für andere.«
»Für andere, die den Sinn darin erkennen?« Sie versuchte sich ihm zu entziehen. »Ihr seid ein Narr und ein Tyrann obendrein.«
Er zog ihr Gesicht an seines heran. Rohes Verlangen füllte sein Flüstern. »Und du bist die herrlichste Frau, die ich je sah.«
Sie schnappte in dem Moment nach Luft, als sein Mund ihren bedeckte. Als sein harter Körper sie auf den Boden drückte, erfasste sie das Verlangen, gegen das sie vergebens gekämpft hatte. Ihre Arme glitten über seinen Rücken. Jede seiner Berührungen, jeder Atemhauch forderte, dass sie ihrem Verlangen nachgab. Als seine Beine ihre streiften, wölbte sie sich ihm entgegen, um ihn ganz zu fühlen. Die Leere in ihr war wieder da und lechzte danach, von ihm gefüllt zu werden. Sie brauchte sich ihm nur hinzugeben.
Du gehörst dem Kloster. Du bist eine der Schwestern. Es ist nicht recht, dass du hier mit ihm zusammen bist . Die Stimme in ihrem Kopf war beharrlich.
»Nein, Christian«, flüsterte sie.
»Nein?« Unglauben füllte seine Stimme.
»Nein.« Sie glitt unter ihm hervor, und die Kälte im Stall umfing sie. Begab sie sich wieder in seine Arme, wäre die Nacht wundersam warm. Ihr Platz war nicht in seinen Armen, sondern an seiner Seite, um ihn zu beschützen, wie sie es der Königin und dem Kloster gelobt hatte.
»Avisa …«
»Gute Nacht.« Noch nie war es ihr so schwergefallen, zwei Worte auszusprechen.
»Geh nicht.«
»Ich muss.« Sie stand auf und entfernte sich rücklings. »Ich muss.« Wenn sie die Worte oft genug wiederholte, würde sie sich selbst vielleicht damit abfinden.
Auch er stand auf und berührte ihre Wange. Wortlos ging er zu den Felldecken auf dem Boden. Er legte sich hin, zog die Decken über sich und wandte ihr den Rücken zu.
Nie hatte sie sich so allein gefühlt. Auch das Wissen, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, war kein Trost, da ihr die richtige Entscheidung nie so falsch erschienen war.
13
Christian zog sein Kettenhemd zurecht, dessen Glieder bei jeder Bewegung klirrten.
Avisa sah schweigend zu, als er Kettenhandschuhe aus dem Sack zog, den er auf dem Rücken seines Pferdes befördert hatte, und sie auf den Fenstersims legte. Die Banditen hatten in ihrer Dummheit diesen Sack zurückgelassen, als sie mit den Pferden flüchteten. In seiner Kampfkleidung war Christian Lovell die Verkörperung eines kühnen und gefürchteten Ritters im Dienste des Königs. Hoffte er die Räuber mit seiner Erscheinung zu entmutigen?
Sie befingerte die Teile der Kettenhaube, die Kopf und Nacken bedecken würde. Sie war nicht so schwer wie erwartet. Unwillkürlich drängte sich ihr die Frage auf, warum der Waffenschmied der Abtei keine Kettenhemden für die Schwestern angefertigt hatte. Fast hätte sie bei dieser Vorstellung aufgelacht. Bis zu Königin Eleanors Besuch hatte keine der Schwestern erwartet, jemals die Abtei zu verlassen.
»Danke«, sagte Christian, als er den Kopfschutz nahm, ihre Hand an seine Lippen führte und sie leicht küsste.
Als ihre Finger sich über seinen schlossen, hätte sie ihn gern näher herangezogen, damit er ihren Mund küssen konnte. Sie ließ seine Hand los, da sie sich bewusst war, dass der junge Baldwin zuschaute. Der Junge stand neben ihm, bereit, ihm auf jede erdenkliche Weise zu Diensten zu sein.
Christian zog die Kettenhaube über den Kopf und bedankte sich bei seinem Pagen, als Baldwin ihm sein dunkles Cape reichte. Er schwang es um seine Schultern und hakte es vorne zu. Dann zog er die Kapuze über die Kettenhaube, ehe er sein in der Scheide steckendes Schwert von Baldwin in Empfang nahm. Nachdem er sich damit gegürtet hatte, griff er nach den Handschuhen.
»Wünscht mir Glück«, sagte er.
»Euch?« Avisa stand auf. »Warum nicht uns allen?«
»Ihr bleibt hier. Baldwin sorgt dafür, dass Euch nichts zustößt.«
»Ich komme mit.«
»Ihr bleibt hier.«
Warum musste er so unvernünftig sein?
»Christian, Ihr seid auf jede zusätzliche Klinge angewiesen. Ihr habt es mit mindestens einem halben Dutzend Banditen zu tun. Wer weiß, wie viele Spießgesellen noch in den Wäldern lauern? Glaubt Ihr wirklich, Ihr könnt sie allein besiegen?«
»Ich weiß Euer Angebot zu schätzen«, sagte er und strich ihr übers Haar, »doch ich möchte Eure Hilfe nicht.«
»Weil ich eine Frau bin, oder
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